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Autonomie statt Abriss

Fast ein halbes Jahrhundert gibt es das Studentendorf Berlin Schlachtensee. Doch die denkmalgeschützten Häuser stehen vor dem Abriss, nach den Plänen von Investoren sollen hier Stadtvillen entstehen. Seit drei Jahren wehren sich die Studierenden gegen den Verkauf. Um ihn zu verhindern, machten sie selbst ein Kaufangebot, das aber vom Berliner Senat aus SPD und CDU beharrlich ignoriert wurde. Nach den Forderungen der Grünen-Fraktion im neuen Senat sagte die Wissenschaftsverwaltung den Bewohnern in der vergangenen Woche nun aber zu, ihr Angebot ernsthaft zu prüfen. Bis zum Jahresende, so Camilla Werner, haushaltspolitische Sprecherin von Bündnis 90/Die Grünen, wird kein Verkauf an einen anderen Investor stattfinden. Camilla Werner: "Das ist verbindlich zugesagt von Senatsseite, und die Studenten haben nun Zeit bis Jahresende ihr Konzept zu überarbeiten und einen Finanzierungsvorschlag richtig wasserdicht vorzulegen."

    Die Umrisse eines Sanierungskonzeptes für die baufälligen Gebäude gibt es schon. Jetzt gilt es, die 23,5 Millionen Mark aufzutreiben, die der Berliner Senat für seinen Haushaltsausgleich fordert. Doch Jens-Uwe Köhler von der Arbeitsgemeinschaft Studentendorf Schlachtensee ist zuversichtlich: "Der eine Teil wird sich aus dem Verkauf von Parkplatzflächen bilden. Wir rechnen mit ungefähr elf Millionen, die wir da ungefähr erlösen können. Der andere Teil soll von privaten Investoren kommen und zum anderen Teil entweder aus einem Immobilienfond oder aber durch eine Bank gedeckt werden."

    Die 1959 mit Geldern der US-Regierung errichtete Siedlung bietet rund 1.100 Wohnheimplätze in denkmalgeschützten 50-er-Jahre Bauten und Hochhäusern aus den 70-er Jahren. Nach der Kündigung von Mietverträgen durch das Studentenwerk leben derzeit nur noch 100 Studierende in Schlachtensee, obwohl es großen Bedarf an Wohnheimplätzen gibt. Die von den Bewohnern angestrebte Finanzierung würde auch für den Berliner Senat von Vorteil sein: Proteste der Universität ließen sich vermeiden, Gerichtsverhandlungen um den Denkmalschutz gäbe es nicht, und trotzdem käme Geld in die leeren Kassen.