Das Unwichtigste vorweg: Beide Autoren-Nationalmannschaften trennten sich torlos, 0:0 Unentschieden. Ein Torfestival wie beim Hinspiel gab es also nicht, aber das Fußballspiel war auch nur der Abschluss einer von Lesungen, Favela- und Museumsbesuchen und Freundschaftsspielen geprägten Woche. In der hatten die deutschen Schriftsteller vor allem die Möglichkeit ihr eigenes Bild zu prägen, von dem seit Monaten in den Negativ-Schlagzeilen befindlichen Land kurz vor der WM. Dramaturg Moritz Rink ist da vor allem eines aufgefallen:
"Das hatte so eine Energie und so eine Kraft, dass ich einerseits begeistert war, aber gleichzeitig auch traurig, dass diese WM in einem Land spielt, in dem der Fußball eigentlich zuhause sein könnte. Und wo Eliten mit Armen früher gespielt haben, und die Armen die Welt auf den Kopf stellten, indem sie die Eliten besiegen konnten. Und nun kommt eine WM in dieses Land und die Menschen werden ausgeschlossen, mit Tickets, die keiner bezahlen kann. Eine Fifa, die hier wie eine Heuschrecke ins Land fährt und mit dem Geld wieder hinaus, die Versprechungen für Infrastruktur alle nicht gehalten, die ganzen Stadien alle aus öffentlichen Geldern finanziert. Und dann bleiben die, die den Fußball lieben, draußen, und darum - und das merkt man auch - ist doch sehr wenig Euphorie zu spüren für die WM. Ich glaube, die Menschen sind tief enttäuscht."
Austausch auch neben dem Fußballplatz
Die Reise diente auch dem kulturellen Austausch. Auf insgesamt vier Lesungen stellten die Autoren jeweils ihre eigenen Werke einem Publikum vor, aber auch sich gegenseitig, sagt der Berliner Autor Falk Hennig.
"Ich finde es sehr schön, die Autoren der anderen Mannschaft als Autoren kennenzulernen - was sonst aus sprachlichen Gründen schwierig wäre - und damit tatsächlich auch die Mentalität. Und man sieht, was es an Gemeinsamkeiten gibt, aber auch wie unterschiedlich die sein können: So zum Beispiel war mir bislang nicht klar, welche große Rolle nicht die Nationalmannschaft spielt, sondern kleine Vereine, wo das Fantum an den Sohn vererbt wird, wenn der sich aber auflehnt und einen anderen Verein wählt, dann ist das eine große Sache. Und das habe ich hier gelernt."
Menschen miteinander zu verbinden, Brücken zu bauen, das funktioniert gut über den Fußball, sagt die Projektinitiatorin Stefanie Kastner vom Goethe-Institut in Sao Paulo. Die Schriftsteller erhalten Einblicke in andere Kulturen und vernetzen sich untereinander, obwohl gerade Künstler sonst gerne als Eigenbrödler unterwegs sind.
Der Austausch dient aber noch einer anderen Sache, sagt Kastner.
"Es ist auch manchmal einfacher, Kinder und Jugendliche über den Fußball fürs Lesen zu gewinnen. Das heißt, der Fußball ist eine wunderbare Brücke. Die beiden Mannschaften haben ja auch in einer Communidade in einer Favela in Rio de Janeiro gespielt. Da besteht einfach über den Fußball eine gute Möglichkeit Kinder und Jugendliche fürs Lesen zu begeistern."
Wahrscheinlich funktioniert das Projekt auch umgekehrt: Leser für den Fußball zu begeistern. Denn unter dem Motto "literarische Dribblings" wurden von den Autoren zahlreiche Texte rund um den Fußball vorgestellt.