Arbeitshose, Sweatshirt, modische Kurzhaarfrisur, in der Hand eine Schleifmaschine. So repariert Britta Weyer gemeinsam mit ihrem Kollegen einen Oldtimer:
"Also ich zeig es dir einmal kurz."
Britta Weyer ist 32 Jahre alt, Mutter von drei Kindern und in der Ausbildung zur Kfz-Mechatronikerin.
"Ich habe immer mal gejobbt, im Einzelhandel oder im Lager. Und die Kleine ist halt dann in die Schule gekommen und dann kam die Idee, ich bin noch nicht so alt, ich könnte noch was machen."
Und zwar nicht wieder irgendwelche Jobs, sondern eine vollwertige Berufsausbildung. Doch das ist gar nicht so leicht, denn die normalen Arbeitszeiten passen nicht mit denen der Kinderbetreuung überein, sagt Britta Weyer:
"Ne, geht nicht. Also die reguläre Betreuung geht bis halb Fünf und Arbeitszeit wäre bis Fünf. Kann ich nicht. Vollzeit ging nicht."
In einem Seminar zum Wiedereinstieg für Frauen erfuhr die junge Mutter dann von TEP – dem Programm rund um die Teilzeitausbildung. Die steht jedem offen, der sich um seine Kinder oder um pflegebedürftige Angehörige kümmert. Damit Beruf, Pflege und Familie überhaupt miteinander vereinbar sind, kann die wöchentliche Stundenzahl im Betrieb reduziert werden, sagt Nicole Rottes vom Bildungszentrum der Kreishandwerkerschaft Niederrhein. Bei der Schulzeit werden allerdings keine Abstriche gemacht.
"Sie müssen die Schule, also auch überbetriebliche Lehrgänge in der Vollzeit absolvieren. Das ist manchmal eine Hürde. Da gibt es keine Kürzungen. Die Kürzung bezieht sich ausschließlich nur auf die betriebliche Zeit."
Tatsächlich sind die Lehrgänge der überbetrieblichen Ausbildung ein organisatorischer Kraftakt für die dreifache Mutter und auch den Rest der Familie.
"Ich brauche dann halt noch Betreuung für die Kinder im Anschluss an die normale, reguläre Betreuung, durch meine Mutter oder meinen Mann oder die Oma. Ja, aber es funktioniert."
In den meisten Fällen absolvieren die Teilzeit-Azubis mindestens 75 Prozent der üblichen Ausbildungszeit in Betrieb und Schule. Je nach Branche sind das zwischen 25 und 32 Stunden pro Woche. Sind es weniger, verlängert sich die Ausbildungszeit um maximal ein Jahr.
"In dieser verkürzten Zeit müssen natürlich auch die betrieblichen Inhalte vermittelt werden. Also das erfordert natürlich vom Betrieb als auch von der Auszubildenden: Ich muss reinhauen!"
Die Teilzeitausbildung steht bereits seit 2005 Frauen und Männern offen und sie kann in allen Berufen erfolgen. Aber sie wird kaum praktiziert und wenn, dann fast nur von Frauen. So haben in NRW beispielsweise bislang nur gut 560 Frauen eine Ausbildung in Teilzeit durchgeführt. Nicole Rottes von der Kreishandwerkerschaft Niederrhein räumt ein, dass sie immer viel Überzeugungsarbeit in den Betrieben leisten muss.
"Das ist sehr mühselig, weil die meisten das Programm Teilzeitausbildung überhaupt noch nicht kennen und tatsächlich auch das Gefühl haben, die ist betrieblich viel weniger da, was habe ich denn überhaupt davon."
Eine loyale, ernsthafte und engagierte Auszubildende, sagt Georg Stiller. Er hat mit Britta Weyer vor einem Jahr einen Teilzeitausbildungsvertrag abgeschlossen.
"Ja, ich habe einfach nach einem fähigen Lehrling gesucht. Das ist heutzutage etwas schwer. Und ich habe mir einfach überlegt, die Frau steht ja voll im Leben und hat nicht mehr die normalen Allüren, die andere Lehrlinge so haben, die gerade im Teeneealter sind. Frau Weyer ist sehr aufmerksam und sehr lernbereit. Das bringt vielleicht auch das Alter mit sich, weil sie weiß, welche Chance sie gerade bekommt. Und deswegen ist die Arbeit viel effektiver. Ich denke, dass sie sogar die Möglichkeit hat, ihre Ausbildung zu verkürzen."
Vorteil der Teilzeitausbildung ist auch, dass die Arbeitszeiten im Betrieb ganz individuell zwischen Chef und Mitarbeiter abgesprochen werden können. So lassen sich Engpässe im Betrieb und in der Betreuung leichter abfedern, sagt Georg Stiller.
"Natürlich, man muss schon flexibel sein. Das Wichtigste ist, man muss kommunizieren und sagen, an dem Tag, da brauche ich halt einfach die Zeit, aber ich würde dann eventuell zum Notdienst am Samstag erscheinen. Dann ist das ganz klar, dass sie nach Hause gehen darf."
Nach der Arbeit holt die 32-Jährige ihre drei Kinder aus der Ganztagsschule ab, dann stehen Hausaufgaben und Hobbys auf dem Programm und natürlich wartet auch der Haushalt auf die Auszubildende. Das sei schon ein ziemlich voller Tag, der gut organisiert sein will, sagt Britta Weyer und strahlt dabei.
"Ich möchte das auch hinkriegen. Und dann geht das auch. Es macht mir Spaß und wenn mir das Spaß macht, dann kriege ich das hin. Ich mag den Beruf total gerne, ich fühle mich hier total wohl und ja, ich bin total zufrieden."