Das ist kein schönes Geräusch. So hört es sich an, wenn der Kinderwagen einen Platten hat. Wir hören dieses Geräusch leider schon am ersten Tag unserer Wanderung. Das kann doch nicht wahr sein - wir haben tatsächlich keine Luft mehr im rechten Hinterrad!
"Das war nicht der Traumstart, wir haben nicht gedacht, dass wir gleich am ersten Tag einen Platten haben. Aber wir haben uns ja vorbereitet, wir haben Schlauch und Flickzeug dabei, jetzt müssen wir schauen, dass wir eine Tankstelle finden, und das Rad runtermachen, aber ich bin sicher das lässt sich reparieren lässt und dann geht es weiter, das ist ja der Klassiker, dass man am Anfang nicht nur Glück hat und ich bin mir sicher, danach kommen wir blendend durch."
Mein Mann Uli schiebt den Kinderwagen die letzten zwei Kilometer bis zu unserem Etappenziel Scheßlitz bei Bamberg. Mit Platten lässt sich der Wagen nur schwer lenken. Mika bekommt von der Aufregung nichts mit - er schläft selig. Im Schlauch klafft ein großes Loch. Der Ersatzschlauch muss her ...
... und dann kann es weitergehen. 98 Kilometer liegen vor uns, jeden Tag wollen wir rund 10 bis 12 Kilometer wandern. Auf dem Frankenweg, das ist ein Fernwanderweg, der vom Rennsteig bis zur Schwäbischen Alb führt. Die Teilstrecke, die wir uns ausgesucht haben, geht von Scheßlitz aus weiter in die Fränkische Schweiz durch so romantische Orte wie Streitberg, Pottenstein oder Egglofstein.
Mika liegt im Wagen und blickt mit großen, neugierigen Augen hoch zu den Bäumen über ihm. Er strahlt. Jeden Tag stundenlang durch den Wald geschoben zu werden, das gefällt ihm. Und wir? Wir schnaufen.
Mika wiegt knapp acht Kilo, den vollgepackten Kinderwagen bergauf zu schieben ist anstrengend. Jeder von uns hat noch einen großen Wanderrucksack auf dem Rücken. Wir müssen alles mitschleppen, was wir in den neun Tagen brauchen. Für uns Eltern ist das nicht viel, wir haben die Minimalausrüstung eingepackt, aber Mika hat mehr dabei. Drei Bodys mit kurzen Armen und zwei mit langen, drei Shirts, eine kurze und zwei lange Hosen, Schlafsack, Mütze, warme Jacke. Außerdem: 30 Windeln und zwei Packungen Feuchttücher.
Wir schwitzen, aber wir müssen den Berg schaffen, denn oben, auf dem Felsplateau, steht unsere Unterkunft für die kommende Nacht, das Naturfreundehaus in Veilbronn.
"Hallo, Grüß Gott, bin die Frau Donner. Hallo, und du bist auch dabei, geht's dir gut? Du lachst und strahlst, geht's dir gut? Ja, mhh hat er gesagt"
Frau Donner, die Pächterin, nimmt den kleinen Mika gleich auf den Arm. Sie ist ganz begeistert von unserer Tour und erzählt, dass sie früher auch oft mit dem Kinderwagen gewandert ist.
"Und damals gab es nicht die komfortablen Kinderwägen, wir hatten die Buggys mit den Hartgummirädern, dann hast du manchmal auch das Kind auf den Buckel genommen und den Kinderwagen hinterher, aber es ging alles. Und und die haben abends Feuerle geschürt, die kennen die Pilze, die Bäume, die Rinden, aber das kannst du deinem Kind nur vermitteln, wenn du es ihm vorlebst und dabei bist ... ich find das macht sich später bezahlt und das bekommt man auch zurück."
Uli und ich genießen den großartigen Blick von der Terrasse des Naturfreundehauses über das Leinleitertal. Nach dem Abendessen gehen wir hoch aufs Zimmer und packen Mikas Zelt aus.
Ein normales Reisebett hätten wir unmöglich mitnehmen können, viel zu sperrig und zu schwer. Mikas Reisezelt wiegt nur zweieinhalb Kilo, passt gerade so in den Korb unten am Kinderwagen und entfaltet sich ganz von alleine.
Am nächsten Tag führt uns die Etappe des Frankenwegs durch eine Landschaft wie aus dem Märchenbuch. Für den Kinderwagen jedoch absolut untauglich.
Der Waldpfad schlängelt sich an einem kleinen Bach entlang, wird enger und enger, große Steine versperren den Weg. Ich nehme Mika aus dem Wagen heraus in die Bauchtrage, er quengelt. Hinter mir wuchtet Uli den Wagen über die Wurzeln und Steine, ich kann nicht mit anpacken, der Weg ist viel zu schmal, und links geht es steil nach unten zum plätschernden Bach - da will ich mit Mika schließlich nicht landen. Ich fluche und will umdrehen. Was für eine Schnapsidee, mit dem Kinderwagen eine Wandertour zu machen. Genervt stapfe ich voraus und hoffe inständig, dass hinter der nächsten Biegung der Weg wieder besser wird. Tatsächlich: Ein idyllischer Picknickplatz tut sich auf. Dort stille ich Mika und warte auf Uli, der nach ein paar Minuten keuchend und schwitzend, aber immer noch gut gelaunt, ankommt.
"Der Weg war anstrengend, anders kann mans nicht sagen, durchs Mathelbachtal, landschaftlich sensationell, aber da waren so viele Felsbrocken und riesengroße Wurzeln auf dem Weg, dass ich mir nicht sicher war, ob der Wagen das schaffen würde. Aber der Wagen ist noch ganz, hat also geklappt."
Am nächsten Tag sind wir schlauer und nehmen für ein Teilstück den Bus hoch nach Gößweinstein.
Die berühmte Wallfahrtsbasilika aus der Barockzeit lassen wir links liegen. Auch für die vielen Burgruinen und Höhlen, die es in der Fränkischen Schweiz gibt, interessieren wir uns nur im Vorbeigehen. Uns steht der Sinn nicht nach Besichtigungsprogramm, sondern nach Wandern und Natur.
"Sensationell, was es hier für Wälder gibt, wie da am Boden das Moos wie ein Teppich liegt, einfach diese Bäche und Felsen, eine fantastische Landschaft die ich immer schon gemacht habe aber noch nie so wahrgenommen habe wie auf dieser Wanderung."
Kein Wunder, dass wir die Landschaft als Eltern anders wahrnehmen. Wir halten Ausschau nach schattigen Plätzen zum Stillen. Überlegen, ob es Mika nicht doch zu sehr ruckelt auf dem Wurzelpfad und fragen andere Wanderer, ob der Weg mit dem Kinderwagen zu schaffen ist.
"Grüß Gott, wie wird denn der Weg? Der ist steil, aber mit dem Kinderwagen geht's, breit genug ist er, aber sie müssen schon gut halten....kommens schon runter."
Für Steilstücke bergab hat Uli vorgesorgt und entsprechendes Equipment mitgenommen:
"Das sind hier zwei Karabinerhaken wie man sie bei Klettersteigen verwendet, den einen mache ich an den Griff hin vom Kinderwagen, den zweiten an den Gurt vom Rucksack, und wenn es bergab geht spannt sich das Ganze und nimmt das Gewicht vom Kinderwagen auf, sorgt für ne Sicherung und entlastet mich, und so kann man wunderbar entspannt den Berg runter gehen .... man muss sich nur zu helfen wissen"
Wir genießen es, als Familie den ganzen Tag zusammen zu sein. Mika hat zwar hin und wieder seine Quengelphasen, aber die hätte er zu Hause auch. Meistens lässt er sich schnell beruhigen oder ablenken. Die Wanderer, die uns entgegenkommen, nicken uns aufmunternd zu, lachen oder schauen neugierig in den Kinderwagen.
"Ich finde das ist eine wunderschöne Überraschung, wenn man um die Ecke kommt und sieht so einen kleinen Kerl, der glückselig ist und sich freut, man freut sich doch immer wenn man Kinder sieht."
Neun Tage mit dem Kinderwagen durch die Fränkische Schweiz - es ist bei einem platten Reifen geblieben. Die Blasen an den Füßen und die schmerzenden Schultern waren zu verkraften. Irgendwo zwischen Streitberg und Pottenstein ist ein Kuscheltier über Bord gegangen. Mika hat es nicht vermisst, denn die Bäume über ihm waren viel interessanter.
"Der Mika war so gut gelaunt und hat so gestrahlt im Wald, wenn er die Blätter und Baumkronen über ihm gesehen hat. Und das ist der Grund, warum wir es gemacht haben, weil ich ganz stark davon ausgehe, dass auch ganz kleine Kinder das spüren und da eine Liebe zur Natur entwickeln und das ist sehr schön."
"Das war nicht der Traumstart, wir haben nicht gedacht, dass wir gleich am ersten Tag einen Platten haben. Aber wir haben uns ja vorbereitet, wir haben Schlauch und Flickzeug dabei, jetzt müssen wir schauen, dass wir eine Tankstelle finden, und das Rad runtermachen, aber ich bin sicher das lässt sich reparieren lässt und dann geht es weiter, das ist ja der Klassiker, dass man am Anfang nicht nur Glück hat und ich bin mir sicher, danach kommen wir blendend durch."
Mein Mann Uli schiebt den Kinderwagen die letzten zwei Kilometer bis zu unserem Etappenziel Scheßlitz bei Bamberg. Mit Platten lässt sich der Wagen nur schwer lenken. Mika bekommt von der Aufregung nichts mit - er schläft selig. Im Schlauch klafft ein großes Loch. Der Ersatzschlauch muss her ...
... und dann kann es weitergehen. 98 Kilometer liegen vor uns, jeden Tag wollen wir rund 10 bis 12 Kilometer wandern. Auf dem Frankenweg, das ist ein Fernwanderweg, der vom Rennsteig bis zur Schwäbischen Alb führt. Die Teilstrecke, die wir uns ausgesucht haben, geht von Scheßlitz aus weiter in die Fränkische Schweiz durch so romantische Orte wie Streitberg, Pottenstein oder Egglofstein.
Mika liegt im Wagen und blickt mit großen, neugierigen Augen hoch zu den Bäumen über ihm. Er strahlt. Jeden Tag stundenlang durch den Wald geschoben zu werden, das gefällt ihm. Und wir? Wir schnaufen.
Mika wiegt knapp acht Kilo, den vollgepackten Kinderwagen bergauf zu schieben ist anstrengend. Jeder von uns hat noch einen großen Wanderrucksack auf dem Rücken. Wir müssen alles mitschleppen, was wir in den neun Tagen brauchen. Für uns Eltern ist das nicht viel, wir haben die Minimalausrüstung eingepackt, aber Mika hat mehr dabei. Drei Bodys mit kurzen Armen und zwei mit langen, drei Shirts, eine kurze und zwei lange Hosen, Schlafsack, Mütze, warme Jacke. Außerdem: 30 Windeln und zwei Packungen Feuchttücher.
Wir schwitzen, aber wir müssen den Berg schaffen, denn oben, auf dem Felsplateau, steht unsere Unterkunft für die kommende Nacht, das Naturfreundehaus in Veilbronn.
"Hallo, Grüß Gott, bin die Frau Donner. Hallo, und du bist auch dabei, geht's dir gut? Du lachst und strahlst, geht's dir gut? Ja, mhh hat er gesagt"
Frau Donner, die Pächterin, nimmt den kleinen Mika gleich auf den Arm. Sie ist ganz begeistert von unserer Tour und erzählt, dass sie früher auch oft mit dem Kinderwagen gewandert ist.
"Und damals gab es nicht die komfortablen Kinderwägen, wir hatten die Buggys mit den Hartgummirädern, dann hast du manchmal auch das Kind auf den Buckel genommen und den Kinderwagen hinterher, aber es ging alles. Und und die haben abends Feuerle geschürt, die kennen die Pilze, die Bäume, die Rinden, aber das kannst du deinem Kind nur vermitteln, wenn du es ihm vorlebst und dabei bist ... ich find das macht sich später bezahlt und das bekommt man auch zurück."
Uli und ich genießen den großartigen Blick von der Terrasse des Naturfreundehauses über das Leinleitertal. Nach dem Abendessen gehen wir hoch aufs Zimmer und packen Mikas Zelt aus.
Ein normales Reisebett hätten wir unmöglich mitnehmen können, viel zu sperrig und zu schwer. Mikas Reisezelt wiegt nur zweieinhalb Kilo, passt gerade so in den Korb unten am Kinderwagen und entfaltet sich ganz von alleine.
Am nächsten Tag führt uns die Etappe des Frankenwegs durch eine Landschaft wie aus dem Märchenbuch. Für den Kinderwagen jedoch absolut untauglich.
Der Waldpfad schlängelt sich an einem kleinen Bach entlang, wird enger und enger, große Steine versperren den Weg. Ich nehme Mika aus dem Wagen heraus in die Bauchtrage, er quengelt. Hinter mir wuchtet Uli den Wagen über die Wurzeln und Steine, ich kann nicht mit anpacken, der Weg ist viel zu schmal, und links geht es steil nach unten zum plätschernden Bach - da will ich mit Mika schließlich nicht landen. Ich fluche und will umdrehen. Was für eine Schnapsidee, mit dem Kinderwagen eine Wandertour zu machen. Genervt stapfe ich voraus und hoffe inständig, dass hinter der nächsten Biegung der Weg wieder besser wird. Tatsächlich: Ein idyllischer Picknickplatz tut sich auf. Dort stille ich Mika und warte auf Uli, der nach ein paar Minuten keuchend und schwitzend, aber immer noch gut gelaunt, ankommt.
"Der Weg war anstrengend, anders kann mans nicht sagen, durchs Mathelbachtal, landschaftlich sensationell, aber da waren so viele Felsbrocken und riesengroße Wurzeln auf dem Weg, dass ich mir nicht sicher war, ob der Wagen das schaffen würde. Aber der Wagen ist noch ganz, hat also geklappt."
Am nächsten Tag sind wir schlauer und nehmen für ein Teilstück den Bus hoch nach Gößweinstein.
Die berühmte Wallfahrtsbasilika aus der Barockzeit lassen wir links liegen. Auch für die vielen Burgruinen und Höhlen, die es in der Fränkischen Schweiz gibt, interessieren wir uns nur im Vorbeigehen. Uns steht der Sinn nicht nach Besichtigungsprogramm, sondern nach Wandern und Natur.
"Sensationell, was es hier für Wälder gibt, wie da am Boden das Moos wie ein Teppich liegt, einfach diese Bäche und Felsen, eine fantastische Landschaft die ich immer schon gemacht habe aber noch nie so wahrgenommen habe wie auf dieser Wanderung."
Kein Wunder, dass wir die Landschaft als Eltern anders wahrnehmen. Wir halten Ausschau nach schattigen Plätzen zum Stillen. Überlegen, ob es Mika nicht doch zu sehr ruckelt auf dem Wurzelpfad und fragen andere Wanderer, ob der Weg mit dem Kinderwagen zu schaffen ist.
"Grüß Gott, wie wird denn der Weg? Der ist steil, aber mit dem Kinderwagen geht's, breit genug ist er, aber sie müssen schon gut halten....kommens schon runter."
Für Steilstücke bergab hat Uli vorgesorgt und entsprechendes Equipment mitgenommen:
"Das sind hier zwei Karabinerhaken wie man sie bei Klettersteigen verwendet, den einen mache ich an den Griff hin vom Kinderwagen, den zweiten an den Gurt vom Rucksack, und wenn es bergab geht spannt sich das Ganze und nimmt das Gewicht vom Kinderwagen auf, sorgt für ne Sicherung und entlastet mich, und so kann man wunderbar entspannt den Berg runter gehen .... man muss sich nur zu helfen wissen"
Wir genießen es, als Familie den ganzen Tag zusammen zu sein. Mika hat zwar hin und wieder seine Quengelphasen, aber die hätte er zu Hause auch. Meistens lässt er sich schnell beruhigen oder ablenken. Die Wanderer, die uns entgegenkommen, nicken uns aufmunternd zu, lachen oder schauen neugierig in den Kinderwagen.
"Ich finde das ist eine wunderschöne Überraschung, wenn man um die Ecke kommt und sieht so einen kleinen Kerl, der glückselig ist und sich freut, man freut sich doch immer wenn man Kinder sieht."
Neun Tage mit dem Kinderwagen durch die Fränkische Schweiz - es ist bei einem platten Reifen geblieben. Die Blasen an den Füßen und die schmerzenden Schultern waren zu verkraften. Irgendwo zwischen Streitberg und Pottenstein ist ein Kuscheltier über Bord gegangen. Mika hat es nicht vermisst, denn die Bäume über ihm waren viel interessanter.
"Der Mika war so gut gelaunt und hat so gestrahlt im Wald, wenn er die Blätter und Baumkronen über ihm gesehen hat. Und das ist der Grund, warum wir es gemacht haben, weil ich ganz stark davon ausgehe, dass auch ganz kleine Kinder das spüren und da eine Liebe zur Natur entwickeln und das ist sehr schön."
