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Babylon der Speicherchips

Wer digital fotografiert, will seine Bilder auch schnell genießen können. Dazu aber müssen PC oder vielleicht direkt der Drucker auch die Speicherkarten der Kamera verstehen. Und wer möglicherweise auf ein neues Fotogerät umsteigt, wechselt damit oft auch die Speichertechnologie. Solche Vielfalt stellt Amateur wie Profi vor neue Probleme. Eine einheitliche Lösung lässt indes weiter auf sich warten.

    Mancher Anwender wünscht sich ein Speichermedium, das unkompliziert auszulesen und möglichst nicht nur in der Digitalkamera, sondern vielleicht auch im MP3-Player seinen Dienst verrichten kann. Doch noch verweigern sich die Hersteller von Kameras oftmals solchen Gelüsten und ist der Benutzer auf den Rückgriff auf ältere und damit langsamere Technologien angewiesen. Die eifersüchtig betriebenen Produktphilosophien schufen ein kompliziertes Marktgefüge im Segment der Speichermedien für die verschiedenen Anwendungen. Große Kapazitäten von zwei bis vier Gigabyte bieten jetzt etwa SD-Chips oder Memory-Sticks, die weltweite Verwendungen finden. In der "alten" Welt jedoch wird Auguren zufolge allerdings allein der Secure-Digital-Karte (SD-Karte) die Zukunft gehören. Doch auch sie ist, weil inzwischen auch in die Jahre gekommen, mitnichten einem einzigen Standard verpflichtet. Auf dem Abstellgleis landen indes immer mehr Compact-Flashkarten, obwohl auch sie Kapazitäten von bis zu acht Gigabyte offerieren. Der Grund: sie sind schlicht zu groß für die stetig schrumpfenden Kompaktkameras. Nicht einfacher machen es patentierte Formen der Speichermedien, die nur in Apparate eines Herstellers passen, obwohl das Innenleben der digitalen Gedächtnisse vielfach identisch ausfällt.

    Neben solchen Inkompatibilitäten spielt vor allem die Geschwindigkeit, mit der Daten abgelegt und gelesen werden können, eine entscheidende Rolle. Nur wenn der Speicher schnell kooperiert, kann auch die Kamera das leichtflüchtige Motiv rechtzeitig verewigen. Waren noch vor Jahren Übertragungsraten von zwei bis vier Megabit pro Sekunde üblich, liegt der Datenfluss heute bereits bei bis zu zehn, in einer Speziallösung gar bei 20 Megabit in der Sekunde. Doch solche blitzschnellen Bilderschwämme bereiten auch nur dann Freude, wenn auch die Kamera ihre Informationen schnell genug verarbeiten und dem Speicher anbieten kann. Wer also seinem digitalen Belichter Beine machen möchte, sollte zunächst das Datenblatt genau studieren. Ist der Urlaub schließlich zur Zufriedenheit dokumentiert, soll ja auch das heimische Publikum daran teilhaben können. Weil aber eine Diaschau vor dem Computer wenig gemütlich ist, der PC andererseits aber auch nicht jedes mal ins Wohnzimmer geschleppt werden kann, fanden Hersteller eine weitaus praktikablere Lösung: ein Apparat von der Größe einer herkömmlichen Fernsteuerung nimmt dabei eine Compact-Flash-Karte der Digitalkamera auf, wandelt nahezu alle darauf abgelegten Bildformate in ein fernsehverträgliches PAL-Signal und wandelt so den Fernseher in eine Alternative zum alten Diaprojektor.

    [Quelle: Wolfgang Noelke]