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Bachelor auf dem Prüfstand

Weniger Prüfungen soll es künftig geben, der strenge Lehrplan der Bachelorstudiengänge wieder gelockert werden - darüber sind sich die meisten Mitglieder der Kultusministerkonferenz (KMK) einig. Die Forderung der Studierenden nach mehr Masterstudienplätzen stieß hingegen weitgehend auf taube Ohren.

Von Philip Banse | 16.10.2009
    Das wohl dringendste Problem vieler Studierenden ist der viele Stoff und die zahlreichen Prüfungen. Die Kultusminister erkennen das Problem an. Henry Tesch, Präsident der Kultusministerkonferenz und Wissenschaftsminister in Mecklenburg-Vorpommern:

    "Wenn sie in einem Modul vier Professoren haben, muss dann viermal geprüft werden. Da sollten sich die Prüfenden abstimmen, dass nur am Ende einmal geprüft wird. Das ist möglich."

    Doch bei der Entschlackung von Curricula und Prüfungsordnungen stößt die Kultusministerkonferenz schnell an ihre Grenzen, gibt auch Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz zu:

    "Das bedeutet, dass die Studienprogramme neu geschrieben werden. Das ist nicht Aufgabe der Politik. Sie muss die Rahmenbedingungen setzen und das den Hochschulen auch mit Nachdruck signalisieren."

    Doris Ahnen, Wissenschaftsministerin in Rheinland-Pfalz, erklärte, sie will es in ihrem Land bei Appellen nicht belassen:

    "Bei der Frage nach der Kleinteiligkeit von Prüfungen sehe ich auch, dass man da rechtlich nachsteuern kann. Ich will das auch machen. Ich glaube auch, dass wir bei der Verknüpfung von Modulen nachsteuern müssen. Da sind zum Teil so starre Verknüpfungen entstanden, dass das, was man eigentlich wollte, fast unmöglich gemacht wird. Auch da werde ich nachsteuern."

    Guter Plan, sagt Tobias Rossmann vom AStA der Humboldt Universität:

    "Das ist das einzig Positive, das die Prüfungsdichte abgebaut werden soll, nachdem sie aufgebaut wurde. Wie das Geschehen soll, liegt dummerweise in der Freiheit der Hochschulen - und da wurden zuletzt auch nicht die besten Lösungen produziert."

    Mehr Einfluss haben die Kultusminister auf die Akkreditierungsagenturen, also jene Gremien, die prüfen, ob Studiengänge allen Ansprüchen genügen. Sachsen-Anhalts Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz will diese Gremien anhalten, besser darauf zu achten, dass Studiengänge inhaltlich kompatibel sind. So sollen Studienleistungen besser anerkannt werden und Studierende leichter die Hochschule wechseln können:

    "Wir können die Studienprogramme nicht schreiben, aber wir können verlangen, dass die die Studienprogramme bestimmten Regeln unterworfen werden, die die Studierbarkeit verbessern und die Anerkennung wechselseitiger Studienleistungen. Das können wir und da können wir auch Prämissen in den Zielvereinbarungen mit den Hochschulen verankern."

    Unbefriedigend in den Augen vieler Studierender auch die Antwort auf eine weitere ihrer Forderungen. Die lautet: Jeder soll Zugang zu einem Masterstudiengang bekommen. Die Antwort der Kultusministerkonferenz (KMK) darauf aus dem Mund von Berlins Wissenschaftssenator Zöllner, SPD:

    "Und wenn das Image vom Bachelor da ist, dann werden sich auch viele Fragen des Übergangs Bachelor-Master lösen."

    Bachelor aufpolieren, dann will auch keiner mehr Master machen, so das Kalkül. AStA-Sprecher Tobias Rossmann:

    "Genau das ist das Ziel. Man will den Bachelor, einen niederwertigen Abschluss allein von der Studienzeit zum Standardabschluss machen. Und Master soll es dann nur noch für wenige geben. Dann ist natürlich auch klar, dass genug Masterplätze da sind, wenn den nur noch wenige machen können."

    Doch bisher hat der Bachelor seinen Zweck nicht erfüllt, sagt Niedersachsens Kultusminister Lutz Stratmann:

    "Man muss festhalten, dass das Ziel, dass der Bachelor der erste berufsqualifizierende Abschluss sein soll, dass dieses Ziel verfehlt worden ist."

    Die KMK will, dass die Hochschulen die heute schon mögliche Regelstudienzeit erweitern, so Stratmann:
    "Dann komme ich zwingend zu der Frage, ob es nicht doch viel häufiger eine Ausnutzung der Bandbreite bis zu acht Semester für den Bachelor geben muss."

    In einem Jahr wollen die Kultusminister prüfe, ob ihre Appelle bei den Hochschulen gefruchtet haben.