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Bachelor- und Master-Studienabschlüsse

"Mann: Bologna-Prozess? Hab ich ja noch nie gehört.

Von Armin Himmelrath und Britta Mersch |
    Frau: Schon gehört, aber ich weiß nicht, was es ist.
    Mann: Geht um die Bachelor- und Master-Sache.
    Frau: International ist halt die Frage, wie ist das Diplom dann noch anerkannt. Aber ich weiß jetzt auch nicht, inwieweit diese Master- oder Bachelor-Studiengänge geschmälert werden in dem Wissen, was die Studenten vermittelt bekommen. Und es ist ja nicht so, dass man dann 100prozentig garantiert kriegt, dass man den Master-Aufbau auch dann an dieser Uni machen kann."
    Studenten der Universität Köln.

    "Mann : Also, ich bin noch in nem alten Studiengang, und der wird jetzt auch umgestellt auf Bachelor. Und ja ... ich weiß noch nicht so ganz genau.
    Mann: Diplom war bis jetzt auch immer anerkannt im Ausland, und warum man jetzt auf einmal neue Studiengänge braucht? eine andere Bezeichnung dafür, für im Grunde das Gleiche? Ich weiß nicht, das macht keinen Sinn."

    "In wenigen Jahren werden alle Abschlüsse Bachelor und Master sein und ich rate jedem Studienanfänger, der mich im Augenblick fragt, ob er noch auf Diplom studieren soll oder in einem neuen Studiengang, sein Glück in dem neuen Studiengang zu versuchen, weil in dem Moment, wo die Studierenden ihren Abschluss machen, ist die Umstellung fast flächendeckend realisiert,"
    sagt Christiane Gaehtgens. Die Generalsekretärin der Hochschul-Rektorenkonferenz (HRK) ist so etwas wie die Stimme der deutschen Universitäten und Fachhochschulen. Eine Stimme, die den Bologna-Prozess, also die europaweite Angleichung der Hochschulabschlüsse, gegen Kritik und Skepsis verteidigen muss.
    Am 19. Juni 1999 unterzeichneten die Bildungsminister aus 29 europäischen Ländern in Bologna eine Erklärung, in der sie mehrere Ziele für den europäischen Hochschulraum definierten. Erstens: Bis zum Jahr 2010 soll es überall vergleichbare Studienstrukturen und Studienabschlüsse geben. Denn, zweitens, sollen die Studentinnen und Studenten mobiler werden - also leichter zwischen Hochschulen in verschiedenen Ländern wechseln können. Und: Bis zum Ende des Jahrzehnts will Europa die Wissensregion Nr. eins in der Welt werden. Fast 50 europäische Länder von Albanien bis Zypern, von Aserbaidschan bis zur Türkei, von Finnland bis Portugal haben sich mittlerweile dem Bologna-Prozess angeschlossen.
    In Deutschland wurde und wird der Bologna-Prozess bisher vor allem mit der Angleichung der Studienabschlüsse in Verbindung gebracht, also mit der Abschaffung der Diplom- und Magistertitel und der Einführung von Bachelor und Master. Eines der Probleme: Viele Arbeitgeber stehen den neuen Abschlüssen abwartend gegenüber. Erfahrungen mit Bachelor- oder Masterabsolventen haben sie bisher noch nicht, und so müssen sie erst durch massive Werbekampagnen davon überzeugt werden, dass man Hochschulabsolventen mit den neuen Titeln durchaus einstellen kann. Doch beharrliche Überzeugungsarbeit zahlt sich aus, sagt Christiane Gaehtgens:

    "Die Arbeitsmarktakzeptanz ist da und sie wächst. Sie ist sicher bei großen Unternehmen ausgeprägter als bei mittleren und kleineren Unternehmen. Die Arbeitgeberverbände sind sehr aktive Partner für uns, denn man hat ja immer die Verkürzung der Ausbildung oder die Schaffung alternativer Möglichkeiten mit verkürzter Ausbildung gefordert, weil die Betriebe immer gesagt haben, wir brauchen die Leute jung, die sollen natürlich grundlegende wissenschaftliche Kenntnisse haben, aber die müssen natürlich auch im Beruf was lernen. Ich glaube, dass das auf einem guten Weg ist."
    Gerade dem Bachelor haftet jedoch hartnäckig der Ruf an, nur eine Art Grundstudien-Examen zu sein. Dabei ist er, das betonen Bildungspolitiker immer wieder, ein berufsqualifizierender Abschluss. Als das Hochschul-Informations-System Hannover vor zwei Jahren die erste und bundesweit bisher einzige Untersuchung von Bachelor-Karieren vorlegte, zeigten sich deutliche Unterschiede zwischen Universitäten und Fachhochschulen, erinnert sich Studienleiter Kolja Briedis. Und zwar bei der Frage, wie groß der Anteil der Bachelor-Absolventen ist, die sofort nach dem Studium einen Job gefunden haben.

    "Die Anteile bei Universitätsabsolventen liegen so bei ungefähr 15 Prozent, bei FH-Absolventen liegen sie bei einem Drittel und noch etwas höher. Also, die Berufsorientierung bei FH-Absolventen scheint doch deutlich höher zu sein."
    Die Arbeitgeber trauen den Bachelor-Absolventen von Fachhochschulen offenbar mehr zu als deren Kommilitonen von der Universität. Das sei nicht verwunderlich, findet Kolja Briedis.

    "Die Gründe dafür sind sicherlich einmal die grundsätzliche höhere Berufsorientierung bei FH-Absolventen ohnehin - also, die Praxisorientierung des Studiums ist ja immer wieder ein Argument, dann eben auch an einer FH zu studieren. Darüber hinaus sind sicherlich berufliche Vorerfahrungen mit ausschlaggebend, mit dem Bachelor-Abschluss dann in den Beruf zu gehen."
    Den Fachhochschulen fällt es also offenbar leichter, Absolventen mit den neuen Abschlüssen erfolgreich ins Berufsleben zu vermitteln. Dort allerdings wartet eine deutsche Besonderheit auf die Berufsstarter: Der Unterschied nämlich zwischen Fachhochschul- und Uni-Absolventen. Während europaweit von einer Angleichung der Abschlüsse geredet wird und ein Bachelor überall gleich viel wert sein soll, ist das in Deutschland anders. So beharrt die Tarifgemeinschaft der Länder darauf, dass FH-Absolventen im öffentlichen Dienst schlechter bezahlt werden als Uni-Absolventen, auch wenn sie beide einen Bachelor-Titel haben. Trotzdem wird HRK-Generalsekretärin Christiane Gaehtgens nicht müde, die Werbetrommel für den Bologna-Prozess zu rühren.

    "Für die jungen Leute selber liegt der große Gewinn in der neuen Studienstruktur nicht nur in der internationalen Kompatibilität, sondern vor allem darin, dass man seine Berufsbiographie viel besser planen kann. Man kann also und sollte sinnvollerweise eine Bachelor-Ausbildung anstreben, die ja noch nicht auf ein bestimmtes Berufsbild abschließend zugeschnitten ist. Natürlich wird Berufsqualifikation vermittelt, in Fachhochschulen noch mehr als in Universitäten, aber dass auf einem weiter zu entwickelnden Niveau. Dann kann man Berufserfahrung sammeln und kann dann, wenn man seine genauen Interessen besser kennt, eine Spezialisierung und Weiterqualifizierung in einem Master-Angebot suchen."
    Die HRK-Generalsekretärin skizziert damit Berufskarrieren, die vor allem im englischen Sprachraum längst normal sind, die aber in Deutschland erst nach und nach Wirklichkeit werden. 2007, so hoffen die Hochschulpolitiker in Bund und Ländern, soll der Bologna-Prozess noch einmal richtig Schwung bekommen. Zum einen gibt es Mitte Mai in London die Bologna-Nachfolgekonferenz der europäischen Wissenschaftsminister, in denen die weiteren Reformschritte bis 2010 festgelegt werden. Zum anderen wird, wenn die Hochschulen mitziehen, in diesem Jahr erstmals mehr als die Hälfte aller in Deutschland angebotenen Studiengänge zu den neuen Abschlüssen Bachelor und Master führen. Zum Beginn des Wintersemesters lag die Quote bereits bei 45 Prozent. Die Reform wäre damit endgültig unumkehrbar. Doch es gibt noch Widerstände, auch und gerade an den Hochschulen selber, sagt Christiane Gaehtgens:

    "Die Stimmung ist immer noch sehr gemischt. Und das ist ein Grund zur Sorge. Diejenigen, die stark international kooperieren, sehen den Nutzen der internationalen Kompatibilität. Aber viele Wissenschaftler und ich glaube, das sollte man als Motivation nicht schlecht reden, gestalten ihre Studienangebote mit großem Engagement auf der Basis all dessen, was sie als Wissenschaftler können und vermitteln möchten und wenn man gerade die neuer strukturierten Studiengänge konzipiert, dann muss man weglassen, jedenfalls in der ersten Phase. Dann muss man vieles von dem, was wissenschaftliche Vertiefung ist, in das Master-Angebot schieben. Und das ist ein schmerzlicher Prozess, weil man ja ein Anliegen hat."
    Starke Widerstände gegen die gestuften Studiengänge - drei Jahre bis zum Bachelor, zwei weitere Jahre bis zum Master - gibt es unter anderem bei Medizinern und Juristen, aber auch bei vielen Naturwissenschaftlern und in technischen Fächern, die gerne darauf verweisen, wie gut der Ruf des deutschen Diploms weltweit sei.

    "Das darf nur nicht dazu führen, dass Studierende entmutigt werden. Studierende, die sich für die neuen Studienangebote entscheiden, tun das ja, weil sie nach vorne gucken und die Chancen nutzen möchten. Und die wenigen Fälle, die mir berichtet worden sind in denen Hochschullehrer die neuen Studienangebote diskreditieren gegenüber den Studierenden, sind glaube ich Übergangssymptome, von denen ich hoffe, dass wir sie bald überwinden. Denn gerade die Verantwortung gegenüber den Studierenden gebietet ja, dass man aus der beschlossenen und umzusetzenden Reform auch wirklich das Beste macht und Verbesserungsvorschläge und Kritik dort anbringt, wo auch Gestaltungsmöglichkeiten sind."
    Doch das Beste aus der Reform zu machen, wie es die Sprecherin der Hochschulen fordert, stellt die einzelnen Universitäten vor erhebliche Herausforderungen. Ein Beispiel: die Universität Bonn. Die traditionsreiche Hochschule hat seit neuestem den Bachelor-Studiengang "Asienwissenschaften" im Programm, außerdem weitere sechs Master-Studiengänge mit verschiedenen Spezialisierungen im Bereich der Asien- und Orientwissenschaften. Neun bisher eigenständige Institute von der Indologie über die Mongolistik bis zur Islamwissenschaft mussten dazu unter ein gemeinsames organisatorisches Dach finden - ein Kraftakt, erinnert sich Günther Distelrath, Dozent für Asien- und Orientwissenschaften:

    "Wir haben anderthalb Jahre fast durchgehend getagt, wöchentlich. Das erfordert sehr viel Koordination und so ist das gelaufen, doch ein recht großer Aufwand für alle Beteiligten."
    Doch die Asienwissenschaftler hatten keine Wahl. Ab 2010 wird es keinen Magister in Orientalistik mehr geben, auch keinen eigenen Studiengang in Indologie oder anderen Orchideenfächern. Was zukünftig zählt, sind die Vorgaben des Bologna-Prozesses. Und die sind nicht immer nur an Inhalten orientiert, bedauert Günther Distelrath:

    "Wir haben bisher die Situation gehabt, dass wir unsere Studierenden durch gute Kooperation ganz gut bis zum Abschluss gebracht haben, nur mit einem anderen System. Mit einem sehr viel weniger formalisierten System. Das ist jetzt formalisiert mit curricularen Normen, Werten, Kapazitätsanforderungen, etc., was es da alles gibt! Und da muss man ganz genau rechnen und sehr geschickt einen Studiengang bauen, damit das funktioniert und damit die Zahlen stimmen."

    Besondere finanzielle Hilfen für diesen Reformprozess gab es nicht. Und das, obwohl die neuen Studiengänge auch noch akkreditiert werden müssen. Das heißt: Experten von außerhalb müssen die Qualität des Studienangebots bescheinigen.

    "Da geht es sehr vielen, die es gerade machen, ähnlich wie es uns ergangen ist. Die Universitäten sind dramatisch unterfinanziert. Die Kapazitäten sind so knapp, dass Sie ganz genau rechnen und ganz genau zuordnen müssen, um so eine Akkreditierung überhaupt zu schaffen."

    Andererseits aber bieten die aktuellen Reformen gerade kleineren Fächern auch eine Chance zum Überleben. In Zeiten knapper Kassen bei Universitäten und Wissenschaftsministerien ist das ein wichtiges Argument, sagt Asienwissenschaftler Günther Distelrath.

    "Wir haben bei der Umsetzung des Bologna-Prozesses (...) sehr bald gemerkt, dass wir entweder den Laden dicht jeweils machen können in diesen Fächern, weil die Kapazitäten nicht vorhanden sind, und sind dann schnell zu der Überlegung gekommen, wir werfen entweder alle Ressourcen zusammen und machen einen gemeinsamen Studiengang, was dann passiert ist. Es gibt den Bachelor-Studiengang Asienwissenschaften hier. Oder wir sind nicht überlebensfähig."
    Überlegungen, die derzeit an allen deutschen Hochschulen aktuell sind. Sechs Jahre sind seit dem Start des Bologna-Prozesses mittlerweile vergangen, vier Jahre bleiben noch, um die hochgesteckten Ziele bis zum Jahr 2010 zu erreichen. Doch obwohl die deutschen Hochschulen bisher schon knapp die Hälfte der Studiengänge umgestellt haben, entscheidet sich erst knapp ein Drittel der Studienanfänger für Bachelor und Master. Das allerdings hält HRK-Generalsekretärin Christiane Gaehtgens nicht für dramatisch.

    "Es ist Halbzeit, ein bisschen mehr und wir sind richtig mittendrin. Wir haben das in Deutschland anders als in anderen Ländern so angefangen, wie man das in Deutschland auch erwartet, nämlich mit einer sorgfältigen grundsätzlichen Reflexion, also wir haben relativ lange überlegt, was bedeutet das denn im einzelnen, wie können wir diese Bologna-Reform nutzen, um tatsächlich die Studienbedingungen zu verbessern, die Inhalte des Studiums, die Prüfungen, wie können wir das auch alles aufeinander abstimmen in den Hochschulen. Dadurch waren wir noch im letzten Jahr bei der Umsetzung der Studiengänge relativ weit zurück im europäischen Vergleich. Jetzt sind wir von 27 auf 45 Prozent der Studiengänge hochgeschnellt. Das entspricht nicht ganz den Zahlen der Studierenden, weil die kleineren Studiengänge zuerst umgestellt worden sind, aber es zeigt eine unheimliche Dynamik."
    Eine Dynamik, die an den Hochschulen in eine Zeit fällt, in der sich ohnehin viel verändert. Denn die Einführung von Bachelor und Master ist zwar das aufwändigste aktuelle hochschulpolitische Reformvorhaben, aber beileibe nicht das einzige. Da ist zum einen noch die flächendeckende Einführung von Studiengebühren in den meisten Bundesländern. Viele davon werden ihre Studenten in diesem Jahr zum ersten Mal zur Kasse bitten. Zum anderen prognostizieren Experten den Anstieg der Studentenzahlen von derzeit knapp zwei Millionen bundesweit auf über 2,7 Millionen in den nächsten Jahren. Belastungen, auf die die Politik noch nicht ausreichend reagiert hat, findet Christiane Gaehtgens.

    "Was noch nicht realisiert ist im Augenblick, ist die Personalaufstockung, die notwendig ist, um in den kleineren Einheiten zu studieren, die man im Bachelor-Studiengang etwa braucht in den einzelnen Modulen, braucht man mehr Personal, die Betreuungsrelation muss besser werden und wir haben im Augenblick die entgegen gesetzte Situation. Wir kriegen immer mehr Studierende in die Hochschulen, jetzt wo der doppelte Abiturjahrgang in einem Bundesland nach dem anderen kommt, das ist noch nicht gelöst."
    Dass eine Verbesserung der Studienbedingungen und eine bessere finanzielle Ausstattung der Hochschulen gelingen, und dass dazu auch die neue Machtverteilung in der Hochschulpolitik nach der Föderalismusreform beiträgt - daran hat die HRK-Generalsekretärin jedoch gelegentlich leichte Zweifel. Denn eine einheitliche Hochschulgesetzgebung existiert in Deutschland seit dem vergangenen Jahr nicht mehr. Stattdessen sind jetzt alleine die Länder für die Hochschulpolitik zuständig - und damit auch für die Umsetzung des Bologna-Prozesses.

    "Es wäre schon eine Katastrophe, wenn die Länder von ihrem Abweichungsrecht, das sie jetzt seit der Föderalismusreform dem Grundgesetz nach haben, Gebrauch machen würden und ganz unterschiedliche Abschlüsse in den verschiedenen Bundesländern für das gleiche Studienfach angeboten würden. Dann könnten Studierende nicht mehr so leicht wie jetzt den Hochschulstandort wechseln, dann wäre es auch für die Wissenschaftler schwieriger, zu kooperieren, etwa in gemeinsamen Aktivitäten. Im Augenblick ist es ja in mancher Hinsicht schwieriger, zwischen München und Göttingen hin und her zu wechseln als zwischen München und Cornell University."

    Keine Frage: Bis 2010 kommt auf die Hochschulen und die Bildungspolitik noch viel Arbeit zu, wenn der Bologna-Prozess erfolgreich umgesetzt werden soll. Dazu muss es in diesem Jahr einen weiteren Reformschub vor allem an den Fachhochschulen und Universitäten selber geben - dann kann auch der Zeitplan eingehalten werden, glaubt Christiane Gaehtgens.

    "Ich denke, dass wir den größten Teil der Reform jedenfalls umsetzen werden in der Zeit, dass wir den größten Teil der Studiengänge umgestellt haben werden. Nicht umgestellt haben werden wir die Staatsexamensstudiengänge. Die Diskussion um den Studienreformprozess in der Medizin und den verwandten Fächern, Pharmazie, Tiermedizin, Psychologie oder gerade im Bereich der Rechtswissenschaften ist ja immer wieder erneut entbrannt. Ich bin allerdings zuversichtlich, was die Lehrerbildung angeht, dass wir diesen Reformprozess auf den Weg bringen werden und das ist dann auch der erste Schritt zur Umstellung der Staatsexamina insgesamt."
    Letztlich entscheidend aber wird es sein, dass die neuen Studiengänge von den Abiturienten und Studenten akzeptiert und gewählt werden. Und da hapert es derzeit noch:


    "Mann: Also, ernsthaft hat's halt Vor- und Nachteile. Studienbegleitende Abschlussprüfungen sind super, andererseits ist natürlich die Studienplatzbeschränkung beim Master sehr hoch. Und das wird nicht die Demokratie an der Uni fördern.
    Frau: Da ich jetzt selber auf Diplom studiere, hab ich mich jetzt noch nicht so sehr damit auseinandergesetzt."
    Einer, der sich früh für den neuen Abschluss entschieden hat, ist Christopher Käsbach aus Erlangen: Er hat vor gut zwei Jahren als einer der bundesweit ersten Absolventen ein Bachelor-Examen in Telekommunikations- und Informationstechnik abgelegt. Es sei ihm damals gar nicht so besonders schwer gefallen, sich für den neuen Studiengang zu entscheiden, erinnert er sich.

    "Im Vordergrund stand die kurze Studiendauer. Bei mir waren es sechs Semester. Des Weiteren find ich dieses Baukastenprinzip Bachelor - Master äußerst interessant dahingehend, dass ich jetzt sage: ich möchte Ingenieurswissen haben als Basisausstattung, sag ich mal, und dann nach einer gewissen Zeit an Berufserfahrung vielleicht Richtung Business Administration mich noch vertiefen oder weiterbilden."
    Ohne Probleme fand er nach dem Examen einen Job in einem Unternehmen, das medizintechnische Geräte herstellt. Als Absolvent mit nur einem halben, gar minderwertigen Studium habe er sich nie gefühlt, sagt Christopher Käsbach.

    "Ich bereue nichts. Ich würde es auch sofort wieder tun. Ich hatte auch das Gefühl, das von meinen Kollegen, die auch den Abschluss Bachelor gemacht haben, die gleiche Sichtweise da war. Die Akzeptanz in den jeweiligen Unternehmen war da gegeben, der Fokus auch auf den jeweiligen Bachelor gelegt. Somit kann ich also durchaus sagen: Ich bin sehr zufrieden und kann das sehr befürworten alles."
    Mittlerweile ist klar, dass Christopher Käsbach auch weiterhin zum Botschafter in Sachen Bologna-Prozess taugt: Vor einem halben Jahr hat er sich für ein internationales Master-Studium im Fach Health Care Management, also Gesundheitsökonomie, an der Universität Bayreuth eingeschrieben - so könnten in Zukunft typische europäische Bildungskarrieren aussehen.