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Badminton-WM in China
Im Land der Badminton-Spieler

Tischtennis ist Chinas Nationalsportart? Von wegen, sagt Zhang Ning. Die Chinesin gilt als eine der besten Badminton-Spielerinnen aller Zeiten und weiß: Badminton wird in China an jeder Ecke gespielt - nicht nur jetzt, während der Weltmeisterschaften in Nanjing.

Von Axel Dorloff | 04.08.2018
    In China, wo derzeit die Badminton-WM stattfindet, ist Badminton Volkssport. Der Chinese Shi Yuqi (Foto) steht im WM-Finale der Herren.
    In China, wo derzeit die Badminton-WM stattfindet, ist Badminton Volkssport. Der Chinese Shi Yuqi (Foto) steht im WM-Finale der Herren. (imago sportfotodienst)
    Eine Badminton-Halle im Pekinger Chaoyang Park. Elf Plätze, und alle sind belegt. An einem normalen Freitag-Vormittag. Am Rand steht Zhang Ning. Sie ist in China eine Ikone, hat 2004 und 2008 bei den Olympischen Spielen die Goldmedaille im Badminton-Einzel der Frauen gewonnen. Heute betreibt sie mit ihrem Mann eine Badminton-Schule in Peking.
    "Badminton hat als Sport in China schon lange Tradition. Es ist ganz einfach: du brauchst zwei oder vier Spieler und kannst Spaß haben. Du brauchst keine große Fläche wie beim Fußball und auch nicht viele Menschen. In China mögen junge und auch alte Menschen die Sportart. Tennis - das erfordert mehr Technik und Kraft. Badminton macht auch Anfängern schon Freude."
    Volkssport Badminton
    Badminton, das ist in China Volkssport. Es wird an Schulen unterrichtet und es gibt tausende Amateur-Ligen im Land. In China ist gemeinsamer Sport in Parks, an Straßenecken und auf öffentlichen Plätzen Teil der Alltagskultur. Egal wie groß und anonym die Millionenstädte erscheinen - die Menschen treffen sich zum Sport. Badminton ist Teil dieser Kultur, wie Tischtennis, Tanzen oder Tai Chi.
    "Obwohl Tischtennis als Chinas Nationalsportart bekannt ist, sagen Umfragen etwas anderes. Danach steht Badminton in China unter allen Sportarten an erster Stelle." Zhang Ning gilt als eine der besten Badminton-Spielerinnen aller Zeiten. Bis vor kurzem war sie noch Trainerin der chinesischen Badminton-Nationalmannschaft der Frauen. Auch Zhang sitzt derzeit täglich vorm Fernsehen und guckt CCTV5, den staatlichen chinesischen Sportsender, um die Badminton Weltmeisterschaften in Nanjing zu verfolgen.
    Zur besten Sendezeit
    Badminton läuft zur besten Sendezeit, und das stundenlang. Wenn Restaurants in Peking einen Fernseher haben, läuft dort zurzeit die Badminton-WM (30.07.-05.08.2018). "Ich gucke die WM, bin immer noch sehr emotional dabei, wenn die chinesische Mannschaft spielt", so Zhang Ning, "die WM hat gute Einschaltquoten. Es ist eine tolle Stimmung, 20.000 Zuschauer passen in die Arena. Es ist Leidenschaft pur, wenn man sich vor Ort die Spiele anguckt."
    Badminton wird von der chinesischen Regierung großzügig gefördert, jede Provinz hat eine gezielte Talentsichtung. China hat mehr Badminton-Profis als jedes andere Land der Welt. Auf dem Platz neben der zweimaligen Olympia-Siegerin Zhang Ning spielt Huang Yu, eine 25-jährige Angestellte aus Peking: "Meine Firma organisiert das hier, um unsere Gesundheit zu fördern. Wir kommen mit den Kollegen einmal die Woche, jedes Mal für zwei Stunden. Am Wochenende spiele ich mit Freunden oder der Familie. Mein Chef ist so ein Badminton-Fan, dass wir sogar im Büro zusammen WM gucken."
    Allerdings war die chinesische Mannschaft zuletzt nicht mehr ganz so erfolgreich wie die Jahre zuvor. Japan, Thailand, Südkorea, Indonesien - alles erfolgreiche Badminton-Nationen. Asien dominiert das Badminton - auch bei der WM in Nanjing.