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Bahnstreik
Wirtschaft befürchtet erneut Millionenschäden

Vor allem der Güterverkehr soll von dem angekündigten Streik der Lokführer betroffen sein. Allein im letzten Jahr hatten die sechs Streiks der Lokführergewerkschaft bei der Deutschen Bahn zu Schäden in Höhe von 166 Millionen Euro geführt - doch auch die langfristigen Auswirkungen der Arbeitsniederlegungen bereiten der deutschen Wirtschaft Sorgen.

Von Brigitte Scholtes | 20.04.2015
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    Von den Bahnstreiks sind im Güterverkehr verschiedenen Branchen besonders betroffen, z.B. Stahl und Kohle, Fahrzeuge, Maschinen, Baumaterialien, Agrarprodukte wie Weizen und auch die Chemieindustrie. (picture-alliance/dpa)
    Ein bis zwei Tage Bahnstreik können die meisten Unternehmen noch recht gut verkraften, sagt Alexander Schumann, Chefvolkswirt des Deutschen Industrie- und Handelskammertages, ab dem dritten Tag wird es eng, das zeige die Erfahrung der Vergangenheit:
    "Wenn ein Streik mehrere Tage dauert, dann wird es natürlich immer schwieriger, da auch zu kompensieren, und dann kann rasch auch ein höherer dreistelliger Millionenbetrag zusammenkommen, genau zu sagen ist schwierig, weil man eben nicht weiß, was kann ausgeglichen werden dann auch im weiteren Zeitverlauf nach dem Streik. Aber für den Streik selber gibt es dann eben schnell auch Schäden, die in dieser Größenordnung hoher dreistelliger Millionenbetrag liegen kann."
    50 Millionen Euro Schaden für den Güterverkehr
    Die Deutsche Bahn hatte ihre Schäden durch die sechs Streiks der Lokführergewerkschaft GDL im vergangenen Jahr auf 166 Millionen Euro beziffert, etwa 50 Millionen Euro davon seien auf DB Schenker Rail entfallen, also auf den Güterverkehr, sagte ein Bahnsprecher.
    Im Güterverkehr sind verschiedene Branchen besonders betroffen, darunter Stahl und Kohle, Fahrzeuge, Maschinen, Baumaterialien, Agrarprodukte wie Weizen und auch die Chemieindustrie. Die Bahn habe eine große Bedeutung für den Transport von Chemikalien, erklärt Gerd Deimel, Sprecher der Initiative Verkehrsinfrastruktur im Branchenverband VCI:
    "Wir sind besonders in dieser Branche auf reibungslose Abläufe im Schienengüterverkehr angewiesen, weil wir nicht nur die Fertigwaren, sondern auch die Rohstoffe, die unsere Fertigungsstätten versorgen, über die Bahn transportieren."
    Etwa ein Siebtel der Chemikalien werden mit der Bahn transportiert, für gewisse Gefahrstoffe ist der Schienentransport sogar vorgeschrieben. Wie groß die Schäden durch einen Streik werden, das hänge neben der Dauer auch von der Vorbereitungszeit ab, sagt Gunnar Gburek, Logistikexperte des Bundesverbands Materialwirtschaft, Einkauf und Logistik, es komme also darauf an, wie viel Zeit man also habe, um andere Transportwege zu suchen, aber auch die Kunden zu informieren. Zudem störe ein Streik auch den Produktionsablauf:
    Verlässlichkeit der Bahn leidet
    "Niemand hat ja Lager oder unnötige Waren irgendwo für mehrere Tage rumliegen, wenn es nicht nötig ist. Im Stahlbereich ist es sicherlich so, da dürfen Hochöfen nicht ausgehen. Aber ansonsten ist die Wirtschaft immer darauf ausgerichtet, so wenig wie möglich auf Lager zu legen, deswegen stört so ein Streik auf jeden Fall."
    Und die Wirtschaft macht sich auch Sorgen um die langfristigen Auswirkungen, sagt Gerd Deimel vom Verband der Chemischen Industrie:
    "Gerade die Schiene, die vor dem Hintergrund, dass wir Verkehrsverlagerungen vornehmen wollen auf andere Transportträger, wenn die jetzt auch bestreikt wird, dann sind natürlich solche Auswirkungen auch im Hinblick auf den Willen, die Verkehrsverlagerung vorzunehmen, natürlich auch unter einem ganz bestimmten Fokus zu sehen. Wie verlässlich ist die Planbarkeit dann noch?"
    Neukunden zu gewinnen werde dann der Bahn immer schwerer fallen, glaubt die Wirtschaft. Denn sie sei eben auf Verlässlichkeit angewiesen.