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Bakterien in bunt - Hefen in Schwarz-weiß

Molekularbiologie. - Wer baut die besten Lebewesen - darum geht es beim Igem-Wettbewerb, der Studentenmeisterschaft der Synthetischen Biologie am MIT in Boston. Ein halbes Jahr hatten über 1000 Studenten im Labor gearbeitet, dann haben sie drei Tage lang am MIT ihre Ergebnisse vorgestellt und diskutiert.

Von Michael Lange |
    Der Saal tobt. Beim Igem-Finale am MIT in Boston geht es zu wie bei einem Rockkonzert. Über 1000 Studenten in 112 Mannschaften aus aller Welt kämpfen um die Trophäe - den gläsernen Biobaustein für die besten Biobaumeister 2009. Alle haben neue Lebewesen oder Biomoleküle konstruiert. Besonders ambitioniert das Team der Technischen Universität Tokio.

    "In unserem Projekt wollen wir mit Bakterien den Mars umformen. Das ist Terraforming. Wir ändern einen anderen Planeten, sodass er für Menschen bewohnbar wird. Wir präsentieren dazu verschiedene Bakterien, die den Mars lebensfreundlicher machen können."

    Auch Studenten der Harvard-Universität präsentieren Lebensformen, die von Natur aus nicht vorgesehen sind.

    "In unserem Projekt lassen wir Bakterien mit Hefezellen in Kontakt treten. Die Bakterien produzieren ein rotes Leuchten, das von der Hefe wahrgenommen wird. Und die Hefe reagiert auf das Signal."

    Nützlicher und auch schon einsatzbereit für den Laboralltag ist das Ergebnis der Projektarbeit beim Team Freiburg Software.

    "Wir haben eine Software für Biologen geschrieben, sodass sie ihre Experimente nicht mehr alleine am PC planen, sondern sie gemeinsam über das Internet planen können."

    112 Teams haben alles gegeben, doch nur sechs dürfen ins Finale. Zwei der vier deutschen Teams haben es ins Finale geschafft. Sie gehören zu den besten Biobaumeistern der Welt.

    Das Team Heidelberg mit dem ersten Register für die Synthetische Biologie von Säugetierzellen - und das Bio-Team der Freiburger Universität. Die Studenten haben eine neue genetische Schere konstruiert, die das Erbmolekül DNA gezielt dort schneidet, wo der Schnitt sitzen soll. Ein Projekt, das alle bis an die Grenze gefordert hat.

    "Also wir haben auf jeden Fall mindestens vier Monate fünf bis sechs Tage die Woche, am Schluss auch jeden Tag im Labor gestanden und superviel gearbeitet. Teilweise zwölf bis 14 Stunden am Tag. Und es ist schön zu sehen, dass etwas dabei herumgekommen ist, und wir ins Finale gekommen sind."

    Alle sechs Finalisten kommen aus Europa, wie das Team aus Valencia, das dem Publikum am MIT den ersten biologischen Bildschirm präsentiert mit Hefezellen als Stars.

    "Das sieht aus wie ein Strichmännchen, das sich bewegt. Wir regen die Hefezellen mit einem elektrischen Signal an, und die Zellen produzieren Lichtsignale. Andere bleiben dunkel, und so entsteht in Schwarz und Weiß der Eindruck einer Bewegung."

    Dann ist es soweit: Die Jury präsentiert den Sieger. Die Igem-Trophäe, der große gläserne Legostein, geht nach England. An die Universität Cambridge. Die Studenten aus Cambridge stürmen auf die Bühne. Jeder mit einer anderen Haarfarbe.

    "Violett, rot, grün, orange und braun. Das sind nicht nur die Haarfarben."

    "Wir haben bunte Bakterien produziert, und sie dann mit einem ebenfalls aus Bakterien bestehenden Umweltsensor gekoppelt. So konnten wir Giftstoffe in der Umwelt aufspüren."

    Sobald ein Schadstoff eine bestimmte Konzentration überschreitet, ändern die Bakterien ihre Farbe. Eine kreative Idee, ein engagiertes Team und eine nützliche Anwendung. Das hat bei den Punktrichtern Eindruck hinterlassen. Der gläserne Biobaustein geht nach Cambridge bis zum nächsten Jahr.