"Pseudomonas aeruginosa" ist ein Überlebenskünstler. Das Bakterium überdauert im Erdreich, ist in jeder Pfütze anzutreffen, sogar im Meer. Und leider auch im Krankenhaus. Nicht einmal Desinfektionsmittel können dem Erreger beikommen, so Prof. Burkhard Tümmler von der Medizinischen Hochschule Hannover:
"Zur Applikation am Patienten müssen wir sterile Lösungen herstellen. Wir müssen unsere Hände desinfizieren. Wir müssen unsere Hände waschen. Und das Bakterium liebt es, sich von Detergenzien zu ernähren, vom Shampoo, von Seifen, sogar von Desinfektionsmitteln, so dass Pseudomonas aeruginosa ein Vorreiter ist, um diese sterilen Lösungen bakteriell zu kontaminieren, und wenn wir eine Pseudomonas haltige Lösung auf eine Wundes schmieren oder dem Patienten injizieren und dieser Patient ist sehr krank, dann werden wir ihn in wenigen Stunden auf der Intensivstation haben.""
Mittlerweile ist Pseudomonas aeruginosa ein sogenannter Hauptkeim bei den Krankenhausinfektionen, den Infektionen, die im Krankenhaus zum Beispiel während einer Operation erworben wurden. Besonders betroffen: Patienten mit Langzeitimplantaten wie zum Beispiel Herzschrittmachern. Aber auch Lungenkranke, die unter Mukoviszidose leiden. Neueste Befunde zeigen, dass auch COPD - Patienten mit einer Raucherlunge - von den Keimen besiedelt sind. Betroffen in Deutschland sind schätzungsweise eine Million Menschen, sagt der Tagungspräsident von "Pseudomonas 2009":
"Bei akuten Infektionen wird man in erster Linie eine kombinierte intravenöse Therapie durchführen. Auf der Intensivstation. Man hat Gott sei Dank auch Medikamente, die man als Tablette gegen Pseudomonas nehmen kann. Das hilft auch gut. Leider tritt innerhalb kurzer Zeit bei diesem Chinolon eine Resistenz auf, so dass ein zweite oder dritte Kur mit diesen Medikamenten bei weitem nicht mehr so gut anschlägt. Bei chronischen Infektionen ist man dazu übergegangen, im Falle der chronischen Atemwegsinfektion, mit den Antibiotika inhalieren zu lassen."
Pseudomonas aeruginosa ist auch gegenüber Antibiotika wie zum Beispiel Chinolon ein Überlebenskünstler. Das Bakterium reagiert mit einer hohen Mutationsrate, erzeugt dabei genetisch neue Varianten, und häufig haben die Medikamente dann keine Chance mehr. Professor Tümmler befürchtet schon eine "Panresistenz", und das würde bedeuten, dass alle Medikamente wirkungslos blieben. Neben der hohen Mutationsrate beherrscht Pseudomonas noch eine andere Strategie: Der Erreger bildet einen Biofilm auf der Lunge, schleimartige Absonderungen, die als Schutzschild wirken, so Dr. Vanessa Jensen vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig, HZI:
"Einmal hat er die Funktion, dass die Bakterien zusammenheften. Die heften sich an eine Oberfläche und um die Bakterien selbst bildet sich dann diese Matrix - nennen wir das - die dann aus Exopolysacchariden, DNA, Proteinen und Wasser besteht. Und das ist natürlich einmal zum Zusammenhalt der Bakterien wichtig, aber auch zum Schutz der Bakterien. Denn das verhindert das Eindringen zum Beispiel von Antibiotika. Also es gibt eine Hürde, die damit dann die Bakterien in dem Biofilm schützt."
Um an das Bakterium heranzukommen, wurden schleimlösende Medikamente entwickelt, vorwiegend auf Enzymbasis, den Biofilm aufzulösen oder wenigstens dünnflüssiger machen. Einige Präparate sind bereits zugelassen, andere befinden sich noch in der Entwicklung - teilweise in klinischen Studien. Ob sich das äußerst widerstandsfähige Bakterium jemals in den Griff bekommen lässt: Forscher, die sich mit Pseudomonas beschäftigen, reagieren da eher skeptisch. Dr. Jörn Overhage vom HZI:
"Ich denke, dass in absehbarer Zeit kein Allerheilmittel gefunden werden wird. Der Mensch versucht seit 60, 70 Jahren die Antibiotika anzuwenden, aber das Bakterium Pseudomonas wie auch viele andere Bakterien haben bisher immer wieder einen Trick gefunden, um uns zu umgehen, um dieses Antibiotikum unwirksam zu machen. Und ich denke, das wird auf lange Sicht auch erst mal so bleiben."
Das Bakterium, so die bisherige Erfahrung, steckt voller Kreativität, wenn es darum geht, schwierige Bedingungen zu meistern. Um so wichtiger aber sei es, dem krank machenden Überlebenskünstler dicht auf den Fersen zu bleiben.
"Zur Applikation am Patienten müssen wir sterile Lösungen herstellen. Wir müssen unsere Hände desinfizieren. Wir müssen unsere Hände waschen. Und das Bakterium liebt es, sich von Detergenzien zu ernähren, vom Shampoo, von Seifen, sogar von Desinfektionsmitteln, so dass Pseudomonas aeruginosa ein Vorreiter ist, um diese sterilen Lösungen bakteriell zu kontaminieren, und wenn wir eine Pseudomonas haltige Lösung auf eine Wundes schmieren oder dem Patienten injizieren und dieser Patient ist sehr krank, dann werden wir ihn in wenigen Stunden auf der Intensivstation haben.""
Mittlerweile ist Pseudomonas aeruginosa ein sogenannter Hauptkeim bei den Krankenhausinfektionen, den Infektionen, die im Krankenhaus zum Beispiel während einer Operation erworben wurden. Besonders betroffen: Patienten mit Langzeitimplantaten wie zum Beispiel Herzschrittmachern. Aber auch Lungenkranke, die unter Mukoviszidose leiden. Neueste Befunde zeigen, dass auch COPD - Patienten mit einer Raucherlunge - von den Keimen besiedelt sind. Betroffen in Deutschland sind schätzungsweise eine Million Menschen, sagt der Tagungspräsident von "Pseudomonas 2009":
"Bei akuten Infektionen wird man in erster Linie eine kombinierte intravenöse Therapie durchführen. Auf der Intensivstation. Man hat Gott sei Dank auch Medikamente, die man als Tablette gegen Pseudomonas nehmen kann. Das hilft auch gut. Leider tritt innerhalb kurzer Zeit bei diesem Chinolon eine Resistenz auf, so dass ein zweite oder dritte Kur mit diesen Medikamenten bei weitem nicht mehr so gut anschlägt. Bei chronischen Infektionen ist man dazu übergegangen, im Falle der chronischen Atemwegsinfektion, mit den Antibiotika inhalieren zu lassen."
Pseudomonas aeruginosa ist auch gegenüber Antibiotika wie zum Beispiel Chinolon ein Überlebenskünstler. Das Bakterium reagiert mit einer hohen Mutationsrate, erzeugt dabei genetisch neue Varianten, und häufig haben die Medikamente dann keine Chance mehr. Professor Tümmler befürchtet schon eine "Panresistenz", und das würde bedeuten, dass alle Medikamente wirkungslos blieben. Neben der hohen Mutationsrate beherrscht Pseudomonas noch eine andere Strategie: Der Erreger bildet einen Biofilm auf der Lunge, schleimartige Absonderungen, die als Schutzschild wirken, so Dr. Vanessa Jensen vom Helmholtz Zentrum für Infektionsforschung, Braunschweig, HZI:
"Einmal hat er die Funktion, dass die Bakterien zusammenheften. Die heften sich an eine Oberfläche und um die Bakterien selbst bildet sich dann diese Matrix - nennen wir das - die dann aus Exopolysacchariden, DNA, Proteinen und Wasser besteht. Und das ist natürlich einmal zum Zusammenhalt der Bakterien wichtig, aber auch zum Schutz der Bakterien. Denn das verhindert das Eindringen zum Beispiel von Antibiotika. Also es gibt eine Hürde, die damit dann die Bakterien in dem Biofilm schützt."
Um an das Bakterium heranzukommen, wurden schleimlösende Medikamente entwickelt, vorwiegend auf Enzymbasis, den Biofilm aufzulösen oder wenigstens dünnflüssiger machen. Einige Präparate sind bereits zugelassen, andere befinden sich noch in der Entwicklung - teilweise in klinischen Studien. Ob sich das äußerst widerstandsfähige Bakterium jemals in den Griff bekommen lässt: Forscher, die sich mit Pseudomonas beschäftigen, reagieren da eher skeptisch. Dr. Jörn Overhage vom HZI:
"Ich denke, dass in absehbarer Zeit kein Allerheilmittel gefunden werden wird. Der Mensch versucht seit 60, 70 Jahren die Antibiotika anzuwenden, aber das Bakterium Pseudomonas wie auch viele andere Bakterien haben bisher immer wieder einen Trick gefunden, um uns zu umgehen, um dieses Antibiotikum unwirksam zu machen. Und ich denke, das wird auf lange Sicht auch erst mal so bleiben."
Das Bakterium, so die bisherige Erfahrung, steckt voller Kreativität, wenn es darum geht, schwierige Bedingungen zu meistern. Um so wichtiger aber sei es, dem krank machenden Überlebenskünstler dicht auf den Fersen zu bleiben.