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Balance zwischen vokaler Schönheit und sprachlicher Klarheit

Die schier unübersehbaren Lieder von Johannes Brahms sind nun in einer Edition erschienen. Die Sopranistin Juliane Banse und der Bariton Andreas Schmidt haben die Liederso unter einander aufgeteilt , dass der poetische Charakter der Vorlage ebenso wie der Musik stärker herausgearbeitet wird. Ihre Aktualität erweisen die Aufnahmen vor allem auch in der fesselnden Balance zwischen vokaler Schönheit und sprachlicher Klarheit.

    Dass bei cpo nun sämtliche Lieder von Johannes Brahms erscheinen, ist vor allem auch eine editorische Tat. Nicht oft genug muss darauf verwiesen werden, dass das schier unübersehbare Liedschaffen die eigentliche Grundlage für die Sinfonik und die Kammermusik dieses Komponisten darstellt. Im achten Volumen haben die Sopranistin Juliane Banse und der Bariton Andreas Schmidt die einzelnen Sammlungen Opus 95, 96, 97 und 105 so unter einander aufgeteilt , dass einmal der poetische Charakter der Vorlage wie der Musik stärker herausgearbeitet wird, also doch insgeheim unterschieden wird zwischen Frauenlied und Männerweise, dass aber vor allem sich manches reizvolle Frage- und Antwortspiel ergibt. So ganz scheint dies nicht immer funktionieren, denn der Sopran von Juliane Banse ist, so bewundernswert die technisch vollkommene Stimmbeherrschung erscheint, dem dramatischen Aplomb nicht immer gewachsen. Ideal erscheint die Verbindung in zwei Liedern, die in der Tat im Brahms’schen Oeuvre auch eine besondere Rolle spielen, im ersten und zweiten der 5 Lieder op. 105: "Wie Melodien zieht es mir" nach einem Gedicht von Klaus Groth und "Immer leiser wird mein Schlummer" über einen Text von Hermann von Ling. Quasi mit einem Ohr darf man hier auch dem hochsensiblen Anschlag und der delikaten Pedaltechnik des Pianisten Helmut Deutsch erhöhte Aufmerksamkeit schenken.

    • Musikbeispiel: Johannes Brahms – Nr. 1 und Nr. 2 aus: 5 Lieder, op. 105

    Juliane Banse und Andreas Schmidt mit Liedern von Johannes Brahms. Ihr Partner am Klavier ist der Pianist Helmut Deutsch. Ihre Aktualität erweisen die Aufnahmen vor allem auch in der fesselnden Balance zwischen vokaler Schönheit und sprachlicher Klarheit. Nicht zuletzt mag bei dieser Zusammenarbeit, die vier späten Liedsammlungen von Brahms gilt, eben auch aufschlussreich sein, dass die drei Heine-Vertonungen, allesamt in Op. 96 zu finden, dem Bariton von Andreas Schmidt vorbehalten blieben. Brahms traf seinem Naturell gemäß zwar die spezifische Melancholie Heines; vor dessen oftmals nur angedeuteter Ironie indes versagen nicht nur bei Brahms die Mittel der Musik. Für die düsteren Farben ist der inzwischen schwerer gewordene Bariton von Andreas Schmidt allemal gut.

    • Musikbeispiel: Johannes Brahms - "Es schauen die Blumen", op. 96 Nr.3

    Das war die neue Platte im Deutschlandfunk. Zuletzt hörten Sie den Bariton Andreas Schmidt zusammen mit dem Pianisten Helmut Deutsch mit dem Lied "Es schauen die Blumen" aus op. 96 von Johannes Brahms. Die neue CD "Johannes Brahms Lieder – complete edition volume 8" ist bei cpo erschienen.
    Außerdem ging es heute um die Produktion "Strawinsky/Bach" von Leonidas Kavakos und Péter Nagy, die bei ECM herauskam.