Archiv


Ballett, Turnen, Tanzen Akrobatik und Schwimmen

Bei den German Open sind mehr als 20 Nationen mit mehr als 200 Teilnehmerinnen aus aller Welt vertreten. Sie nutzen den Event als Einstieg in das Olympiajahr.

Von Andrea Schültke |
    "Un, deux, trois"

    Frankreich beim Trockentraining. Acht junge Frauen bewegen sich im Takt. Alle total Synchron. Das Vorspiel an Land für die Höchstleistungen gleich im Wasser.

    Synchronschwimmen ist eine Kombination aus gleich fünf Sportarten: Ballett, Turnen, Tanzen Akrobatik und Schwimmen natürlich. Ein Sport, zu unrecht oft belächelt, zum Beispiel wegen der Nasenklammern. Aber die müssen sein, erklärt Udo Lehmann, Team-Manager der deutschen Nationalmannschaft:

    "Die Nasenklammern sind dafür da, wenn du unter Wasser stehst mit dem Kopf nach unten, würde das Wasser in den Kopf rein, verlieren die die Orientierung. Weil Ohr, Nase, Mund ist Organ, was zusammen arbeitet um Gleichgewicht und Orientierung zu halten. Darum machen die die Nasen zu."

    Ein Blick durch die Unterwasserfenster des Bonner Frankenbades macht das direkt klar: Wir sehen eine Pyramide aus acht Schwimmerinnen: die sechs unteren stützen eine Siebte in ihrer Mitte. Auf deren Schultern steht die Achte. Jetzt schalten die unteren Beine ihren Turbo an. Kraftvoll katapultieren sie die Pyramidenspitze aus dem Wasser. Die fliegt anmutig hoch und taucht elegant wieder ein, zurück in die Formation. Nächstes Element: Die Oberkörper senkrecht unter Wasser, nur 16 Beine ragen oben heraus. Die kreuzen sich, strecken sich zum Spagat schlagen Haken. Immer gespannt bis in den kleinen Zeh bewegen sie sich im Takt zur Musik. Die dröhnt auch unter Wasser. Körperbeherrschung pur. Spielerisch leicht sieht das aus. Ein bisschen wie Eiskunstlaufen oder Formationstanz – ohne Boden unter den Füßen.

    Dieser Hochleistungssport hat seinen Ursprung im frühen 19. Jahrhundert. Reigenschwimmen und Figurenlegen hieß das damals. Übrigens nur für Männer. Für den ganz großen Durchbruch des sogenannten Wasserballetts sorgten Hollywood und die Leistungsschwimmerin Esther Williams. In den 40er Jahren des 20. Jahrhunderts, schwebte sie schwimmend durch Wasser-Musicals wie "Neptuns Tochter" oder "Badende Venus".

    1984 in Los Angeles war Synchronschwimmen zum ersten Mal olympisch und längst ein reiner Frauensport. Zunächst dominierten die Amerikanerinnen die Wettbewerbe, aber seit einigen Jahren ist Russland das Maß aller Dinge in der Synchron-Schwimm-Welt.

    Hier in Bonn sind die Russinnen allerdings nicht am Start. So früh In der olympischen Saison wollen sie wohl ihre Programme noch nicht präsentieren, vermutet die Konkurrenz. Andere Nationen wie Vize-Weltmeister China nutzen dagegen gern die Chance, auch Deutschland. Das Duett mit Wiebke Jeske und Edith Zeppenfeld hat noch Chancen auf ein Olympiaticket. Die deutschen Meisterinnen aus Flensburg und suchen den Vergleich mit den besten der Welt:

    "Das erste Mal messen mit den anderen Nationen und gucken, was fehlt uns noch, was haben wir gut gemacht, dass man vieles ändern kann oder sagen kann, ok das bleibt so."

    Sagt Edith Zeppenfeld. Ihre Partnerin Wiebke Jeske rechnet vor:

    "24 Duette qualifizieren sich wir hoffen, dass wir das schaffen, im April ist die Quali in London."

    Nur eine Chance haben die beiden, um ihr großes Ziel zu erreichen.

    "Es muss stimmen an dem Tag, es muss perfekt sein an dem Tag, es darf kein Fehler drin sein, quasi auf dem Formhöhepunkt und dass man dann hofft, dass es bei den anderen nicht so gut läuft und man selber den besseren Tag erwischt hat."

    Dafür trainieren sie bis zu sechs Stunden täglich. Und inzwischen zollen ihnen auch die Schwimmer Respekt. Teammanager Lehmann berichtet von einem gemeinsamen Trainingslager als noch die Meinung galt:

    "Ach die Synchronschwimmer das ist pillepalle, machen wir auch gerne – von wegen, die haben mal Training mitgemacht und waren froh, wie sie draußen waren."