Gerade ist der moderne Glasbau der neuen Bibliothek fertig geworden. Bücher werden umgezogen und einsortiert, die letzten Glasflächen gereinigt durch die die Frühlingssonne bricht: Alles vermittelt den Eindruck - hier geht's bergauf. Doch im barocken Gebäude nebenan ist die Enttäuschung groß. An die Spitze hat man es nicht geschafft. Bambergs Anträge für Elitenstudiengänge wurden abgelehnt. Schade, meint der Rektor Godehardt Ruppert, doch verwundert ist er eigentlich nicht.
Mir war relativ klar, dass die Ergebnisse in diese Richtung laufen würden, und es war auch klar, dass in dieser Runde, die ja sehr schnell angestellt worden ist, dass da nur Universitäten eine größere Chance haben, die mehr Ressourcen haben.
Gerade einmal 8600 Studenten zählt die Bamberger Alma Mater. Und auch wenn die Stimmung gut ist, kämpft man doch an vielen Fronten. Auf einen Professor kommen hier gerade einmal 0,9 Assistenten - an anderen Universitäten ist das Verhältnis oft 1 zu 4. Wer den Lehrbetrieb am Laufen halten will, hat daher in Bamberg wenig Zeit für neue Projekte:
Wir hätten mehr Vorlauf gebraucht mit einer personellen Infrastruktur solche Anträge zu schreiben, wenn bei uns jeder alles selber machen muss, da haben sie sehr schnell Probleme. Bei derartigen Verfahren besteht immer die Gefahr, dass das Sprichwort zutrifft: der scheißt Teufel immer auf den Mist, also wer hat, dem wird gegeben. Das ist bei solchen Verfahren ein immanentes Problem.
Und tatsächlich, bei den zehn geförderten Elitenstudiengängen fällt acht mal der Name München und sechsmal haben die beiden Münchner Unis dabei die Federführung. So föderal wie angekündigt sei die Verteilung eben nicht, meint Ruppert. Doch auch die fachliche Ausrichtung der ausgewählten Studiengänge kam Bamberg nicht entgegen. Von den 29 Anträgen wählte die Kommission fünf naturwissenschaftliche Elitestudiengänge aus, drei aus den Ingenieur- zwei aus den Geisteswissenschaften. Auch bei den fünf Doktorandenkollegs überwiegen die Naturwissenschaften.
Wenn da nur Fächer gefördert werden, die wir gar nicht haben, dann möchte man da kein Qualitätsurteil für uns ableiten. ...wir sind in einer Fächerkultur unterwegs, an dieser Universität, die offenbar nicht das große Interesse der Antragskommission gefunden hat.
Bamberg hat seinen Schwerpunkt auf den Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften und erhielt in den Rankings dafür stets gute Noten. Die Aufnahme einzelner Elitestudiengänge in das Förderprogramm, so betont Ruppert, dürfe deshalb nicht als generelle Aussage über die Qualität von Lehre und Forschung an der Bamberger Uni gelten.
Es gibt in München Studiengänge, die sind schlechter als in Bamberg und es gibt in Bamberg Studiengänge, die sind schlechter als in München. Und genau dies muss man im Kopf haben und genau daran sollten sich Studenten orientieren. Und wenn das bei der Diskussion rum kommt, dann ist das prima.
Spitzenförderung befürwortet der Bamberger Rektor explizit - wenn die Basis dadurch nicht krankt, die Vielfalt erhalten bleibt und die Bewerbungsbedingungen für alle stimmen.
Im Sommer dieses Jahres schreibt die Bayerische Staatsregierung ein zweites Auswahlverfahren aus, das Universitäten und Projekte erneut die Möglichkeit gibt, in das Bayerische Elitenetzwerk einbezogen zu werden. Bamberg will es noch einmal versuchen:
Sicher werden wir uns wieder bewerben. Wir ziehen uns ja nicht in den Schmollwinkel zurück. Und ich bin fest überzeugt, dass wir eine Chance haben. Wir haben es ein bisschen schwerer, aber unser Job ist nicht zu jammern.
So packt man es in Bamberg nochmals mit Kraft an und hofft auf eine zweite Chance.