Archiv


Bamberg schenkt Zeit

Die gute Nachricht heißt: Bamberg wichtelt oder Bamberg schenkt Zeit. Die Idee hatte die Bamberger Studentin Silke Grieshammer. Anstatt wie beim Wichteln sonst üblich, kleine Geschenke zu geben, wollte sie Zeit verschenken. Wie kommt man bloß auf so was?

Von Heiner Gremer |
    Das war eine verrückte Idee von mir, die ich irgendwann Ende des letzten Jahres mal hatte. Ich will jetzt nicht sagen im Suff, aber ein bisschen Alkohol war bestimmt dabei – ein bisschen. Ich war mit Freunden unterwegs gewesen und bin danach heimgegangen und dachte mir: Also ich hab immer weniger Zeit und es ist ja irgendwie schade. Und dann hatte ich die Wichtelidee. Und weil ich gerne wichtel, hab ich das im Kopf so weiter entwickelt. Und wie es so war, zuerst war da das world wide wichteln (www) und dann hab ich‘s reduziert auf Bamberg wichtelt. Und weil ich Bamberger bin, passt es einfach auch.

    Und so wichtelten am 2. Advent nicht weiniger als 200 Bamberger. Die Sache schlug so richtig gut ein. Und es kam zu den tollsten Paarungen, z.B. ein deutsch-ägyptisches Ehepaar und ein amerikanischer Major.

    Ich lade ihn ein zu einem arabischen Abend mit einem traditionellen Essen und Gesprächen über Ägypten.

    Have you already eat Egyptian food?

    No, never .....we very fun.

    What’s your time present?

    We invited her to a... ball, that would be on the 2. June. We are looking for too, very much.

    Eine Einladung zum amerikanischen Ball, für das deutsch-ägyptische Ehepaar. Und auch diese Paarung jetzt ist sehr glücklich gewählt.

    Und ich schenke Ihnen eine Kutschfahrt mit meinen vier süddeutschen Kaltblütern durch das Bamberger Umland.

    Ist ja ein Wahnsinn. Da wird mir ganz warm ums Herz. Und dann bekommen Sie von mir einen Wellness-Nachmittag mit einer Entspannungs- und Energiemassage.

    Das kann man ja direkt anschließend gleich machen.

    Die Massage gilt übrigens auch für die Rösser, wurde mir versprochen. Der Bamberger Erzbischof Ludwig Schick, der selbst ein fürstbischöfliches Abendessen und einen Besuch bei den Bamberger Symphonikern spendiert, erhält im Gegenzug ein sehr musisches Geschenk.

    Ich werden dem Herrn Erzbischof eine Bratschenstunde geben. Also mit Garantie, dass er danach "Lasst uns froh und munter sein” mit mir musizieren wird.

    Und der Bamberger Oberbürgermeister, Herbert Lauer, hat eine Wichtelin gefunden, die ihn bekochen wird.

    Ein Labskaus-Essen. Ich wichtele mit einer Dame, die aus Wilhelmshaven kommt, jetzt aber Krankenschwester in Erlangen ist.

    Sie wissen, dass das seltsam aussieht?

    Ich kenn’s. Es ist nicht jedermanns Sache, aber ich denke es geht nicht ums Essen an sich, sondern dass man Zeit füreinander hat.

    Also Bamberg schenkt Zeit war ein voller Erfolg und deshalb hat es auch Zukunft, meint abschließend die Initiatorin, die Studentin Silke Grieshammer.

    Auf jeden Fall auch schon in anderen Städten und sicherlich gibt es wieder ein Bamberg wichtelt 2005. Ob wir dann dabei sind, wissen wir nich nicht, aber es wird es geben.. Wir geben es einfach weiter am Lehrstuhl und in anderen Städten wird es dann auch hoffentlich gemacht.

    Ist vielleicht eine Zukunftsidee, wenn jetzt das Studium mal aus ist?

    Ja, ich mein jeder ist auf der Jobsuche. Wir können natürlich dann das Wichtelteam für alle Städte sein, klar.