Sheikh Hasina heißt die alte und neue Ministerpräsidentin Bangladeschs. Bei der Parlamentswahl hat ihre regierende Awami-Liga mehr als zwei Drittel aller Mandate gewonnen. Wegen des Boykotts durch die größte Oppositionspartei Bangladesh National Party (BNP) und weiterer Regierungsgegner fielen bereits 127 Mandate an die Awami-Liga, weil es keine Gegenkandidaten gab. Von den noch umstrittenen Mandaten gewann die Regierungspartei 105 und verfügt damit über 232 der 300 Parlamentssitze.
Schwarzer Tag für Demokratie
Es war ein schwarzer Tag für die Demokratie in Bangladesch: Aus Protest gegen die Parlamentswahl stürmte die Opposition Wahllokale oder setzte sie in Brand. Die Regierungsgegner versuchten bis zuletzt, die Abstimmung mit Brandsätzen, Messern und Holzlatten zu verhindern. Die Polizei verteidigte die Wahllokale und schoss auf die Angreifer. Mindestens 18 Menschen starben bei den Auseinandersetzungen.
Die meisten der Toten waren Aktivisten der islamistischen Partei Jamaat-e-Islami und deren Jugendorganisation. Die Partei durfte bei der Wahl nicht antreten, nachdem ein Gericht des säkularen islamischen Staates ihre Registrierung vor einigen Monaten für ungültig erklärt hatte. Die Partei ist Bündnispartner BNP.
"Eine tote Wahl"
Die Oppositionsparteien hatten zuvor den Rücktritt von Ministerpräsidentin Sheikh Hasina sowie die Einsetzung einer neutralen Übergangsregierung gefordert. Diese hätte die Wahlen überwachen sollen. Hasina lehnt das ab. "Das ist eine tote Wahl, eine Nicht-Wahl", meinte daher Moyeen Khan, Mitglied des ständigen Ausschusses der BNP. Hintergrund des Streits ist ein erbitterter Machtkampf zwischen BNP-Chefin Khaleda Zia und Hasina. Beide Politikerinnen bestimmen seit mehr als 20 Jahren die Geschicke des verarmten Landes in Südostasien, das als Niedriglohn-Land eine Schlüsselrolle für die weltweite Textilindustrie spielt.