Archiv


Bankenfusionen in den USA und schrumpfende deutsche Wirtschaft

Die jüngste Bankenfusion in den USA ist ebenso Kommentarthema wie die geschrumpfte deutsche Wirtschaft. Zunächst ein Blick auf den Innovationsgipfel, zu dem Bundeskanzler Gerhard Schröder gestern Abend eingeladen hatte. Die FINANCIAL TIMES DEUTSCHLAND dämpft Erwartungen:

    "Jedermann sollte sich im Klaren sein, dass damit nur eine begrenzte Dynamik auszulösen ist. Wirkliche Innovation ist immer unberechenbar, sie ist mit Risiken verbunden, und sie bedroht die etablierten Strukturen. In vielen Fällen ist sie deshalb auf kurze Sicht weder konsensfähig noch sozialverträglich. Sie eröffnet stattdessen aber die Chance, den Wohlstand für alle langfristig zu steigern."

    Auf die Frage, warum im vergangenen Jahr Innovationen und privater Konsum abermals gefallen sind, antwortet die FRANKFURTER ALLGEMEINE:

    "Aus konjunktureller Sicht kann man auf mangelnde Wachstumsanstöße in einer schwachen Weltwirtschaft verweisen. Das ist ein Teil der Erklärung für die deutsche Stagnation, aber nicht der wichtigste. Zielführender als das Schielen auf die Weltkonjunktur ist es, die inländischen Ursachen der noch andauernden Konsumzurückhaltung und der sich erst langsam legenden Investitionsscheu zu suchen. Verbraucher sind gelähmt, wenn sie an einem überregulierten Arbeitsmarkt um ihren Arbeitsplatz und ihre langfristigen Einkommensperspektiven fürchten müssen. Unternehmen sind gelähmt, wenn sie nicht wissen, welche Steuerlasten ihnen die Regierung künftig auferlegen will."

    Das HANDELSBLATT äußert sich optimistisch:

    "Die gestiegenen Aktienkurse haben die Finanzierungsbedingungen für Unternehmen deutlich verbessert, den Privatleuten spült die Steuersenkung mehr Geld in die Tasche. Und die Arbeitsmarktreformen werden dazu führen, dass die Beschäftigung schneller in Fahrt kommt als früher. Damit sind alle Voraussetzungen für eine echte Konjunkturerholung gegeben."

    In den USA rollt die Welle der Bankenfusionen. J. P. Morgan Chase übernimmt für 58 Milliarden Dollar Bank One. Damit entsteht nach der Citigroup die zweitgrößte amerikanische Bankengruppe. Die NEUE ZÜRCHER ZEITUNG bemerkt grundsätzlich:

    "Internationale Konzerne und institutionelle Großkunden neigen dazu, alle Dienstleistungen möglichst aus einer Hand zu beziehen, nicht zuletzt aus Kostengründen. Nur Banken, die weltweit eine komplette Produktpalette anbieten können, sind in der Lage, diesen Ansprüchen gerecht zu werden. Wer nicht zu den zehn führenden Häusern zählt, kommt bei lukrativen Grosstransaktionen kaum zum Zug."

    Und die Zeitung DIE WELT ergänzt:

    "Gegenüber diesen Geldhäusern ist eine Deutsche Bank mit einem Börsenwert von 38 Milliarden Euro ein kleiner Branchenvertreter. Diese Entwicklung muss deutsche Politiker und Manager beunruhigen."