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Barfuß gegen die Diktatur

Eine umgedrehte Reisschüssel ist das Symbol der Revolte der birmanischen Mönche gegen das Militär. Sie bedeutet, dass die Mönche sich weigern, Spenden von den Stützen des Regimes anzunehmen. Entschiedener können buddhistische Geistliche ihren Protest gegen die Machthaber nicht ausdrücken.

Moderation: Peter Kapern; Beiträge von Tobias Grote-Beverborg, Ruth Kirchner und Ingrid Norbu | 26.09.2007
    Am Mikrofon Peter Kapern, guten Abend. Heute geschah in Birma, was nach den Ereignissen der letzten Tage zu befürchten war: Sicherheitskräfte töteten Demonstranten. Die Meldungen darüber, wie viele Menschen ihr Leben lassen mussten, gehen auseinander. Von mindestens zwei getöteten Demonstranten berichtet die britische BBC, die birmanische Exilzeitung "The Irrawaddy" schreibt von drei Toten. Das Ganze bahnte sich an, als buddhistische Mönche dem von der Militärjunta verhängten Versammlungsverbot trotzten und sich erneut zu Protestmärschen versammelten. Mit Tränengas, Schlagstöcken und Schusswaffen reagierten die Sicherheitsbehörden. Im französischen Rundfunk schilderte ein Augenzeuge die heutigen Geschehnisse in Rangun wie folgt:

    "Etwas vor ein Uhr habe ich mich an der Schwedagon-Pagode aufgehalten. Bewaffnete Polizisten haben da zum ersten Mal angefangen auf Zivilpersonen und sogar auf Mönche einzuprügeln und zwar heftig. Danach spitze sich die Situation im Zentrum in der Nähe Schwedagon-Pagode weiter zu. Es gab Schüsse, man weiß aber noch nicht, ob es Tote gegeben hat. Wir bekommen keine Informationen hier. Auf jeden Fall sind Zivilpersonen festgenommen worden, es wurde auf Menschen eingeprügelt, und es gab eine große Panik in Rangun heute."

    Die umgedrehte Reisschüssel, das ist das Symbol der aktuellen Revolte der Mönche gegen das Militär. Sie bedeutet, dass die Mönche sich weigern, Spenden von den Stützen des Regimes anzunehmen. Eine drastische Geste, schließlich versprechen sich Spender von ihren Gaben eine bessere Wiedergeburt. Entschiedener können in einem frommen, buddhistischen Land Geistliche ihren Protest gegen die Machthaber nicht ausdrücken. Ingrid Norbu über Politik und Religion in Birma:


    Die Mönche und das Militär
    Tonnen von Gold und Tausende Edelsteine glänzen auf dem fast 100 Meter hohen Tempelturm der Schwedagon-Pagode in Birmas größter Stadt Rangun. Um diesen Turm reihen sich unzählige kleinere Goldpagoden, blumengeschmückte Altäre, Löwenfiguren mit Menschengesichtern, Drachen und Elefanten aus Stein. Der Strom gläubiger Buddhisten, der das Heiligtum umrundet, reißt fast nie ab.

    Generell scheint sich im armen Birma oder Myanmar, wie es seit 1989 heißt, aller Reichtum und Glanz auf die buddhistischen Klöster zu konzentrieren. Bauern sind mit Ochsenkarren auf ungepflasterten Wegen unterwegs, viele Menschen leben in Hütten aus Palmwedeln, doch dazwischen blitzen goldene Pagodenspitzen auf. Für den Durchschnittsburmesen dreht sich alles um Kusala, das Pali-Wort für Verdienste, die man trotz Not durch großzügige Spenden anhäuft.

    "Die Mehrheit der Bevölkerung in Birma ist buddhistisch. Wir glauben an den Kreislauf der Wiedergeburten und daran, dass mit dem Tod nicht alles zu Ende ist. Weil wir auf eine bessere Zukunft hoffen, spenden wir Burmesen großzügig."

    In den zahllosen buddhistischen Tempeln Birmas, einem der ärmsten Länder Asiens, stehen wie in der Mahamuni-Pagode in Mandalay Glastruhen gefüllt mit Geldscheinen. Nicht zu übersehen sind allerdings auch die aufgehängten Fotos der regierenden Generäle in den Tempeln, die diesen Gigantismus beim Pagodenbau durch ihre eigene Spendenfreudigkeit gerne öffentlich, oft sogar im Fernsehen, demonstrieren. Der Mönch U Pandita:

    "Die Regierung ist sehr schlau. Sie ziehen die älteren Mönche auf ihre Seite, i dem sie ihnen alles schenken, was sie haben wollen: Fernseher, Autos, Kühlschränke, nur um ihnen den Mund zu verschließen. Wenn die trotzdem etwas gegen die Regierung sagen, werden sie verhaftet. Deshalb schweigen die meisten. Bei uns in Birma gibt es weder politische noch religiöse Freiheit."

    Politische Macht und der Buddhismus sind seit dem ersten souveränen burmesischen Großreich von König Anawratha miteinander verflochten. Das Volk der Bama, von dem sich auch der Name Birma ableitet, war etwa ab der Mitte des ersten Jahrtausends unserer Zeitrechnung aus Osttibet ins obere Irrawaddy-Tal eingewandert.

    Die Klöster standen als Bildungseinrichtungen im Mittelpunkt des dörflichen Lebens. Die Mönche verrichteten die nötigen Rituale bei Geburt und Tod und vermittelten auch bei Beschwerden des Volkes gegenüber den jeweiligen Herrschern, wenn es um Steuererhöhungen, Zwangsarbeiten und Umsiedlungen ging. Die Könige wiederum suchten Einfluss auf die Mönchsgemeinschaft zu gewinnen und versorgten sie mit Geschenken.

    In der Kolonialzeit zerbrach dann diese Verbindung zwischen dem Herrscher und der Mönchsgemeinschaft. Dem Buddhismus wuchs eine neue Rolle zu. Mit dem Verlust des traditionellen königlichen Schutzes wurden die Mönche zu Gegnern der Kolonialherren.

    Streng säkulare Bewegungen hatten es in den 1920er Jahren schwer, Anhänger zu mobilisieren. Erst die Thakin-Bewegung von General Aung San, dem Vater der Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi, verstand sich als Gegenströmung zur Vermischung von Politik und Religion. Nach der Unabhängigkeit 1948 und dem Kampf um Eigenständigkeit verschiedener Volksgruppen im neuen Staat Birma sollte der buddhistische Glaube den Nationalismus im multiethnischen Land fördern, in dem die Volksgruppe der Bama etwa 60 Prozent der Bevölkerung ausmachen. Ministerpräsident U Nu wollte den Buddhismus gar zur Staatsreligion erheben. Die dadurch ausgelösten Unruhen nutzte das Militär 1962, sich selbst an die Spitze des Staates zu setzen.

    Die Regierung hat seither versucht, Kontrolle über die Mönche auszuüben. Meist jedoch unter dem Vorwand, die Reinheit des Sangha, der Mönchsgemeinschaft, schützen zu wollen. Es gibt einen obersten Sangha-Rat mit Unterabteilungen, der für die gesamte Mönchsschaft im Lande zuständig ist und der mit der Regierung kooperiert. Die meist recht betagten Mönche dort hatten es in der Vergangenheit oft schwer, das Heer der Jungen zu kontrollieren. Einer der Hebel gegen kritische Mönche ist das Abschlussexamen an einem staatlichen Institut, ohne das sie nicht Dharma-Lehrer oder Klostervorsteher werden können.

    400.000 Mönche gibt es in Birma, etwa 20.000 Nonnen. Es herrscht kein Mangel an Nachwuchs. Es ist Tradition, Kinder zeitweise oder auf Dauer in ein Kloster zu schicken, besonders bei armen Familien. Seit das Militär an der Macht ist, seit 45 Jahren, geht die Entmündigung der Mönche einher mit großzügigen Spenden an die Klöster. Dabei sehen sich die Generäle in der Rolle der alten burmesischen Könige. Die Mönche, die die Geschenke annehmen, legitimieren die Regierung und akzeptieren sie somit als rechtmäßige politische Macht. Diese unheilige Allianz ist jungen Mönchen ein Dorn im Auge.

    1988, nach dem letzten großen Aufstand der Burmesen gegen das Regime, weigerten sich Klöster jedoch, Spenden der Junta und ihrer Angehörigen anzunehmen. Die umgestürzte Almosenschüssel ist das Symbol dafür. Diese Weigerung kam einer Revolution gegen die Regierung gleich, weil dadurch die Generäle quasi exkommuniziert wurden, ein sehr effektives Mittel, zumal die Klosterregeln es den Mönchen verbieten, sich direkt gegen die weltliche Herrschaft aufzulehnen. Viele Mönche sitzen deshalb in Gefängnissen oder verrichten Zwangsarbeit. Sie werden dort gezwungen, ihre Mönchsroben abzulegen. Dennoch ist der Wille vieler junger Mönche ungebrochen, sich gegen das Regime zu stellen. Der Mönch U Pandita:

    "Angst hat man nur, wenn man ungebildet ist und keine Ideen entwickeln kann. Wenn wir aber gebildet sind, wissen wir, wie wir zu kämpfen haben. Ich habe keine Angst vor der Regierung."


    Idol der Opposition: Aung Saan Suu Kuy
    Ein Beitrag von Ingrid Norbu. Sogar der Name des Landes, das seit 45 Jahren von den Militärs beherrscht wird, ist Teil der politischen Auseinandersetzung. Dass das Land Myanmar genannt werden soll, haben die Generäle entschieden. Die Opposition hingegen will beim Staatsnamen Birma bleiben. Allerdings: Durchsetzen konnte sie sich nicht, weder beim Staatsnamen, noch mit anderen politischen Forderungen. Zu schwach sind die Oppositionsparteien, zu stark die Repression durch die Militärjunta. Nur eine Oppositionspolitikern vermag es, den Militärs Furcht einzuflößen. Die Friedensnobelpreisträgerin Aung Saan Suu Kuy. Seit 17 Jahren steht sie unter Hausarrest. Und ist doch eine tragende Säule der aktuellen Revolte. Tobias Grote Beverborg:

    Als die buddhistischen Mönche am vergangenen Samstag zum Wohnsitz der unter Hausarrest stehenden Friedensnobelpreisträgerin und Oppositionsführerin Aung San Suu Kyi zogen, war dies nach Auffassung von Ulrike Bey, Sprecherin der Burma-Initiative am Asienhaus in Essen, ein eindeutiges Signal:

    "Ich denke, dass es wirklich wichtig war, dass die Mönche am vergangenen Wochenende bei ihr vorbeigegangen sind. das hat der ganzen Bewegung noch mal einen Schub gegeben. Durch diesen symbolischen Akt und erst danach sind hunderttausend Menschen auf die Straßen gegangen."

    Nicht nur bei den protestierenden Mönchen gilt die zierliche Aung San Suu Kyi als Symbolfigur des Widerstands gegen die seit 45 Jahren herrschenden Militärs. So setzt sie sich seit 18 Jahren unermüdlich für politische Reformen ein:

    "Meine Rolle war immer die, meine Pflicht zu tun als Generalsekretärin der Nationalen Liga für Demokratie, die eine Partei ist, die dem Volk dienen will. Eine Partei, die deswegen gegründet wurde, um Birma Demokratie zu bringen. Und das ist es, was wir tun müssen. Wir müssen sicherstellen, dass die Demokratie für Birma schnell und auf dem richtigen Wege kommt."

    Die Nationale Liga für Demokratie (kurz NLD) ist die größte Oppositionspartei in Birma. Sie ist auch die einzig legitimierte Regierungspartei des Landes. 1990 errang sie in den ersten freien Wahlen nach der Machtergreifung der Militärs im Jahre 1962 80 Prozent der Parlamentssitze. Die Militärregierung jedoch ignoriert den Wahlausgang und bleibt weiterhin an der Macht.

    Heute ist der Einfluss der NLD stark eingeschränkt, und viele Mitglieder sind ins Ausland oder in den Untergrund gegangen. Ulrike Bey von der Burma-Initiative:

    "Es ist der NLD verboten, politisch zu agieren. Die meisten Büros im Lande mussten geschlossen werden, bis auf das Hauptquartier in Rangun. Dann wurden die Proteste von 1988 angeführt von Studenten, die jetzt teilweise auch Mitglieder der NLD sind, die aber nach ihren langen Haftstrafen - die Anführer der 88er Studentengeneration waren teilweise 14 Jahre lang in Haft - haben sich nach ihrer Freilassung 2005 als 88er Studentengeneration formiert."

    Die Gruppe der 88er Studentengeneration geht auf den größten Aufstand in der jüngsten Geschichte Birmas zurück. Ähnlich wie heute führten umstrittene wirtschaftliche Reformen der Militärregierung zu massiven Protesten. Damals löste die massive Abwertung der Währung das mühselig Ersparte der Bevölkerung in Luft auf. Als neben wirtschaftlichen Forderungen auch zunehmend politische Reformen angemahnt wurden, schlugen die Militärs die überwiegend von Studenten geleiteten Demonstrationen nieder. Bis zu 3000 Menschen sollen dabei ums Leben gekommen sein.

    Seitdem unterdrückt die Militärjunta jegliche Opposition im Lande. Zu den Opfern zählen nicht allein Prominente wie etwa Aung San Suu Kyi, die entweder ins Gefängnis geworfen oder unter Hausarrest gestellt wird, sondern auch besagte Anführer des 88er Aufstands.

    Neben den beiden genannten Gruppierungen geht der einzig nennenswerte politische Widerstand von ethnischen Parteien aus, so Ulrike Bey:

    "Die ethnischen Minderheiten, die ethnischen Nationalitäten sind teilweise in Parteien organisiert oder als bewaffnete Gruppen. Die meisten dieser ethnisch basierten Parteien sind jedoch verboten beziehungsweise in ihrer Arbeit stark eingeschränkt."

    Neben der NLD gibt es also noch acht offiziell zugelassene ethnische Parteien. In dem Vielvölkerstaat mit mindestens 135 verschiedene Ethnien ist die Shan Nationalitäten Liga für Demokratie, kurz SNLD, eine der bedeutendsten Parteien. Die Shan stellen mit dem Volk der Karen die größte ethnische Minderheit in Birma dar. Deren Autonomiebestrebungen werden von der Militärregierung immer wieder blutig niedergeschlagen. Inzwischen soll die gegenwärtige Protestwelle auch sie ergriffen haben:

    "Es gibt Berichte, dass mittlerweile auch ethnische Minderheiten die Proteste unterstützen. Also in einzelnen Regionen, in den einzelnen Provinzen, die von den ethnischen Minderheiten dominiert werden, die solidarisieren sich","

    so Ulrike Bey von der Burma-Initiative des Asienhauses in Essen.

    Die meisten Oppositionsparteien haben jedoch ihren Sitz ins benachbarte Thailand verlagern müssen. Von dort aus unterstützen sie den politischen Widerstand in ihrer Heimat.

    Auch Aung San Suu Kyi setzt große Hoffnungen auf die anhaltenden Demonstrationen, auch wenn sie befürchtet, dass ihr und ihrem Volk die Zeit davon läuft:

    ""Ich möchte so schnell wie möglich den Wandel, es gibt noch so viel zu tun. Ich glaube nicht, dass wir es uns leisten können, zu warten. Nicht mal einen Tag mehr. Jeder Tag, den wir auf den Wandel warten, ist ein verlorener Tag bei unseren Bemühungen, unser Land wieder aufzubauen."


    Friedensnobelpreisträgerin Aung San Suu Kyi in einem Tempel in Rangun in Myanmar im Jahr 2002
    Aung San Suu Kyi. (AP)
    Verbündeter China
    Tobias Grote Beverborg über die politische Opposition in Birma. Wer also vermag das Militärregime zu erschüttern? China vielleicht, schließlich ist Peking so etwas wie der Mentor der Diktatoren in Myanmar. Das Reich der Mitte sorgt für ein Mindestmaß an wirtschaftlicher Entwicklung, trägt so zur Stabilität des Militärregimes bei. Ob das aber so bleibt, ist fraglich. Ruth Kirchner aus Peking.

    Hinter den Kulissen versucht Peking schon seit längerem, sanften Druck auf Birmas Generäle auszuüben. So gut wie unbemerkt von der Weltöffentlichkeit hatte China die Militärführung bereits vor zwei Wochen aufgefordert, die nationale Aussöhnung voranzutreiben, wie die staatliche Nachrichtenagentur Xinhua damals berichtete. Und bereits im Juni fanden in Peking Gespräche zwischen Unterhändlern der USA und des Militärregimes statt. Offenbar ging es um den Hausarrest von Friedensnobelpreisträgerin Ang San Suu Kyi.

    Aber wieviel Einfluss Peking tatsächlich auf Birma hat, ist weitgehend unklar. Und ob man diesen Einfluss jetzt geltend macht, weiß niemand genau. Offen darüber sprechen kann oder mag in China kaum einer. Mit der Begründung, das Thema sei zu heikel, lehnten mehrere chinesische Akademiker Interviewwünsche ab.

    China ist der wichtigste Handelspartner Birmas. Für ihren Wirtschaftsboom braucht die Volksrepublik Rohstoffe und Energie. Und genau das hat Birma zu bieten, sagt Sean Turnell von der australischen Macquarie-Universität in Sydney.

    "Das Wichtigste sind die Gasvorkommen vor der Küste Birmas. Zur Zeit verhandeln China und Birma über eine Gaspipeline von der Bucht von Bengalen bis in die chinesischen Provinz Yunnan. Das wäre ein sehr großes Projekt. Außerdem liefert Birma Holz, vor allem Teakholz und Edelsteine an China."

    China baut zudem Birmas Infrastruktur aus. Mit großzügigen Krediten der chinesischen Entwicklungsbank werden Straßen und Eisenbahnlinien gebaut. Zugleich ist Birma ein wichtiger Absatzmarkt für chinesische Produkte, vor allem für Billigwaren aus Yunnan. Und dann sind da die strategischen Interessen. Wen Min von der Peking-Universiät sagt, die geografische Lage Birmas ist von entscheidender Bedeutung.

    "Das Land ist ein natürlicher Korridor für uns zum Indischen Ozean. Das hilft zum einen der Entwicklung unserer südwestlichen Region. Aber auch aus sicherheitspolitischen Überlegungen heraus ist es wichtig, gute Beziehungen zu Birma zu unterhalten."

    In der Vergangenheit hat China denn auch seine schützende Hand über das Militärregime gehalten. Als im Januar der UN-Sicherheitsrat eine Resolution zur Menschenrechtslage in Birma verabschieden wollte, legte China sein Veto ein. Und auch die neuen Sanktionen, die die USA in dieser Woche verkündeten, lehnt Peking ab, sagt Professor Wen Min.

    "Sanktionen haben negative Auswirkungen und schaden vor allem dem Volk. Die Regierung kann man damit nicht treffen, Sanktionen machen die Lage unter Umständen sogar schlimmer."

    Aber dass die Politik der Nichteinmischung ihre Grenzen hat, weiß auch Wen Min wie auch die politische Führung in Peking. Das Festhalten am Status Quo und die Verfolgung rein wirtschaftlicher Interessen kann negative Auswirkungen auf das eigene Land haben. Diese Lektion hat die chinesische Führung bei der humanitären Tragödie im Sudan gelernt, wo man aus Rücksicht auf die Öl-Interessen viel zu lange zögerte, sich dem Kurs der UN anzuschließen und sich schließlich Aufrufe zum Boykott der Olympischen Spiele einhandelte.

    Den gleichen Fehler will man offenbar nicht wieder machen, daher jetzt die stille Diplomatie in Birma. Sean Turnell sagt, für China steht jetzt eine Menge auf dem Spiel.

    "Im Vorfeld der Olympischen Spiele in Peking will die Führung nicht schon wieder für die Unterstützung eines despotischen Regimes an den Pranger gestellt werden. Das gibt Anlass für Optimismus, dass China seinen Einfluss in Birma gelten machen könnte. Ob die birmesischen Generäle auf Peking hören, wage ich zu bezweifeln, aber es ist zumindest einen Versuch Wert."

    Ein Beitrag von Ruth Kirchner. Der UN-Sicherheitsrat beschäftigt sich heute mit der Lage in Birma. Italien verlangt eine Sondersitzung der EU. Und US-Präsident Bush ließ am Nachmittag wissen, er sei sehr besorgt über die jüngsten Vorgänge in Birma. Ob dies die demokratische Opposition im Lande stärkt? Die nächsten Tage könnten es zeigen. Am Mikrofon bis hierher war Peter Kapern. Ich wünsche ihnen einen guten Abend.