Scharf gezeichnete, schneeweiße Kieswege - geschwungene, knöchelhohe Buchsbaumhecken - streng kastenförmig beschnittene Bäume - und ein halbes Schloss, das im Bombenhagel des 2. Weltkrieges stehen geblieben ist. So präsentiert sich der prächtige große Garten in Hannover-Herrenhausen heute. Ein Erbe aus dem 17. Jahrhundert, dem Barock. Das glauben die Besucher jedenfalls, wenn sie die weitläufige Anlage durch das große, verschnörkelte Tor betreten. Dass das nur teilweise stimmt, zeigen vier Ausstellungen mit denen Stadt und Universität Hannover der Renovierung der Gärten gedenken. Sie waren durch Geldmangel und politischen Querelen arg heruntergekommen.
" Vor siebzig Jahren wurden die Herrenhäuser Gärten von der Stadt Hannover gekauft und in nur elf Monaten wieder hergestellt und erneuert, wobei sehr viele Zutaten in den Garten eingebracht wurden, die aber heute gar nicht mehr erkennbar sind, weil das doch sehr neo-barock war und es ging eben darum, den Garten prächtiger und reizvoller denn je zu machen."
... sagt Gartenchef Ronald Clark. Gleich mehrere große Parks ließ der damalige Bürgermeister Arthur Menge in Hannover anlegen. Der parteilose, aber durchaus nazi-freundliche Politiker wollte mit - wie es hieß - "deutschem Grün" sein politisches Überleben im dritten Reich sichern. Die Rechnung ging nicht auf. Menge wurde entmachtet, seine Politik der grünen Stadt aber überlebte - in braunem Hemd.
" Also der Barockgarten mit dem Absolutismus, der Staat bin ich, passte natürlich gut in den Nationalsozialismus hinein. Es wurde aber im Nationalsozialsozialismus schon darauf geachtet, dass das nicht zu französisch war. Man hatte die holländischen Ursprünge des Barock stärker hereingebracht zum Beispiel als Niederdeutscher Blumengarten, Niederdeutscher Rosengarten ... "
So entstand der moderne, scheinbar barocke Garten als Sammelsurium von Stilen, das vor allem eines sollte: den Bürgern gefallen und sie beeindrucken. Einer der Ausstellungen thematisiert dieses neobarocke Allerlei in Objekten, die Studenten gestaltet haben. Gartenbaustudentin Maria Brüning erläutert ihre aus Spiegeln bestehende Installation:
" Wir haben hier, wo wir jetzt stehen an den Spiegelpaaren einmal die Zeitschicht aus den 30-er Jahren, diese Buchsbaumornamente, die einem Betrachter doch sehr barock vorkommen, und gegenüber steht die Niki-de-Saint-Phalle-Grotte, die erst 2003 entstand. Durch zwei Spiegelpaare wird das in Bezug zueinander gesetzt. Ich denke, der Garten wurde so gestaltet, wie er vielleicht vom Betrachter erwartet wurde. Er ist heute schon ein Stück weit barocker, als er damals zur Barockzeit wirklich ausgesehen hat."
Allen Zeiten, in denen sich die Gartenbauer bedienten, war eines gemeinsam: die Gestaltung barocker Anlagen folgt politischen und wirtschaftlichen Zielen. Das gilt bis heute für die nach den Zerstörungen im Krieg wieder-wiederhergestellte Anlage. Ronald Clark:
" Gärten selber sind immer Ausdruck ihrer Zeit und auch, wie man mit Gärten umgeht. Und heute versuchen wir natürlich auch in Hannover mit den Gärten als Alleinstellungsmerkmal zu werben als barocke, besondere Gartenanlage ..."
Geometrische Gestaltung, exakte Ausführung - ein Spaß fürs Auge, den sich die Stadt Hannover jährlich sieben Millionen Euro kosten lässt. Die historische und touristische Bedeutung der Anlage ist unumstritten. Aber ist da nicht ein Widerspruch zu heutigen Vorstellungen naturnaher Umweltgestaltung?
" Jein, also weil der barocke Garten hat einen anderen Naturbegriff gehabt. In dieser Zeit war der Garten Natur, draußen war Wildnis. Und die Natur durfte der Mensch ja gestalten. Auch heute noch haben wir Rasengesellschaften, die es in Niedersachsen fast nicht mehr gibt, weil die eben seit Jahrhunderten geschnitten worden sind, und da gibt's bestimmte Rasen, die diesen Schnitt brauchen und die sich dort angesiedelt haben. Das ist eben so, dass heute in den Gärten, den alten Parks und Gärten, eine größere Vielfalt an Pflanzen und an Tieren sind als in der Landwirtschaft, in der normalen - Anführungsstriche - Natur oder Landschaft. Die großen Refugien sind in der Stadt."
" Vor siebzig Jahren wurden die Herrenhäuser Gärten von der Stadt Hannover gekauft und in nur elf Monaten wieder hergestellt und erneuert, wobei sehr viele Zutaten in den Garten eingebracht wurden, die aber heute gar nicht mehr erkennbar sind, weil das doch sehr neo-barock war und es ging eben darum, den Garten prächtiger und reizvoller denn je zu machen."
... sagt Gartenchef Ronald Clark. Gleich mehrere große Parks ließ der damalige Bürgermeister Arthur Menge in Hannover anlegen. Der parteilose, aber durchaus nazi-freundliche Politiker wollte mit - wie es hieß - "deutschem Grün" sein politisches Überleben im dritten Reich sichern. Die Rechnung ging nicht auf. Menge wurde entmachtet, seine Politik der grünen Stadt aber überlebte - in braunem Hemd.
" Also der Barockgarten mit dem Absolutismus, der Staat bin ich, passte natürlich gut in den Nationalsozialismus hinein. Es wurde aber im Nationalsozialsozialismus schon darauf geachtet, dass das nicht zu französisch war. Man hatte die holländischen Ursprünge des Barock stärker hereingebracht zum Beispiel als Niederdeutscher Blumengarten, Niederdeutscher Rosengarten ... "
So entstand der moderne, scheinbar barocke Garten als Sammelsurium von Stilen, das vor allem eines sollte: den Bürgern gefallen und sie beeindrucken. Einer der Ausstellungen thematisiert dieses neobarocke Allerlei in Objekten, die Studenten gestaltet haben. Gartenbaustudentin Maria Brüning erläutert ihre aus Spiegeln bestehende Installation:
" Wir haben hier, wo wir jetzt stehen an den Spiegelpaaren einmal die Zeitschicht aus den 30-er Jahren, diese Buchsbaumornamente, die einem Betrachter doch sehr barock vorkommen, und gegenüber steht die Niki-de-Saint-Phalle-Grotte, die erst 2003 entstand. Durch zwei Spiegelpaare wird das in Bezug zueinander gesetzt. Ich denke, der Garten wurde so gestaltet, wie er vielleicht vom Betrachter erwartet wurde. Er ist heute schon ein Stück weit barocker, als er damals zur Barockzeit wirklich ausgesehen hat."
Allen Zeiten, in denen sich die Gartenbauer bedienten, war eines gemeinsam: die Gestaltung barocker Anlagen folgt politischen und wirtschaftlichen Zielen. Das gilt bis heute für die nach den Zerstörungen im Krieg wieder-wiederhergestellte Anlage. Ronald Clark:
" Gärten selber sind immer Ausdruck ihrer Zeit und auch, wie man mit Gärten umgeht. Und heute versuchen wir natürlich auch in Hannover mit den Gärten als Alleinstellungsmerkmal zu werben als barocke, besondere Gartenanlage ..."
Geometrische Gestaltung, exakte Ausführung - ein Spaß fürs Auge, den sich die Stadt Hannover jährlich sieben Millionen Euro kosten lässt. Die historische und touristische Bedeutung der Anlage ist unumstritten. Aber ist da nicht ein Widerspruch zu heutigen Vorstellungen naturnaher Umweltgestaltung?
" Jein, also weil der barocke Garten hat einen anderen Naturbegriff gehabt. In dieser Zeit war der Garten Natur, draußen war Wildnis. Und die Natur durfte der Mensch ja gestalten. Auch heute noch haben wir Rasengesellschaften, die es in Niedersachsen fast nicht mehr gibt, weil die eben seit Jahrhunderten geschnitten worden sind, und da gibt's bestimmte Rasen, die diesen Schnitt brauchen und die sich dort angesiedelt haben. Das ist eben so, dass heute in den Gärten, den alten Parks und Gärten, eine größere Vielfalt an Pflanzen und an Tieren sind als in der Landwirtschaft, in der normalen - Anführungsstriche - Natur oder Landschaft. Die großen Refugien sind in der Stadt."