Archiv


Barroso: Banken sollen mehr Kapital als Krisenpuffer zurücklegen

EU-Kommissionspräsident Manuel Barroso will die Banken zwingen, die Eigenkapitalausstattung zu erhöhen. Und zwar innerhalb von nur neun Monaten um neun Prozent. Dagegen laufen die Institute nun Sturm.

Von Brigitte Scholtes |
    Die Regierungen in der Eurozone wollen die Banken rekapitalisieren. Vorübergehend solle man die erforderlichen Kernkapitalquoten spürbar erhöhen, sagte EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso. Dabei zeichnet sich eine Quote von neun Prozent ab, die offenbar in neun Monaten erfüllt werden soll. Ohnehin seien die Banken nach dem neuen Eigenkapitalakkord Basel III gefordert, mehr Eigenkapital zu schaffen, meinte Heinrich Haasis, Präsident des Deutschen Sparkassen- und Giroverbands, heute morgen im Deutschlandfunk. Aber bisher sei dafür mehr Zeit veranschlagt worden:

    "Das kann niemand - jetzt plötzlich das, was man seither für mehrere Jahre vorgesehen hat, also jetzt bis 2018, innerhalb von neun Monaten erfüllen."

    Die Banken dürften es deshalb aus eigener Kraft beziehungsweise mithilfe ihrer Aktionäre kaum schaffen, das erforderliche Eigenkapital beizubringen. Deshalb müssten die nationalen Regierungen den Instituten beistehen, wenn das nicht reicht, sollen die Banken auf den reformierten Rettungsschirm EFSF zurückgreifen können. Doch eine Zwangskapitalisierung halten die Banken für kontraproduktiv. Nicht die Kapitalausstattung der Geldhäuser sei das Problem, sondern die Tatsache, dass Staatsanleihen ihren Status als risikofreie Aktiva verloren hätten, sagte Deutsche-Bank-Chef Josef Ackermann heute Morgen beim Unternehmerkongress seines Hauses in Berlin. Weil sie bisher als risikofrei angesehen worden waren, mussten die Banken ihre Staatsanleihebestände nicht mit Eigenkapital unterlegen. So ist die Aussage von Commerzbank-Chef Martin Blessing auch etwas zweideutig zu verstehen. Er sagte schon Ende September:

    "Um die Banken steht es nicht schlechter als um die Staaten."

    Der Schlüssel zur Lösung des Problems liege daher bei den Regierungen, meint nun Deutsche-Bank-Chef Ackermann, sie müssten das Vertrauen in die Solidität der Staatsfinanzen wiederherstellen. Wie Ackermann sieht auch Sparkassenpräsident Haasis diese Debatte als kontraproduktiv an:

    "Das ist das Thema, dass jeder Staat versucht, seine eigenen Schulden in den Griff zu bekommen. Aber jetzt zu sagen, die Staaten zahlen voraussichtlich ihre Schulden nicht zurück, deshalb gibt der Staat den Banken Geld und erhöht seine Verschuldung, damit sie das verkraften können, wenn sie die Schulden nicht bezahlen, das ist eigentlich abstrus."

    Die europäische Bankenaufsicht (EBA) überprüft derzeit nochmals kritischer als im Sommer den Bestand an Staatsanleihen in den Büchern der Banken. Dabei will sie sowohl im Bank- als auch im Handelsbuch den Marktwert zugrunde liegen. Der liegt wegen des Kursverlustes einiger Staatsanleihen zum Teil weit unter dem Buchwert. So hätte man also einen besseren Aufschluss über die tatsächliche Belastung der Banken. Dabei dürften die deutschen Geldhäuser wohl nicht so schlecht dastehen: Ein Schuldenschnitt in Griechenland um mehr als die bisher verabredeten 21 Prozent würde die europäischen Banken treffen, da aber die Kreditinstitute stark vernetzt sind, bliebe das jedoch auch nicht ohne Folgen für die deutschen Geldhäuser.