Archiv


Basics für Berufseinsteiger

Einander Verstehen wird immer mehr zum ein Wirtschaftsfaktor. Genügte es früher, wenn man Englisch gut beherrscht, so sind heute oft zwei Fremdsprachen erforderlich. Außerdem wichtig: Der Auslandsaufenthalt, denn Sprache allein hilft wenig, auch die Gepflogenheiten, die in einem Land gelten, wollen gelernt sein. Alles Dinge, an die Studierende frühzeitig denken sollten.

Von Daniel Satra |
    In die USA, da wollten vor einigen Jahren noch die deutschen Schüler hin, wenn sich die Möglichkeit zu einem Auslandsjahr bot. Heute interessieren sie sich mehr für ihre europäische Nachbarschaft. Und das ist gut so, sagt die Unternehmensberaterin Johanna Dahm. Denn das Beherrschen von Fremdsprachen über das Englische hinaus ist eine wichtige Voraussetzung für die spätere berufliche Karriere:

    "Weil – das wissen wir - wir werden spätestens in den nächsten zehn Jahren alle drei bis vier Jahre unseren Arbeitsplatz wechseln, nicht nur geographisch, sondern uns auch inhaltlich immer wieder mit neuen Themen konfrontiert sehen. Das, was in Amerika momentan schon Status quo ist, wird auch für Europa bald gelten. Das bedeutet also, dass die Anforderungen an einen Absolventen heute, an bisherige Studierende und junge Berufsabsteiger, die Kompetenzanforderungen werden sich da also massiv verändern."

    Die neuen Anforderungen gelten schon seit Jahren: Ein Teamplayer soll man sein, Medienkompetenz mitbringen, Mobilität und Flexibilität. Sich in kurzer Zeit unbekannte Themen erarbeiten, bereit sein, mehr als einmal für den Job umzuziehen. Und – das ist die eigentlich neue Entwicklung, sagt David Furmanek von der Europa-Universität Viadrina - immer wieder sind Fremdsprachenkenntnisse gefordert.

    "Wenn es vor fünf Jahren noch hieß ‚Englisch möglichst gut und vielleicht eine zweite Sprache’, dann heißt es heutzutage mittlerweile ‚zwei Sprachen fließend’. Und das ist eine Entwicklung, die hat sich geändert. Und wann beginnt Karriereplanung - insbesondere im Fall Sprache - wenn Sie während der Schulzeit entscheiden müssen, welche Sprachen sind relevant fürs spätere Leben: Lingua franca Englisch, Spanisch, Französisch? Möchte der Jugendliche aber in der Region bleiben, kann das eventuell eine falsche Entscheidung sein, oder eine Entscheidung sein, je später die Sprache gelernt wird, desto anstrengender wird."

    Beispiel Polnisch. Eine Sprache, die vor allem in der Region Frankfurt Oder ein Einstellungsgrund sein kann, denn längst gehören auch im deutschen Einzelhandel in der Grenzregion Polen zu den Kunden. Hier hinken deutsche Schüler hinterher, meint auch Gerhard Schnepel von dem Berliner Ausbildungsgang Bürowirtschaft und Verwaltung. Drei Semester lang werden die angehenden Bürokauffrauen und –männer neben ihrer normalen Ausbildung in Sprachkursen für Polen fit gemacht. Dann gehen sie ins Nachbarland und arbeiten als Praktikanten in einem polnischen Unternehmen:

    "Die Vorbereitung für diesen Auslandaufenthalt ist außerordentlich intensiv, jedenfalls für berufliche Verhältnisse, für Berufsschulen. Die vier Monate sind Monate der intensiven Begegnung vor Ort, die jungen Leute sind gefragt und gefordert. Aber: Die Vorurteile gegenüber Osteuropa sind in vielen Unternehmen und bei vielen Menschen in dieser Stadt nach wie vor ungebrochen, das ist leider eine Tatsache, der man sich hier stellen muss."

    Zudem sei die Konkurrenz auf dem mehrsprachigen Arbeitsmarkt für die Auszubildenden groß, denn viele Polen lernen bereits in der Schule Deutsch und beherrschen es heute fließend. Dennoch: Wer an seine Berufskarriere denke, der dürfe das Nachbarland Polen nicht aus dem Blick verlieren, sagt Schnepel. Allein in der polnischen Stadt Posnan, mit ihren 570.000 Einwohnern, sind 300 deutsche Unternehmen aktiv. Doch nicht nur in der Privatwirtschaft ist die Mehrsprachigkeit gefordert, denn die Europäische Union ist auch ein Sprachraum der Behörden. Das habe Auswirkungen auf Berufschancen in Berlin, so Dorlies Radike-Thiel, EU-Fachberaterin des Berliner Senats:

    "Die Berliner Behörde ist soweit gegangen, dass in Berlin jetzt die Strategie gefahren wird ‚Europafähigkeit der Berliner Behörden’, dass also bessere Posten nur noch besetzt werden dürfen von Personen, die nachweisen können, dass sie in zwei Fremdsprachen arbeiten können. Also selbst bei der Behörde ist es wichtig, dass man jetzt die Fremdsprachen mitbringt, weil sonst die Kosten ausufern."

    Einander Verstehen - ein Wirtschaftsfaktor. Die Fremdsprache als Tür zum Job. Und vor allem: Der Auslandsaufenthalt, denn Sprache allein hilft wenig, dessen ist sich die Expertenrunde sicher, auch die Gepflogenheiten, die in einem Land gelten, wollen gelernt sein.