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Basketball
Big-Boss Stern sagt “Bye, Bye!”

Anfang der Achtziger Jahre war die US-Profi-Liga NBA bei weitem nicht so bekannt wie heute und Basketball selbst in den USA eher ein Nischensport. Das änderte sich jedoch mit dem Amtsantritt von David Stern. Jetzt endet seine Ära.

Von Heiko Oldörp |
    David Stern ist nach 30 Jahren an der Spitze der Basketball-Profiliga NBA als Commissioner abgetreten. Der 71-Jährige übergab am Samstagvormittag (Ortszeit) in New York den Chefposten und das Büro an seinen bisherigen Stellvertreter Adam Silver.
    David Stern tritt nach 30 Jahren an der Spitze der Basketball-Profiliga NBA ab. (EPA/LARRY W. SMITH)
    ”Hard to imagine the NBA without David Stern as Commissioner …”
    Es ist in der Tat ein Bild, an das sich viele erst noch gewöhnen werden müssen. David Stern ist nicht mehr Commissioner der NBA. Am Freitag räumte der 71-Jährige seinen Posten – nach genau 30 Jahren im Amt. So lange wie er, hatte noch niemand in einer amerikanischen Profiliga das Sagen. Und nun, da Stern seinen Platz freimachte, für Nachfolger Adam Silver, der seit 22 Jahren an seiner Seite arbeitet, wird in den USA darüber diskutiert, welches Erbe der studierte Jurist, David Joel Stern, aus New York hinterlässt. Für den einstigen NBA-Trainer Jack Ramsay, der längst auch als Kommentator einen hervorragenden Ruf genießt, ist Stern: ”Der beste Sports-Commissioner aller Zeiten. Es gab viele Probleme, die David Stern so gelöst hat, dass andere Profiligen dies übernommen haben. Ich denke, David hat einen hervorragenden Job gemacht.”
    Als Stern am 1. Februar 1984 seinen Posten übernahm, war die NBA ein Tagesgeschäft. Manchmal, so erinnert er sich, habe man morgens noch nicht gewusst, ob die Liga am Abend noch existieren würde. Basketball war eine Randsportart und die NBA aufgrund des Drogenkonsums zahlreicher Spieler in die Schmuddelecke gerückt. Amerika schaute lieber Football oder Baseball, die NBA-Finals indes liefen als Aufzeichnung irgendwann gegen Mitternacht. Die Jahreseinnahmen betrugen 165 Millionen Dollar. Dann kam Stern und packte an. Er regierte die Liga der langen Kerle mit eiserner Hand, verpasste den Spielern eine Anzugsordnung, bekämpfte erfolgreich den Drogen-Konsum, handelte lukrative TV-Verträge aus. ”Wir haben in schlechten wie in guten Zeiten die richtigen Entscheidungen getroffen. Und ich denke, dass wir das NBA-Schiff in eine sehr positive Richtung gesteuert haben.”
    Stern steht wie kein anderer für die Globalisierung einer Sportart. Der Auftritt des Dream Teams um Superstar Michael Jordan bei den Sommerspielen 1992 in Barcelona verhalf seiner Liga zu weltweiter Bekanntheit. Vor allem dank Jordan entwickelte sich die NBA zu einer Marke. Heute spielen Kids überall auf der Welt Basketball und tragen dabei Trikots ihrer Lieblingsstars. ”Die Spieler stehen jetzt auf der Pyramide der berühmten Persönlichkeiten oben, das ist eine Errungenschaft, die mich stolz macht. Denn sie standen mal ganz unten, weil sie entweder zu schwarz waren oder falsch wahrgenommen wurden. Dem Sport geht es gut, die Einschaltquoten sind hoch.”
    In dieser Saison wird die NBA knapp 5,5 Milliarden Dollar einnehmen, Fernseh-Gelder alleine bringen fast eine Milliarde. Die Finalserie wurde in mehr als 215 Länder übertragen. Doch David Stern hat sich nicht nur Freunde gemacht. Bei Spielern und Fans ist er nie richtig beliebt. Viele kritisierten, dass er keine zweite Ansicht gelten lasse. Stan van Gundy, ehemaliger Trainer der Orlando Magic, verglich Stern deshalb gar mit einigen Diktatoren. Wenn es um NBA-Angelegenheiten gehe, so van Gundy, toleriere Stern weder die Redefreiheit, noch die Meinungen anderer Leute. Nur was er denkt, zähle. ”David Stern does not want other peoples opinions, he does not tolerate freedom of speech when it comes down to NBA issues. He is the only opinion.”
    Und natürlich gehören zur Ära David Stern auch die zahlreichen Verschwörungstheorien, wonach er Spiele beeinflusst haben soll, damit letztlich die Superstars in den Finals stünden – denn dies wiederum würde eine gute Einschaltquote garantieren. Diese “Conspiracy theories” hat Stern immer verneint – und wenn die Fragen danach zu nervig wurden, ging er auch mal zum Gegenangriff über. Als TV-Journalist Jim Rome 2012 wissen wollte, ob es abgesprochen war, dass die in NBA-Hand befindlichen New Orleans Hornets bei der Draft das Erstzugriffsrechts bekommen haben, entwickelte sich eine hitzige Diskussion. Stern wechselte letztlich das Thema, in dem er fragte, ob Rome eigentlich schon aufgehört habe, seine Frau zu schlagen? ”I think its my job to ask, because I think, people wonder. No, its ridiculous, but that's OK. I know that you think its ridiculous, but I don't think the question is ridiculous. Because I know, people think that. I'm not saying that I do, but I think its my job to ask you that. Have you stoped beating your wife yet.”
    Bei seiner 30. und letzten Draft im Juni 2013 wurde Stern wie immer von den Fans mit Buh-Rufen empfangen. Doch Stern tat das, was er immer gemacht hat – er lachte die Kritik einfach weg und reagierte schlagfertig. ”We've had to explain to our international audience that the Boo is an american sign of respect.##”
    Man habe dem internationalen Publikum erklären müssen, so Stern, dass Buh-Rufe ein amerikanisches Zeichen für Respekt seien. Da konnten sich selbst viele der kritischen Zuschauer ein Schmunzeln nicht verkneifen.