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Batterie statt Hybrid

Antriebstechnik. - Die Zukunft nach dem Verbrennungsmotor ist dunkel. Kommt das Hybrid-Auto, oder doch direkt das Elektromobil? Auf der Internationalen Automobilausstellung IAA gab es Vertreter beider Richtungen.

Von Sönke Gäthke |
    "Ja, der normale Hybrid hat ja schon einen Elektromotor, ist quasi ein elektrisch angetriebenes Auto, und weil die Batterien heutzutage noch nicht stark genug sind, hat der auch noch einen Verbrennungsmotor","

    erklärt Dirk Breuer von Toyota in Deutschland. Toyota ist heute führend bei der Entwicklung und dem Bau von Hybridwagen. Das sind Autos, die neben dem Benzinmotor auch noch einen Elektromotor an Bord haben. Mit diesem können die Wagen entweder rein elektrisch oder rein benzingetrieben oder kombiniert fahren; eine Steuerelektronik sorgt dabei dafür, dass der Wagen durch geschickte Kombination der Antriebe so wenig wie möglich verbraucht. Bis jetzt reichte die Batterie dieser Hybridwagen für wenige Kilometer elektrisches Fahren – doch das soll sich in naher Zukunft ändern, so Breuer: durch neue Batterien und einen Stecker, mit dem das Auto an eine Steckdose gehängt werden kann.

    ""Jetzt bei dem Plug In haben wir die Batteriekapazität vergrößert. Um die elektrische Reichweite noch mal zu verbessern. Das heißt, wir haben jetzt genügend Kapazität an Bord, um etwa zwanzig Kilometer rein elektrisch zu fahren, und wir können diese Batterie an der Steckdose aufladen. Das bedeutet, ich habe die Möglichkeit der externen Ladung an der ganz normalen Haushaltssteckdose, und kann dann so natürlich so die Fahrten innerhalb der Stadt rein elektrisch darstellen."

    Mit diesem Ansatz sind die Japaner jedoch nicht mehr allein – auch Opel und General Motors zum Beispiel haben einen Hybridwagen entwickelt, der in der Stadt rein elektrisch fahren kann – bis zu 60 Kilometer. Ein zusätzlicher Motor soll dem Autofahrer die Angst vorm Liegenbleiben nehmen, so Andreas Lassota von Opel.

    "Wenn jetzt ein Kunde weiter fahren möchte, möchte er natürlich nicht das Fahrzeug wechseln, oder stundenlang ins Laden gehen müssen, sondern es springt ein Generator ein, der benzinbasiert Elektrizität zur Verfügung stellt und uns ermöglicht, dass ich weiter elektrisch fahre."

    Den Antrieb übernimmt also immer der Elektromotor; der Benziner lädt nur über einen Generator die Batterien nach, oder versorgt den Elektromotor. Andreas Lassota will daher nicht von einem Hybrid, sondern von einem Elektroauto sprechen; mit Range – Extender, zu deutsch etwa: Reichweiten-Erweiterer. An dem jedoch stören sich die Geister der Elektroauto-Puristen. Sie sehen in diesem Zusatzmotor unnötigen Ballast – wie Rolf Schumacher von der Elektroauto-Initiative Better Place.

    "Ein Range Extender, aber Entschuldigung, das ist ein Verbrennungsmotor, da schleppen Sie zusätzliches Gewicht mit sich rum, das macht keinen Sinn."

    Oliver S. Kaiser vom Technologiezentrum des Vereins Deutscher Ingenieure in Düsseldorf – er berät die deutschen Automobilhersteller in Technikfragen – gibt dieser Sichtweise recht. Auch er hält den Hybridantrieb für einen Umweg.

    "Der Weg ist nicht ganz der richtige, der Charme am Elektrofahrzeug ist ja, dass es prinzipiell relativ simpel aufgebaut ist. Das heißt, Sie sparen all die mechanischen Nebenaggregate, die normalerweise den Verbrennungsmotor noch begleiten-Sie vermeiden alles, was mit Öl und Kühlung im strengeren Sinne einhergeht, das ist sehr schön, und eigentlich wäre es sinnvoll zu sagen, OK, man macht ein Elektroauto von Grund auf."

    Dessen Reichweite wird jedoch auf absehbare Zeit bei weitem nicht an die eines gut gefüllten Benzintanks heranreichen. Um Autofahrern trotzdem die Angst vorm Liegenbleiben zu nehmen, setzt Better Place auf die Möglichkeit, unterwegs die Batterien austauschen zu können; ein Bordcomputer soll dem Autofahrer rechtzeitig warnen, eine solche Wechselstation anzufahren. Aufgebaut werden diese Stationen derzeit in Israel und Dänemark; die ersten Autos - 100.000 an der Zahl - soll Renault liefern. Der französische Hersteller verzichtet konsequenterweise auf Hybridautos, und stellt als einziger Hersteller gleich vier neue Elektroautos vor, die zwischen 2011 und 2012 in Serie gehen sollen, so Christine Tissot.

    "So dass unser Anliegen es tatsächlich ist, ja, eine gewisse Führerschaft in der massiven Markteinbringung im Bereich der Elektromobilität zu erlangen. Dadurch, dass wir wirklich rechtzeitig mit mehreren Produkten auf den Markt kommen."