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Bauern fehlt es an Viehfutter

Vor einer Woche erst hatte der Präsident des Deutschen Bauernverbandes, Gerd Sonnleitner, darauf hingewiesen, dass viele Landwirte kein Grünfutter mehr hätten und bereits jetzt ihre Wintervorräte an die Tiere verfüttern müssten. Doch es gibt regionale Unterschiede: Schon bei der Erntebilanz schnitt beispielsweise das Bundesland Schleswig-Holstein mit einem deutlichen Plus und damit erheblich besser als viele andere Bundesländer ab.

Von Isa-Maria Kuhn | 05.09.2003
    In den vergangenen Tagen hat es in Schleswig-Holstein geregnet. Endlich, mag sich der eine oder andere Landwirt gedacht haben, denn das Grünland macht seinem Namen keine Ehre mehr. Vor allem die leichten Böden auf der so genannten Geest in der Mitte des Landes sind braun und kurz gefressen. Genau dort bewirtschaftet Klaus Wieck einen 95 Hektar großen Milchviehbetrieb. Ein Rückblick:

    Wir haben auf die Weise reagiert, dass wir die Weidezeiten für die Kühe reduziert haben und nach vorne gezogen haben. Die Kühe werden sowieso das ganze Jahr zugefüttert. Wir bieten im Stall jetzt zusätzlich Silage an. Es ist wichtig, dass die Kühe jetzt ab mittags im Stall sind, weil das Wasserangebot dort von der Menge und Hygiene besser ist.

    Dieses Jahr wuchs nach der zweiten Mahd nichts mehr nach. Doch Schleswig-Holsteins Kühe, Pferde und Schafe müssen nicht verhungern - es gibt Immer noch Futterreserven, sagt der Futterbauexperte der Landwirtschaftskammer in Kiel, Johannes Thomsen:

    Gegenüber der Situation in Schleswig-Holstein sieht es sehr traurig aus in den neuen Bundesländern. Dort liegen die Ertragseinbußen zwischen 60 und 70 Prozent. Man muss dann alles erschließen, was es in grauer Vorzeit als Futter gab: Stroh, Zuckerrübenblattsilage wird teilweise geerntet werden, aber auch Pressschnitzel, Biertreber und Kartoffelnachprodukte.

    Noch schlimmer als das Dauergrünland sahen die Schläge mit Futtermais aus. Der wurde schon Anfang August braun, erinnert sich Bauer Werner Jacobsen aus Osterrönfeld nahe dem Städtchen Rendsburg:

    Wir sehen hier, dass die unteren Blätter vertrocknet sind und anfangen zu vergilben. Der Kolben ist in seiner Kornanlage weit. Jetzt muss die Reifung stattfinden und dafür benötigen wir Wasser.

    Aber der Regen blieb aus. Viele der 6 500 Milchviehhalter haben deshalb vier Wochen früher als gewöhnlich die Notbremse gezogen und den Mais geerntet. So auch Bernd Pahl. Der Rotbunte-Halter hat aber vergleichsweise gute Maisqualität auf dem Feld stehen und kann es sich leisten, die Feldfrucht höher über dem Boden abzuschneiden als gewöhnlich:

    Wir haben den Mais im Frühjahr sehr saubergehalten. Das kommt uns jetzt zugute, weil er keine Konkurrenz beim Wasser hatte. Unsere Böden haben gut durchgehalten. Der Ertrag ist mittelmäßig und so können wir etwas höher häckseln. Das Untere ist nur Stroh, das wir nicht im Futtertrog wollen.

    Wie auch schon bei der Getreideernte ist Schleswig-Hosltein noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Das Vieh kann versorgt werden. Dennoch war der Rekordsommer für viele Betriebe eine Zitterpartie. Allein die Frage, soll der Mais nun oder lieber erst später geerntet werden, hat die Betriebsleiter bewegt. Sie hoffen im kommenden Jahr auf besseres Wetter für ihre Höfe.