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Baugemeinschaften
Bezahlbares Wohnen durch staatliche Förderung

Eine Quadratmeter-Miete von 6,10 Euro in einer Großstadt wie Hamburg: Was wie ein Traum klingt, kann für Mitglieder einer Baugemeinschaft Realität werden. Während früher eher alternative Gruppen gemeinsames und bezahlbares Eigentum anstrebten, profitieren heute immer mehr Menschen von den Vorteilen dieser Wohnform.

Von Axel Schröder | 21.09.2015
    Stadt im Umbruch: die Skyline von Hamburg
    In Hamburg bietet die Stadt immer einen Teil ihrer Flächen Baugemeinschaften zu vergünstigten Preisen an. (Andreas Diel)
    Hamburg ist die Hauptstadt der Baugemeinschaften. In keiner anderen deutsche Stadt entstehen so viele gemeinschaftlich geplante Mehrfamilienhäuser wie hier. Aber, so Karsten Wagner von der Hamburger "Lawaetz-Stiftung", es gibt noch ein paar andere dieser Hochburgen in Deutschland:

    "Die Hotspots sind in Freiburg, in Tübingen, in Berlin und in München. Natürlich in den Metropolen! Und dann gibt es Flächenbereitstellung in Freiburg und in Tübingen. Da liegt es dann eher am Bundesland, das sowas dann auch unterstützt. Das hängt ja immer sehr daran, ob die Stadt, das Land, die Kommune bereit ist, Flächen zu bestimmten Bedingungen an selbstorganisierte Gruppen zu vergeben."

    Früher, erzählt Karsten Wagner, waren Baugemeinschaften vor allem etwas für alternative Gruppen, die den Traum vom Eigenheim, selbstverwaltet, gebaut nach strengen Öko-Standards, verwirklichen wollten. Viele Hausbesetzungen vergangener Jahrzehnte mündeten in die Gründung von ganz legalen Baugemeinschaften.
    Baugemeinschaften profitieren von staatlichen Förderungen
    Heute, so Wagner, ist diese Art, das Wohnen zu organisieren, längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Immerhin steigen fast in der ganzen Republik die Mieten und die Grundstückspreise. Und Baugemeinschaften könnten in dieser Situation von den staatlichen Förderungen profitieren:

    "Die Förderung erfolgt über zinsgünstige Darlehen. Und über Zuschüsse für ganz bestimmte Maßnahmen. Zum Beispiel Barrierefreiheit oder ganz bestimmte energetische Standards werden bezuschusst. Und es gibt es Grunddarlehen für das Gesamtgebäude. Und das ist eben so günstig, dass dann auch diese günstigen Mieten bei rauskommen."

    In Hamburg zahlen dann Menschen mit sehr niedrigen Einkommen und einem so genannten Wohnberechtigungsschein eine Quadratmeter-Miete von gerade mal 6,10 Euro. Zusätzlich zur Förderung durch zinsgünstige Kredite machen die relativ niedrigen Grundstückspreise die Baugemeinschaftprojekte so attraktiv.
    In Hamburg bietet die Stadt immer einen Teil ihrer Flächen den Gemeinschaften zu vergünstigten Preisen an. Zehn Prozent der Investitionssumme müssen als Eigenkapital vorhanden sein. Viel weniger also als wenn Einzelpersonen sich ein Eigenheim zulegen wollen. Und auch dadurch, dass keine externen Bauträger an den Projekten beteiligt sind, können Mitglieder von Baugemeinschaften Geld sparen:

    "Wir haben ja gerade in Hamburg, wo eine so hohe Wohnungsbaunachfrage ist auf innerstädtischen Flächen Bauträgergewinne von 20, 30 Prozent. Und wenn ich die sparen kann, wird eine Baugemeinschaft auch attraktiv für Menschen, die sich sonst gar kein Eigentum leisten könnten."
    Energiestandards oder Mehr-Generationen-Wohnen: Konzepte müssen überzeugen
    Um für günstige Baugrundgrundstücke den Zuschlag zu bekommen, müssen vor allem die Konzepte der Baugemeinschaften überzeugen. Dabei stellen die Kommunen ganz unterschiedliche Anforderungen an die Projekte. Den Zuschlag kann bekommen, wer bestimmte Energiestandards realisiert, wer ein Mehr-Generationen-Wohnen plant oder sich am besten in ein autofreies Quartier einpasst.
    Beim Baugemeinschaftforum der Hamburger Lawaetz-Stiftung, die bei vielen Projekten die rechtliche und wirtschaftliche Betreuung übernimmt, schwärmte auch eine Besucherin von den Vorteilen einer Baugemeinschaft und sucht nun Gleichgesinnte für ein gemeinsames Bauprojekt:

    "Wenn man nach Hause kommt, auch zu wissen: Ich habe zwar meine eigene Wohnung. Aber habe auch gleichzeitig eben auch gute Menschen, gute Nachbarn, gute Freunde gleich um die Ecke. Oben oder unter mir. Oder das Nutzen von gemeinschaftlichen Flächen wie Dachterrassen, die man sich sonst nicht leisten könnte. Oder einen Keller, den man irgendwie gemeinschaftlich bewirtschaftet. Oder einen Garten. Das sind schon sehr viele Vorteile da dran!"