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Bauliche Maßnahmen gegen Hochwasser

Ein kleines Holzhäuschen mit Garten, Wegen, Teich und begrüntem Dach - wer das Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau unweit von Würzburg betritt, mag die Hütte für ein gewöhnliches Gartenhaus halten. Doch das Häuschen soll ein Haus sein – 120 Quadratmeter Wohnfläche, Garage, Keller: deutscher Durchschnitt eben und das Ganze im Maßstab 1:10. Hinzu kommt eine künstliche Beregnungsanlage über dem Gelände. Was es mit dem Simulationsmodell auf sich hat, erklärt Jürgen Eppel, Fachmann für Landespflege an der LWG:

Von Christoph Kersting |
    Ein kleines Holzhäuschen mit Garten, Wegen, Teich und begrüntem Dach - wer das Gelände der Bayerischen Landesanstalt für Wein- und Gartenbau unweit von Würzburg betritt, mag die Hütte für ein gewöhnliches Gartenhaus halten. Doch das Häuschen soll ein Haus sein – 120 Quadratmeter Wohnfläche, Garage, Keller: deutscher Durchschnitt eben und das Ganze im Maßstab 1:10. Hinzu kommt eine künstliche Beregnungsanlage über dem Gelände. Was es mit dem Simulationsmodell auf sich hat, erklärt Jürgen Eppel, Fachmann für Landespflege an der LWG:

    Wir haben hier mit Elementen gearbeitet, die zum Beispiel mit einer wasserdurchlässigen Pflasterfläche arbeiten, wir haben aber natürlich auch das Thema Dachbegrünung mit integriert, um eben hier einen Wasserrückhalt zu bekommen, und wir haben als drittes und letztes Element auch noch eine Zisterne im Gebäude installiert, die ein gewisses Speichervolumen mit sich bringt. Wenn alle Systeme überlaufen, dann bietet sich die Möglichkeit auf dem Grundstück selber noch durch eine Teichanlage, eine Flutmulde und eine Versickerungsmulde das Wasser dann zusätzlich auf dem Grundstück zu bewirtschaften.

    Die Versuche mit der künstlichen Beregnungsanlage lieferten erstaunliche Ergebnisse. Bis zu 50 Liter pro Quadratmeter in 15 Minuten schluckte das Simulationsmodell ohne Probleme. Zum Vergleich: Regenwasserkanäle von bebauten Grundstücken laufen in der Regel bereits über, wenn es mehr als 27 Liter pro Quadratmeter in einer Viertelstunde regnet. In einem anderen Versuch ließen es die Regenmacher von der LWG im Schnitt 280 Liter pro Quadratmeter in 24 Stunden künstlich prasseln - das entspricht in etwa den Niederschlägen des Oder-Hochwassers von 1997. Auch mit dieser Wassermenge wurde das Modell problemlos fertig. Jürgen Eppel:

    Also wir konnten zumindest den Nachweis führen - wir fahren den Versuch jetzt seit fünf Jahren - dass wir von der Leistungsfähigkeit weit über dem sind, was eine konventionelle Kläranlage normalerweise an Regenwasser wegbringt." Die Versuche zeigen, dass Gemeinden mit weitaus weniger oder vielleicht sogar ganz ohne aufwändige Regenwasserkanäle auskommen könnten. Und das lässt am Ende auch das Herz des gemeinen Häuslebauers höher schlagen – denn wo kein Kanal und kein Rückhaltebecken mehr notwendig ist, da sinken auch die Erschließungskosten für Neubaugebiete. Auch im Hinblick auf die wachsende Hochwassergefahr sind begrünte Dächer, Zisternen und Versickerungsmulden laut Eppel mehr als sinnvoll.

    Wir werden also das Oder-Hochwasser – da muss man ehrlich sein – mit solchen Maßnahmen nicht bekämpfen können, aber wir können hier ein wirksames Instrument der Wasserrückhaltung beisteuern. Alleine durch die Dachbegrünung z.B. werden mehr als 50 Prozent der Wassermassen alleine bewirtschaftet, das heißt die fallen erstmal gar nicht im Kanal an, und wir schaffen mit den Restmengen zusätzlich eine zeitliche Verzögerung, die erst dann abgegeben werden, wenn die Spitzenhochwässer bereits weg sind.