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Bauteilbörse Bremen

Die Lagerhalle der Bremer Bauteilbörse: Bis unter die Decke stapeln sich Fenster und Türen, Waschbecken und Wasserhähne in den Regalen. Mittendrin wartet Mitinitiatorin Karin Strohmeyer auf Kunden:

Joachim Reinshagen |
    Wir haben eine große Sanitärabteilung, wir haben eine schön sortierte Fensterabteilung, dann gibt es hier hinten Haustüren. Wir haben hier Treppen, also ganze Treppen oder auch nur Treppenstufen oder Treppengeländer stehen drüben noch. Dann Heizungen, Heizkörper, Dämmmaterial, Glas, Fensterbeschläge, alles Mögliche.

    Und auch echte Schmuckstücke sind im Angebot. Wie zum Beispiel eine antike Füßchen-Badewanne oder massive Spindtüren aus einer ehemaligen Schwimmbad-Umkleidekabine. Vor rund einem Jahr hat die gelernte Architektin Karin Strohmeyer – gemeinsam mit einer Kollegin – die Bremer Bauteilbörse gegründet. Das Projekt wird unter anderem von den Bremer Entsorgungsbetrieben und dem Bau- und Umwelt-Senator gefördert. Und die reichhaltige Auswahl der Bauteilbörse hat sich bei Hobby-Handwerkern und Häuslebauern mittlerweile herumgesprochen. Rolf Müller etwa sucht etwas für sein neues Badezimmer:

    Ich habe Interesse an Glasbausteinen. Ich bin am überlegen, ob ich die da nehme.

    Sein Bekannter Frank Butsche ist dagegen schon fündig geworden:

    Ich habe alte Fichtenbohlen erstanden. Gott sei dank, weil, die brauche ich zum Ausflicken von meinem Fußboden in meinem Haus eben. Und so was kriegt man neu nicht mal beim Tischler oder in keiner Holzhandlung, die sagen dann, dass man das aus der Schweiz importieren müsste. Und so was kann man eben nur da kriegen, wo es alte Bauteile gibt.

    Dabei ist die Bauteilbörse mehr als ein Supermarkt für alten Hausrat. Denn gebrauchte Bauelemente sollen über das Internet auch vermittelt werden. Das funktioniert so: Baut ein Handwerker, Bauunternehmer oder Privatmann um oder reißt ein Haus gar ab, kann er brauchbare Fenster oder Türen auf den Internetseiten der Bauteilbörse anbieten. Interessenten können die Teile dann selber ausbauen. Klappt die Vermittlung nicht, holt Karin Strohmeyer die Sachen mit dem Anhänger selber ab und sie kommen in den Lager-Verkauf:

    Jetzt kommen hier zwei gute Gasthermen noch, eine Haustür und eine Heizung. Der hat umgebaut und die fielen da an. Und für die Gasthermen haben wir verhandelt und haben was gezahlt und die Haustür und die Heizung haben wir eben so abgeholt, da spart er die Entsorgung.

    Ständig musste die Architektin auf Baustellen mit ansehen, was so alles im Müllcontainer landete, aber noch gut zu gebrauchen war. So kam ihr die Idee, die Bauteilbörse ins Leben zu rufen:

    Ja, wir sind Abfallvermeidung pur. Jedes Bauteil, was hier wiederverwendet wird, spart Deponiefläche, spart Energie, weil kein neues Bauteil gebraucht wird, spart also Ressourcen. Abfallvermeidung hat ja immer dieses: Ja, es ist viel Arbeit, aber man muss es ja machen. Und hier ist es, man kriegt wunderschöne Bauteile, es ist auch noch günstiger und es ist sinnvoll.

    Die Architektin rechnet vor, dass die Bauteilbörse allein im vergangenen Jahr 140 Quadratmeter Fensterfläche vermittelt hat und damit der Umwelt über fünf Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid erspart geblieben seien. Ein Beispiel, das Schule machen könnte. Auch die Städte Berlin, Weimar und Cottbus interessieren sich inzwischen für dieses Projekt. Schließlich sollen in den nächsten Jahren insgesamt etwa 350.000 Plattenbau-Wohnungen in den neuen Bundesländern abgerissen werden. Ein wahres Eldorado für Bauteile-Vermittler.

    Kontaktadresse:

    Bauteilbörse Bremen

    Obervielander Str. 43

    28259 Bremen

    Tel: 0421 - 57 96 088

    Fax: 0421 - 57 96 922

    info@bauteilboerse-bremen.de