Nur knapp 300 Kilometer Luftlinie liegen zwischen München und Prag. Dennoch bislang eine zu weite Reise für alle bayerischen Nachkriegsparlamente. Die Vertreibung der Sudetendeutschen und die Forderung nach Aufhebung der Benes-Dekrete beschwerten jahrzehntelang das nachbarschaftliche Verhältnis. Nun soll die Last der Vergangenheit beiseite gelegt werden, so die bayerische Landtagspräsidentin Barbara Stamm:
"Es ist für uns ein Meilenstein und ein Wunsch auch für die weitere intensive Zusammenarbeit, und dieses gemeinsame Europa wird uns auch weiterhin verpflichten dass wir zusammenarbeiten und die Probleme Europas auch miteinander lösen."
Dieser Meilenstein habe lange auf sich warten lassen, erwiderte Landtagsvizepräsident Franz Maget. Es habe keine Kontakte auf höchster politischer Ebene gegeben. Nun endlich - so der SPD-Politiker - sei die Eiszeit im bayerisch-tschechischen Verhältnis beendet:
"Es gab ja in der Vergangenheit leider immer wieder die Versuche, schwierige Zeiten aus der Vergangenheit auch auszunutzen in der innenpolitischen Diskussion in beiden Ländern. Und ich glaube, dass niemand mehr daraus einen Vorteil ziehen kann diese Dinge so anzusprechen, dass sie zu Trennenden werden; und mit dieser Einsicht geht einher, dass man jetzt nur noch die Gegenwart und die Zukunft im Auge behalten sollte."
Tatsächlich hat erst der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer Ende letzten Jahres das bilaterale Verhältnis spürbar entkrampft. Der Schatten der Vergangenheit beginnt sich zu lösen, erklärt der Gastgeber - der tschechische Parlaments Vizepräsident Lubomir Zaoraelk:
"Beide Seiten sind sich darin einig die Fragen der Vergangenheit den Historikern zu überlassen und wir uns nun der Gegenwart und der Zukunft widmen sollten. Das ist der richtige Weg, und wir müssen die riesigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit nutzen."
Tatsächlich hinken die politischen Beziehungen den menschlichen und wirtschaftlichen Kontakten deutlich hinterher. Die praktische Zusammenarbeit ist seit Jahren Alltag entlang der 360 Kilometer langen gemeinsamen Grenze. Fast 14 Milliarden Euro betrug im vergangenen Jahr der Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Der Freistaat ist für Tschechien damit Handelspartner Nummer Eins. Seit dem 1. Mai können tschechische Arbeitnehmer auch in Deutschland unbegrenzt leben und arbeiten. In den Grenzregionen werben bayerische Unternehmen zunehmend um Auszubildende und Fachkräfte aus dem Nachbarland und es gibt weitere praktische Fragen der Zusammenarbeit:
"Wir müssen noch viele Dinge verbessern - etwa beim Verkehr. Die Zugverbindung nach München muss ausgebaut werden. . Wir sprechen aber auch über die große Frage der Energieversorgung. Die Tschechen gehen hier einen anderen Weg. Wir können es uns nicht erlauben Temelin einfach abzuschalten. Wir haben dafür keinen Ersatz, weil ein Drittel unserer Stromversorgung aus der Atomenergie stammt."
Neben dem Dauerthema Temelin bleibt aber auch die heikle Frage der Benes-Dekrete ein dauerhafter Streitpunkt zwischen Prag und München. Zwar hat sich auch auf tschechischer Seite der Umgang mit der eigenen Geschichte in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Vor allem die junge Generation stellt zunehmend die Vertreibung der rund drei Millionen Sudetendeutschen moralisch und rechtlich in Frage. Die Aufhebung der Benes-Dekrete allerdings bleibt für die meisten Tschechen auch dauerhaft ein Tabu, erklärt der Prager Politikwissenschaftler Vladimir Handl.
"Die Benes-Dekrete sind ein Bestandteil der staatsrechtlichen Grundlage unseres Landes. Jeder Versuch sie zu beseitigen wird deshalb als eine Gefahr der Revision der Nachkriegsgeschichte interpretiert. Man hat Angst vor eigentumsrechtlichen Ansprüchen, und viele haben sogar Sorgen vor möglichen territorialen Änderungen. Die Benes-Dekrete sind deshalb für die Tschechen dauerhaft eine feste Grundlage der Nachkriegsordnung und für unseren Staat damit auch eine Frage der Sicherheit."
"Es ist für uns ein Meilenstein und ein Wunsch auch für die weitere intensive Zusammenarbeit, und dieses gemeinsame Europa wird uns auch weiterhin verpflichten dass wir zusammenarbeiten und die Probleme Europas auch miteinander lösen."
Dieser Meilenstein habe lange auf sich warten lassen, erwiderte Landtagsvizepräsident Franz Maget. Es habe keine Kontakte auf höchster politischer Ebene gegeben. Nun endlich - so der SPD-Politiker - sei die Eiszeit im bayerisch-tschechischen Verhältnis beendet:
"Es gab ja in der Vergangenheit leider immer wieder die Versuche, schwierige Zeiten aus der Vergangenheit auch auszunutzen in der innenpolitischen Diskussion in beiden Ländern. Und ich glaube, dass niemand mehr daraus einen Vorteil ziehen kann diese Dinge so anzusprechen, dass sie zu Trennenden werden; und mit dieser Einsicht geht einher, dass man jetzt nur noch die Gegenwart und die Zukunft im Auge behalten sollte."
Tatsächlich hat erst der Besuch des bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer Ende letzten Jahres das bilaterale Verhältnis spürbar entkrampft. Der Schatten der Vergangenheit beginnt sich zu lösen, erklärt der Gastgeber - der tschechische Parlaments Vizepräsident Lubomir Zaoraelk:
"Beide Seiten sind sich darin einig die Fragen der Vergangenheit den Historikern zu überlassen und wir uns nun der Gegenwart und der Zukunft widmen sollten. Das ist der richtige Weg, und wir müssen die riesigen Möglichkeiten der Zusammenarbeit nutzen."
Tatsächlich hinken die politischen Beziehungen den menschlichen und wirtschaftlichen Kontakten deutlich hinterher. Die praktische Zusammenarbeit ist seit Jahren Alltag entlang der 360 Kilometer langen gemeinsamen Grenze. Fast 14 Milliarden Euro betrug im vergangenen Jahr der Austausch von Gütern und Dienstleistungen. Der Freistaat ist für Tschechien damit Handelspartner Nummer Eins. Seit dem 1. Mai können tschechische Arbeitnehmer auch in Deutschland unbegrenzt leben und arbeiten. In den Grenzregionen werben bayerische Unternehmen zunehmend um Auszubildende und Fachkräfte aus dem Nachbarland und es gibt weitere praktische Fragen der Zusammenarbeit:
"Wir müssen noch viele Dinge verbessern - etwa beim Verkehr. Die Zugverbindung nach München muss ausgebaut werden. . Wir sprechen aber auch über die große Frage der Energieversorgung. Die Tschechen gehen hier einen anderen Weg. Wir können es uns nicht erlauben Temelin einfach abzuschalten. Wir haben dafür keinen Ersatz, weil ein Drittel unserer Stromversorgung aus der Atomenergie stammt."
Neben dem Dauerthema Temelin bleibt aber auch die heikle Frage der Benes-Dekrete ein dauerhafter Streitpunkt zwischen Prag und München. Zwar hat sich auch auf tschechischer Seite der Umgang mit der eigenen Geschichte in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Vor allem die junge Generation stellt zunehmend die Vertreibung der rund drei Millionen Sudetendeutschen moralisch und rechtlich in Frage. Die Aufhebung der Benes-Dekrete allerdings bleibt für die meisten Tschechen auch dauerhaft ein Tabu, erklärt der Prager Politikwissenschaftler Vladimir Handl.
"Die Benes-Dekrete sind ein Bestandteil der staatsrechtlichen Grundlage unseres Landes. Jeder Versuch sie zu beseitigen wird deshalb als eine Gefahr der Revision der Nachkriegsgeschichte interpretiert. Man hat Angst vor eigentumsrechtlichen Ansprüchen, und viele haben sogar Sorgen vor möglichen territorialen Änderungen. Die Benes-Dekrete sind deshalb für die Tschechen dauerhaft eine feste Grundlage der Nachkriegsordnung und für unseren Staat damit auch eine Frage der Sicherheit."