Michael Osterheide hat eigentlich Erfahrung. Der Professor für forensische Psychiatrie an der Universität Regensburg leitet einen Therapiekurs für Männer, die gegen pädophile Neigungen ankämpfen wollen. Er hat Erfahrungen mit Erwachsenen, die als Kinder missbraucht wurden. Und er leitet seit 2010 die vom Bundesfamilienministerium geförderte Studie gegen den Missbrauch von Minderjährigen Mikado. Gemeinsam mit Kollegen der Universitäten Ulm, Bonn und Hamburg hat er das Konzept von Mikado entwickelt, der erste Teil der Studie wurde vergangenes Jahr bundesweit durchgeführt. Der nächste Schritt, eine bundesweite freiwillige Schülerumfrage wurde von vier Bundesländer abgelehnt, allen voran Bayern. Ein Unding, so Osterheide:
"Wir hatten vom Kultusministerium zunächst ja fernmündlich die Mitteilung bekommen, dass diese Studie wahrscheinlich genehmigt werden würde in Bayern und haben zum selben Zeitpunkt den Hinweis bekommen, dass wir schon vor der schriftlichen Genehmigung der Studie die Schulleiter schon kontaktieren könnten, um organisatorisch keine Zeit zu verlieren. Das haben wir nach der zunächst positiven Stellungnahme des Kultusministeriums auch getan und haben in kürzester Zeit doch eine Rückmeldung von Schulen bekommen in einer zweistelligen Zahl."
Schulvertreter wie Christian Heller, stellvertretender Schulleiter des Hallertau-Gymnasiums Wolnzach erklärten sich sofort generell bereit, die Schülerumfrage an ihrem Haus durchzuführen, mit dabei waren Mittelschulen und Realschulen in Ingolstadt, München und Regensburg. In Wolnzach wunderte man sich zwar über die sehr direkten Fragen an Schüler zu Analverkehr, Oralsex und Ähnlichem. Einem Besuch der Forscher hätten sie jedoch zugestimmt, so der Schulleiter.
Die Mitteilung, dass ihnen ein Maulkorb verpasst wurde und sie an der Studie nicht teilnehmen dürfen, erfuhren sie kurz darauf nicht vom Kultusministerium, sondern von den Regensburger Forschern.
Michael Osterheide:
"Grad das sehr ausführliche Gespräch auch im Kultusministerium in Bayern, was über zwei Stunden gedauert hat, hat mit der Frage meinerseits geendet, ob wir irgendwas machen können, was das Kultusministerium bewegen könnte, diese Studie doch durchzuführen. Ob es irgendwelche Modifikationen geben könnte, ob man sich irgendwie auf dem Weg trifft, dass man bereits wäre, Modifikationen vorzulegen. Das ist komplett negiert worden. Es ist lapidar gesagt worden, wir wollen im Schutzraum Schule keine Befragung zu Sexualität haben in unserem Bundesland. Das war eine eindeutige Aussage und es war dann auch im weiteren Gespräch kein Kompromiss mehr zu erzielen."
Die Kritik an der Schülerumfrage entzündet sich vor allem an der sehr direkten Fragestellung. Intimste Details sollten dort ausgefragt werden, eine Schulstunde lang, per Laptop. Jederzeit könnten die Schüler die anonyme Befragung beenden oder Fragen überspringen. Spezielle Sichtschutzwände sollten Schülern die Hemmnisse nehmen, bei tatsächlichem Missbrauch dies auch mitzuteilen.
Für Bernd Siebler, Staatssekretär im bayerischen Kultusministerium, alles keine Argumente, um von seiner Ablehnung der Studie Abstand zu nehmen:
"Schule ist ein besonderer Schutzraum. Wir haben es hier mit pubertierenden Jugendlichen zu tun, die hier mit diesen wirklich ganz krassen Fragestellungen aus unserer Sicht auch überfordert sein können. Die Frage einer Traumatisierung gerade in einer Zeit, wo man seine eigene Sexualität findet, ist uns einfach zu heftig und wir sehen uns ja in gutem Konsens mit anderen Bundesländern."
Es sei kein Einvernehmen mit den Regensburger Forschern möglich betont der Staatssekretär. Auch der Kinderschutzbund mit Präsident Heinz Hilgers bezeichnet die Studie als unsensibel. Einige Opferschutzverbände sprachen sich ebenfalls gegen die Art und Weise der Befragung aus. Deshalb sei ein generelles Verbot der Studie an Bayerns Schulen plausibel, so der Staatssekretär. Dazu gehöre das neue Online-Portal Sexuelle Gewalt. Prävention und Intervention in der Schule, das zum Schuljahr 2012/2013 freigeschaltet wurde sowie eine spezielle Lehrerfortbildung, so Sibler.
"Wir haben dem Professor Osterheide angeboten, den Fragebogen zu überarbeiten und in eine Form zu bringen, wo man es dann auch durchführen könnte, da haben wir bislang keine Resonanz gefunden."
Stimmt nicht heißt es aus Regensburg, sehr wohl liege eine zweite Fassung im Kultusministerium vor, so Osterheide. Sein Vorschlag:
"Da uns das Ganze sehr wichtig ist, sind wir durchaus auch überlegen eine dritte Fassung zu machen."
Das verantwortliche Bundesfamilienministerium erklärt: Konzeption und Studie erfolgten eigenverantwortlich durch die Wissenschaftler. Jedes Bundesland könne selbst entscheiden, ob es teilnehmen wolle oder nicht. Alle Augen richten sich jetzt auf Nordrhein-Westfalen. Dort können Schulen selbst entscheiden, ob sie die Schülerumfrage zulassen. Die Elternverbände sind aufgeschlossen. Im September soll die neue Fassung der Fragen vorliegen.
"Wir hatten vom Kultusministerium zunächst ja fernmündlich die Mitteilung bekommen, dass diese Studie wahrscheinlich genehmigt werden würde in Bayern und haben zum selben Zeitpunkt den Hinweis bekommen, dass wir schon vor der schriftlichen Genehmigung der Studie die Schulleiter schon kontaktieren könnten, um organisatorisch keine Zeit zu verlieren. Das haben wir nach der zunächst positiven Stellungnahme des Kultusministeriums auch getan und haben in kürzester Zeit doch eine Rückmeldung von Schulen bekommen in einer zweistelligen Zahl."
Schulvertreter wie Christian Heller, stellvertretender Schulleiter des Hallertau-Gymnasiums Wolnzach erklärten sich sofort generell bereit, die Schülerumfrage an ihrem Haus durchzuführen, mit dabei waren Mittelschulen und Realschulen in Ingolstadt, München und Regensburg. In Wolnzach wunderte man sich zwar über die sehr direkten Fragen an Schüler zu Analverkehr, Oralsex und Ähnlichem. Einem Besuch der Forscher hätten sie jedoch zugestimmt, so der Schulleiter.
Die Mitteilung, dass ihnen ein Maulkorb verpasst wurde und sie an der Studie nicht teilnehmen dürfen, erfuhren sie kurz darauf nicht vom Kultusministerium, sondern von den Regensburger Forschern.
Michael Osterheide:
"Grad das sehr ausführliche Gespräch auch im Kultusministerium in Bayern, was über zwei Stunden gedauert hat, hat mit der Frage meinerseits geendet, ob wir irgendwas machen können, was das Kultusministerium bewegen könnte, diese Studie doch durchzuführen. Ob es irgendwelche Modifikationen geben könnte, ob man sich irgendwie auf dem Weg trifft, dass man bereits wäre, Modifikationen vorzulegen. Das ist komplett negiert worden. Es ist lapidar gesagt worden, wir wollen im Schutzraum Schule keine Befragung zu Sexualität haben in unserem Bundesland. Das war eine eindeutige Aussage und es war dann auch im weiteren Gespräch kein Kompromiss mehr zu erzielen."
Die Kritik an der Schülerumfrage entzündet sich vor allem an der sehr direkten Fragestellung. Intimste Details sollten dort ausgefragt werden, eine Schulstunde lang, per Laptop. Jederzeit könnten die Schüler die anonyme Befragung beenden oder Fragen überspringen. Spezielle Sichtschutzwände sollten Schülern die Hemmnisse nehmen, bei tatsächlichem Missbrauch dies auch mitzuteilen.
Für Bernd Siebler, Staatssekretär im bayerischen Kultusministerium, alles keine Argumente, um von seiner Ablehnung der Studie Abstand zu nehmen:
"Schule ist ein besonderer Schutzraum. Wir haben es hier mit pubertierenden Jugendlichen zu tun, die hier mit diesen wirklich ganz krassen Fragestellungen aus unserer Sicht auch überfordert sein können. Die Frage einer Traumatisierung gerade in einer Zeit, wo man seine eigene Sexualität findet, ist uns einfach zu heftig und wir sehen uns ja in gutem Konsens mit anderen Bundesländern."
Es sei kein Einvernehmen mit den Regensburger Forschern möglich betont der Staatssekretär. Auch der Kinderschutzbund mit Präsident Heinz Hilgers bezeichnet die Studie als unsensibel. Einige Opferschutzverbände sprachen sich ebenfalls gegen die Art und Weise der Befragung aus. Deshalb sei ein generelles Verbot der Studie an Bayerns Schulen plausibel, so der Staatssekretär. Dazu gehöre das neue Online-Portal Sexuelle Gewalt. Prävention und Intervention in der Schule, das zum Schuljahr 2012/2013 freigeschaltet wurde sowie eine spezielle Lehrerfortbildung, so Sibler.
"Wir haben dem Professor Osterheide angeboten, den Fragebogen zu überarbeiten und in eine Form zu bringen, wo man es dann auch durchführen könnte, da haben wir bislang keine Resonanz gefunden."
Stimmt nicht heißt es aus Regensburg, sehr wohl liege eine zweite Fassung im Kultusministerium vor, so Osterheide. Sein Vorschlag:
"Da uns das Ganze sehr wichtig ist, sind wir durchaus auch überlegen eine dritte Fassung zu machen."
Das verantwortliche Bundesfamilienministerium erklärt: Konzeption und Studie erfolgten eigenverantwortlich durch die Wissenschaftler. Jedes Bundesland könne selbst entscheiden, ob es teilnehmen wolle oder nicht. Alle Augen richten sich jetzt auf Nordrhein-Westfalen. Dort können Schulen selbst entscheiden, ob sie die Schülerumfrage zulassen. Die Elternverbände sind aufgeschlossen. Im September soll die neue Fassung der Fragen vorliegen.