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Bayern rüstet sich für doppelten Abiturjahrgang

Wirtschaft, Kommunen, außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und Hochschulen wollten seit 2008 mit dem "Bündnis Studieren in Bayern" gemeinsame Maßnahmen und Projekte entwickeln, mit denen dem doppelten Abiturjahrgang 2011 begegnet werden soll. Am Montag war Präsentation.

Von Susanne Lettenbauer | 02.02.2010
    Umringt von seinen Bündnispartnern schritt Bayerns Wissenschaftsminister Wolfgang Heubisch gestern gut gelaunt die Info-Stellwände ab. Neue Kitaplätze, neue Universitätsgebäude, mehr Praktikumsplätze, mehr Personal, neue Cafeteria. Gut ein Jahr vor dem großen Ansturm des doppelten Abiturjahrganges in Bayern stehen die wichtigsten Projekte und Maßnahmen fest. Bei geplanten 38 000 neuen Studienplätzen bis 2013 legt Karl-Dieter Grüske, Präsident der Uni Erlangen und Vorsitzender des Uni-Zusammenschlusses UniBay, seinen Schwerpunkt auf den Ausbau der Dozentenstellen:

    "Der Freistaat Bayern zahlt für das Ausbauprogramm etwa eine Milliarde Euro, das sind rund 3000 neue Personalstellen, die wir derzeit schon besetzen. In dieser Phase stecken wir derzeit. Das hilft uns natürlich, keine Frage."

    Eine einmalige Chance für eine stärkere Internationalisierung ihrer Hochschulen wissen Bayerns Unipräsidenten. Mehr ausländische Dozenten, Assistant-Professoren und Juniorprofessuren ins Land zu holen könnten Bayern attraktiver für ausländische Studierende machen. Grüske wiegelt jedoch ab:

    "Also, es gibt internationale Ausschreibungen. Dort werden die auch mit einbezogen. Die Ausländer stehen ja auch in hartem Wettbewerb um die klügsten Köpfe. Wir haben aber das Problem, wir können nicht genug zahlen, wir sind nicht wettbewerbsfähig, gerade weil die Honorare, die wir zahlen können, für Professoren international nicht wettbewerbsfähig sind."

    Um einen Mangel an Lehrkräften zu verhindert geht Bayern in den kommenden Jahren unkonventionelle Wege, freut sich Lothar Frey für die Fraunhofer Gesellschaft. Für die Lehre werden mehr Führungskräfte herangezogen:

    "Wir bereiten uns so vor, dass wir jeder, der jetzt Diplomanden betreut, Vorlesungen hält, seine Anstrengungen noch erhöht, einfach noch einen Doktoranden übernimmt, mehr Laborplätze zur Verfügung stellt. Wir sind ja die letzten Nutzer dieser Ausbildung und da müssen wir das in den Laboren entsprechend vorsehen."
    Doch nicht nur die Führungsriege der Fraunhofergesellschaft, sondern auch studierte Lehrer in den Ministerien werden ab 2011 an den Universitäten eingesetzt, meint der Uni Bayern-Präsident Grüske:

    "Wir bekommen eine ganze Reihe von abgeordneten Lehrern auch aus den Kultusministerien für die Grundkurse. Das liegt daran, dass ja durch den Wegfall des 13. Jahrganges ein ganzes Jahr Lehrerkapazität frei wird, und das wird ja nicht vollständig aufgesogen durch die G-8-Situation. Das hilft uns natürlich auch."

    Unter den 14 Bündnispartnern ist der Druck groß, das duale System auszubauen. Vor allem die Vereinigung der bayerischen Wirtschaft mit ihrem Präsidenten Randolf Rodenstock an der Spitze formiert sich für flächendeckende Werbe- und Informationsveranstaltungen an den Schulen vor allem für Mädchen und Naturwissenschaften. Außerdem wird eine neue umfangreiche Praktikumsplattform im Internet angeboten:

    " Es gibt ernst zu nehmende Studien, die sagen, dass wir in Bayern 2015 eine Fachkräftemangel haben werden von 700.000 Stellen. Das geht bis 2030 weiter, da verdoppelt sich die Lücke ungefähr und sie können sich vorstellen, was das bedeutet. Deshalb müssen wir alles tun, um diese Lücke zu schließen."

    Das Informationsportal Hochschule Dual bekommt deshalb wie in Kempten erstmals eigene Personalstellen an den Hochschulen. Die dürfte bereits im Sommersemester 2011 notwendig werden, denn Abiturienten des G9-Jahrganges können vorzeitig ein Studium beginnen, so der Bayerische Wissenschaftsminister:

    "Wir haben ja ganz bewusst die beiden Abiturjahrgänge insofern gesplittet, als die G9 bereits im Sommersemester anfangen können zu studieren. Aber da gibt es bestimmt einige, die erstmal abwarten, ein Praktikum anfangen oder gehen auf Reisen."

    Bei allen Maßnahmen und Projekten, die bereits festgelegt und beschlossen sind, weiß Heubisch, dass die Gelder trotzdem nicht reichen werden. Wenn die Studierendenzahlen über das Jahr 2011 hinaus weiter ansteigen werden und längerfristig auf hohem Niveau bleiben, werden noch die im Koalitionsvertrag vorgesehen weiteren 10.000 Studienplätze bereitgestellt:

    "Es ist so, dass wir ungebrochenen Zuzug haben von Studierenden aus anderen Bundesländern. Wenn das so weitergeht, müssen wir uns Gedanken machen, wie wir trotzdem die Betreuungsrelation aufrechterhalten können. Da kommen schon noch Herausforderungen auf uns zu."