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BBC-Beitrag
Ist Putin reicher als vermutet?

Ist Wladimir Putin reicher, als er zugibt? Nutzt er seine Macht aus und bereichert sich dadurch? Die BBC hat sich in einem Beitrag den Fragen gewidmet und lässt unter anderem ehemalige Geschäftsfreunde Putins zu Wort kommen. Putins Sprecher Dmitri Peskow bezeichnet die Berichte als Fiktion.

Von Bernd Großheim | 27.01.2016
    Der russische Präsident Wladimir Putin sitzt am 25.09.2015 in seinem Amtssitz in Nowo-Ogarjowo bei einem Treffen des Sicherheitsrats der Russischen Föderation an einem Tisch, auf dem sich ein Mikrofon und Schreitutensilien befinden; im Hintergrund ein rotes Stück Fahne.
    Ehemalige Gefährten von Russlands Präsident Wladimir Putin berichten über Reichtümer. (picture alliance / dpa / Aleksey Nikolskyi)
    Was ist dran an Gerüchten, dass der russische Präsident Wladimir Putin viel reicher ist, als er zugeben mag? Dass er seit Jahrzehnten Geld kassiert, wo er kann, dass er seine Macht ausnutzt, um sich zu bereichern. Die BBC strahlte nun einen Fernsehbeitrag aus, in dem einmal mehr Menschen zu Wort kamen, die das behaupten, wie der russische Politologe Stanislaw Belkowski.
    "Ich habe diese Informationen aus vertrauenswürdigen Quellen. Er hat 40 Milliarden Dollar, natürlich in Vermögenswerten, nicht in bar. Ich bin sicher, Putin ist der reichste Mann Europas, einer der reichsten der Welt."
    Offizielles Einkommen: 110.000 Doller pro Jahr
    Über ähnliche Zahlen verfügt offenbar der US-Geheimdienst. Ein Staatssekretär des US-Finanzministeriums, Adam Szubin, erklärte in der BBC-Sendung, es sei unwahrscheinlich, dass Putin tatsächlich nur über ein Einkommen von umgerechnet etwa 110.000 Dollar pro Jahr verfüge. Der russische Präsident habe jahrelange Erfahrung darin, wie er seinen eigentlichen Reichtum tarnen kann. Und: Putin sei korrupt.
    "Wir wissen das seit vielen Jahren. Wir haben gesehen, wie er seine Freunde reich gemacht hat, seine engen Verbündeten und wie er diejenigen, die er nicht als solche ansieht, ins Abseits schiebt. Dabei benutzt er Staatsvermögen, den russischen Reichtum an Energien, oder es sind Verträge mit den Staaten, er schanzt sie denen zu, von denen er meint, dass sie ihm dienen und schließt die aus, die das nicht tun."
    So oder so ähnlich argumentieren ehemalige Geschäftsfreunde Putins, die inzwischen nicht mehr in Russland leben. Der frühere Ölmanager Max Friedson schildert der BBC, dass sich Putin in seiner Zeit als stellvertretender Bürgermeister von Sankt Petersburg in einen Treibstoffdeal für den dortigen Flughafen einmischte.
    "Ich weiß von meinem Geschäftsfreund, dass Putin einen Anteil am Geschäft verlangte. Am Anfang wollten sie 15 Prozent. Dann hat er sie auf vier Prozent runtergehandelt. Das wurde natürlich in keinem offiziellen Dokument festgehalten."
    Putins heutiger Reichtum soll unter anderem auf einem Netzwerk beruhen, das vor allem aus alten Petersburger Freunden besteht, heißt es. Wichtig seien auch die Oligarchen. Einer der bekanntesten, Roman Abramowitsch habe insgesamt mehr als 200 Millionen Dollar an Zuwendungen gezahlt, die im Endeffekt Putin zugutekamen. Und der Oligarch habe Putin gar eine 35-Millionen-Dollar-Privatyacht geschenkt, behauptet einer, der das Schiff übergeben haben will, Dimitri Skarga.
    "Ich war an Bord dieser Yacht, Ende März 2002, in Amsterdam. Mit dabei ein Vertreter von Herrn Abramowitsch. Wladimir Putin hat sich diese Yacht dann definitiv im Herbst 2002 in Sotschi angeschaut. Die laufenden Kosten für diese Yacht wurden aus dem Staatsbudget bezahlt. Es war ein Geheimnis, weil die Yacht Putin persönlich gehört und nicht dem Staat."
    Erste Reaktion auf die BBC-Sendung
    In ersten Reaktionen auf die BBC-Sendung und bereits während der Recherchen hieß es, die Quellen der Fernsehmacher seien nicht vertrauenswürdig. Es handele sich um Verschwörungstheorien. Putins Sprecher Dmitri Peskow wollte die vorab gestellten Fragen nicht beantworten. Sie seien absurd und beruhten auf purer Fiktion. Die Aussagen des US-Finanzstaatssekretärs bezeichnete er als Lügen. Wladimir Putin selbst hat sich über Fragen nach seinem angeblichen Reichtum immer lustig gemacht. Heute trifft er sich übrigens in Moskau mit dem Komitee zur Bekämpfung von Korruption.