"Beat Generation" ist nicht so wirklich ein Drama mit viel inhaltlicher Entwicklung, aber schon ein Akt, wenn man es, wie in der Kölner "Schlosserei", auf die Bühne bringen will; es wird geredet, Schach gespielt, auf Pferde gewettet, und wieder geredet, und alles in allem ist es unheimlich schwierig, einen Sinnzusammenhang festzustellen. Es geht eigentlich die ganze Zeit um Freunde, so ein Katzenkorbgefühl, um viel Spirituelles - immer wieder um System, Plan, Entwurf! Aber Entwicklungen gibt es eben keine.
Das Stück "aus dem Unamerikanischen ins Undeutsche gebracht" und "mit einigen Anmerkungen versehen", so heißt es im Untertitel, hat Andreas Marber. Und die Anmerkungen erklären, erhellen, assoziieren und spinnen rum - hier hatte offenbar jemand auch sein Späßchen. Auf der Bühne wird dann auch schon mal was aus den Anmerkungen aufgegriffen.
Hier geht es viel auch um Worte, oder Wörter, Wortspiele, also perfekt für einen Regisseur wie Jürgen Kruse. Aber es geht doch mehr um einen Zustand - bloß nicht darauf warten, dass was passiert, eine Bombe hochgeht oder so. Kaum gedacht, wird sie auch schon angezündet, auf der Bühne, und wieder passiert - nichts. Da hatten Jürgen Kruse und sein Team das Bild des Abends gefunden, wie auch der Text am Ende gleich mitliefert, wie der Abend denn so gewesen sein könnte: "Ich glaube ... egal", oder "langweilig", "und sonst so?" Aber "lustig" war's wirklich, das stimmt.
"Sonst so" muss man vorher einfach wissen, dass man sich hier erst mal locker machen muss, um das Spielen und Posen und den Rhythmus zu genießen - denn innerhalb des Ganzen stimmt der schon.
Die Schauspieler lösen den Text noch mehr in Schlagworte auf, was ja, höhö, irgendwie zu "Beat Generation" passt, vor allem, weil auch viel mit der Sprache selbst gespielt wird, oft richtig toll. Es ist ein höherer, manchmal furchtbar alberner Blödsinn, zeitweise richtig schön bescheuert oder in schönen Bildern, und alles wechselt sich gut ab. Als der Bischof im letzten Akt zu Besuch kommt, wird die Sinnsuche zu einer Art freundlicher Verarsche, man zieht dann doch lieber den Rausch und den Sex vor und bringt den Mann - mit der einzig möglichen bischöflich-tütteligen Souveränität hier gespielt von Martin Reinke - doch nur so lala in Verlegenheit.
Sonst so ... ist es auch ein plötzlich seltsam nostalgisch anmutendes geniales Künstlertum, dem man hier zusehen kann, Bohème, wie man sie sich vorstellt: Weiber, Alkohol, Rollenspiel. Überhöhung, Verlassen-Sein von aller Welt und Dandyeskes - Verlassenheit, wenn Paul Fassnacht als Milo vorn an der Rampe, die es nicht so richtig gibt, weil das ganze Spiel hinter einem Gaze-Vorhang stattfindet, sich das Hemd zerreißt und nach seiner Mutter schreit, um dann den ganzen Ausbruch mit einer Geste wieder wegzuwischen.
Dandyhaft, wenn Lucas Gregorowicz nicht nur die Figur Buck, sondern auch eine Figur "Jack Kerouac" spielt und immer wieder außen vor und beobachtend wirkt, als schriebe er im Kopf die ganze Geschichte gerade vor oder nach.
Jede Menge Musik gibt es sowieso, manchmal wünscht man sich dazu eher eine Drehbühne und vor allem, nicht so unbequem davor sitzen zu müssen, sondern - Herrgottnochmal! - mitmachen zu können, ohne dass man jemals so versacken wollte wie die Figuren.
Kruse konnte, als Regisseur damals in Bochum, jede Menge Leidenschaft und Traumhaftes aus alten Stücken rausholen oder reinsetzen, Fechtkämpfe und Auflösungen in einen "Tryin' Macbeth" und "Kabale und Liebe" implantieren, dass man süchtig nach Theater werden konnte. Mit einem Text, der selbst schon so in Auflösung begriffen ist, ist das natürlich schwierig.
Der Abend ist zu lang, gegen Ende wird leider wirklich alles an Witzgelegenheiten abgegrast, und man könnte ihn auch kürzer noch langweilig finden, wenn man denn einen dramatischen Bogen erwartet hat. "Das Stück hat keinen eigentlichen Plot, keine eigentliche 'Bedeutung'", soll Jack Kerouac geschrieben haben, "es ist eigentlich die Art und Weise selbst, wie Leute sind. Alles was ich schreibe, schreibe ich im Bewusstsein, dass ich mich mir selbst als einen auf die Welt zurückgekehrten Engel vorstelle, der mit traurigen Augen sieht, wie sie ist."
Wer hier was genießen will, kann also zwischendurch auch ein bisschen ins Nachdenken kommen:
Denn wenn es hier um die "Beat Generation" geht, dann auch um Ursprünge der Popliteratur. Aber dieser Abend, der auch nicht ganz ohne Aggressionen ist, an dem trotzdem fast alle Spielereien folgenlos bleiben, dieser Abend liegt mit seinen zusammen gewürfelten, verlorenen Menschen trotz der Melancholie am gegenüberliegenden Pol von Büchern wie "American Psycho", weil das Ganze immer noch voller netter Spinnerei ist und auch Wärme hat und etwas Traumhaftes statt Neonlicht.
Das Stück "aus dem Unamerikanischen ins Undeutsche gebracht" und "mit einigen Anmerkungen versehen", so heißt es im Untertitel, hat Andreas Marber. Und die Anmerkungen erklären, erhellen, assoziieren und spinnen rum - hier hatte offenbar jemand auch sein Späßchen. Auf der Bühne wird dann auch schon mal was aus den Anmerkungen aufgegriffen.
Hier geht es viel auch um Worte, oder Wörter, Wortspiele, also perfekt für einen Regisseur wie Jürgen Kruse. Aber es geht doch mehr um einen Zustand - bloß nicht darauf warten, dass was passiert, eine Bombe hochgeht oder so. Kaum gedacht, wird sie auch schon angezündet, auf der Bühne, und wieder passiert - nichts. Da hatten Jürgen Kruse und sein Team das Bild des Abends gefunden, wie auch der Text am Ende gleich mitliefert, wie der Abend denn so gewesen sein könnte: "Ich glaube ... egal", oder "langweilig", "und sonst so?" Aber "lustig" war's wirklich, das stimmt.
"Sonst so" muss man vorher einfach wissen, dass man sich hier erst mal locker machen muss, um das Spielen und Posen und den Rhythmus zu genießen - denn innerhalb des Ganzen stimmt der schon.
Die Schauspieler lösen den Text noch mehr in Schlagworte auf, was ja, höhö, irgendwie zu "Beat Generation" passt, vor allem, weil auch viel mit der Sprache selbst gespielt wird, oft richtig toll. Es ist ein höherer, manchmal furchtbar alberner Blödsinn, zeitweise richtig schön bescheuert oder in schönen Bildern, und alles wechselt sich gut ab. Als der Bischof im letzten Akt zu Besuch kommt, wird die Sinnsuche zu einer Art freundlicher Verarsche, man zieht dann doch lieber den Rausch und den Sex vor und bringt den Mann - mit der einzig möglichen bischöflich-tütteligen Souveränität hier gespielt von Martin Reinke - doch nur so lala in Verlegenheit.
Sonst so ... ist es auch ein plötzlich seltsam nostalgisch anmutendes geniales Künstlertum, dem man hier zusehen kann, Bohème, wie man sie sich vorstellt: Weiber, Alkohol, Rollenspiel. Überhöhung, Verlassen-Sein von aller Welt und Dandyeskes - Verlassenheit, wenn Paul Fassnacht als Milo vorn an der Rampe, die es nicht so richtig gibt, weil das ganze Spiel hinter einem Gaze-Vorhang stattfindet, sich das Hemd zerreißt und nach seiner Mutter schreit, um dann den ganzen Ausbruch mit einer Geste wieder wegzuwischen.
Dandyhaft, wenn Lucas Gregorowicz nicht nur die Figur Buck, sondern auch eine Figur "Jack Kerouac" spielt und immer wieder außen vor und beobachtend wirkt, als schriebe er im Kopf die ganze Geschichte gerade vor oder nach.
Jede Menge Musik gibt es sowieso, manchmal wünscht man sich dazu eher eine Drehbühne und vor allem, nicht so unbequem davor sitzen zu müssen, sondern - Herrgottnochmal! - mitmachen zu können, ohne dass man jemals so versacken wollte wie die Figuren.
Kruse konnte, als Regisseur damals in Bochum, jede Menge Leidenschaft und Traumhaftes aus alten Stücken rausholen oder reinsetzen, Fechtkämpfe und Auflösungen in einen "Tryin' Macbeth" und "Kabale und Liebe" implantieren, dass man süchtig nach Theater werden konnte. Mit einem Text, der selbst schon so in Auflösung begriffen ist, ist das natürlich schwierig.
Der Abend ist zu lang, gegen Ende wird leider wirklich alles an Witzgelegenheiten abgegrast, und man könnte ihn auch kürzer noch langweilig finden, wenn man denn einen dramatischen Bogen erwartet hat. "Das Stück hat keinen eigentlichen Plot, keine eigentliche 'Bedeutung'", soll Jack Kerouac geschrieben haben, "es ist eigentlich die Art und Weise selbst, wie Leute sind. Alles was ich schreibe, schreibe ich im Bewusstsein, dass ich mich mir selbst als einen auf die Welt zurückgekehrten Engel vorstelle, der mit traurigen Augen sieht, wie sie ist."
Wer hier was genießen will, kann also zwischendurch auch ein bisschen ins Nachdenken kommen:
Denn wenn es hier um die "Beat Generation" geht, dann auch um Ursprünge der Popliteratur. Aber dieser Abend, der auch nicht ganz ohne Aggressionen ist, an dem trotzdem fast alle Spielereien folgenlos bleiben, dieser Abend liegt mit seinen zusammen gewürfelten, verlorenen Menschen trotz der Melancholie am gegenüberliegenden Pol von Büchern wie "American Psycho", weil das Ganze immer noch voller netter Spinnerei ist und auch Wärme hat und etwas Traumhaftes statt Neonlicht.