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Bedeutende US-Autoren
Saul Bellow: Was es heißt, Amerikaner zu sein

Literaturnobelpreisträger Saul Bellow löste einen Sturm der Entrüstung aus, als er die Kriterien des alternativen Literaturkanons hinterfragte und wissen wollte, ob es denn einen Proust auf Papua gegeben habe und wie der Zola der Zulus heiße.

Saul Bellow im Gespräch mit Denis Scheck | 26.12.2015
    Schriftsteller Saul Bellow mit einigen Büchern
    Schriftsteller Saul Bellow erhielt 1976 den Literaturnobelpreis. (picture-alliance/ dpa/dpaweb)
    "Ich bin Amerikaner, geboren in Chicago - dieser finsteren Stadt, und gehe an Dinge im Freistil, so wie ich es mir selbst beigebracht habe, heran." Mit diesem doppelbödigen Satz meldet sich Augie March zu Wort, der Antiheld von Saul Bellows Roman "Die Abenteuer des Augie March", und dieser Satz ist wie ein Donnerschlag: so etwas wie die literarische Unabhängigkeitserklärung der US-Literatur.
    Denn Bellow schreibt eben nicht über einen russischen Einwanderer in die Neue Welt, sondern über einen Menschen, der das amerikanische Versprechen, sich selbst neu zu erfinden, von ganzem Herzen bejaht und auf seiner vergnüglichen Odyssee durch die Neue und die Alte Welt die Frage beantwortet, was es heißt, Amerikaner zu sein. Deshalb bildet der 1915 in Kanada geborene, 2005 unweit von Boston gestorbene Saul Bellow einen bis in die Gegenwart wirksamen Inspirationsquell der amerikanischen Gegenwartsliteratur.
    Hinweis: Das Gespräch können Sie mindestens fünf Monate lang als Audio-on-demand abrufen.