" Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Ausschnitt aus "Thema": Anfang
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2 "
Das ist ein Beethoven-Thema, und zwar aus dem Scherzo der Sonate für Violine und Klavier, der sogenannten Frühlingssonate. Dieses und auch noch ein weiteres Thema aus derselben Sonate hat der österreichische Komponist Franz Schmidt 1923 zur Grundlage eines Variationenwerkes für Klavier und Orchester gemacht, wobei der Solopart nur für die linke Hand gedacht ist. Es ist eins jener Werke, die der von Hause aus wohlhabende Pianist Paul Wittgenstein bei berühmten zeitgenössischen Komponisten in Auftrag gegeben hat, um auch nach dem Verlust seines rechten Armes im Ersten Weltkrieg weiterhin seinen Beruf ausüben zu können.
Benjamin Britten, Maurice Ravel, Richard Strauss, Paul Hindemith, Sergej Prokofjew – sie und eine Reihe anderer schrieben ebenfalls für Wittgenstein Werke für Klavier (linke Hand) und Orchester. Hier zunächst in den Streichern das andere, weitgehend aus Tonleitern bestehende Thema aus dem Trio der Beethovensonate, und dann kann es auch schon losgehen mit den ersten Variationen von Franz Schmidt…
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Dieses Variationenwerk und ein Klavierkonzert von Franz Schmidt, ebenfalls für die linke Hand, hat jetzt der Pianist Markus Becker zusammen mit der NDR Radiophilharmonie Hannover bei cpo herausgebracht. Am Pult steht dabei noch Eiji Oue, der langjährige Chefdirigent dieses vom Repertoire her sehr vielseitigen Orchesters, das bereits seit der Spielzeit 2009/2010 mit dem Norweger Eivind Gullberg Jensen einen neuen Chef hat. Und dann entdeckt man im Kleingedruckten, dass die Aufnahmen für diese CD schon im Jahre 2006 stattgefunden haben. Und man kann mutmaßen, dass die Osnabrücker Plattenfirma die Takes etwas hat liegenlassen, weil ein anderes ARD-Sinfonieorchester, nämlich das des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig, bereits 2007 mit derselben Werkzusammenstellung auf dem Markt war.
Zu begrüßen ist jedenfalls, dass den Kompositionen von Franz Schmidt wieder stärkeres Interesse entgegengebracht wird – lange Zeit kannte man eigentlich nur sein apokalyptisches Oratorien-Spätwerk "Das Buch mit sieben Siegeln", vielleicht noch seine zu seinen Lebzeiten sehr erfolgreiche Oper "Notre Dame" oder das eine oder andere Orgelstück. Dabei hinterließ der 1874 im heute Bratislava genannten Städtchen Preßburg Geborene auch Kammermusik-Werke und immerhin vier komplette Sinfonien – alles noch in spätromantischer, tonal gebundener Schreibweise, längst nicht so bahnbrechend wie etwa Gleichzeitiges von Claude Debussy, Igor Strawinsky oder Arnold Schönberg, aber dennoch eine gute Alternative zu Max Reger oder Richard Strauss.
Die Beethoven-Variationen jedenfalls sind von spielerischer Leichtigkeit und zeigen den unerhörten Einfallsreichtum des Komponisten, den zugrundeliegenden beiden Themen auch jenseits der vertrauten Variationstechniken immer wieder noch weitere Veränderungsmöglichkeiten zu entlocken: hier zunächst "ruhig fließend", dann in Form eines lebhaften Boleros.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
"Ruhig fließend" und "Tempo di Bolero"
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Franz Schmidt fand seinen Weg zur Musik nicht so sehr wegen, sondern eher trotz seiner Lehrer. Irgendwie geriet er offenbar immer an den falschen. Fünf Jahre verbrachte er in seinem Geburtsort Bratislava bei einem frustrierten Klavierlehrer, der sich als verkannter Künstler sah, verdammt dazu, in einem barbarischen Land zu verkommen. Während der kleine Schüler sich mit öden Etüden herumschlagen musste, schimpfte dieser Klavierlehrer dazu über Gott und die Welt. In seiner Autobiographischen Skizze charakterisiert Schmidt ihn so: "Seiner Meinung nach war er selbst der einzige lebende Mensch, der berufen gewesen wäre, mich in die tiefsten Geheimnisse der Tonkunst einzuweihen; ich aber danke Gott, dass mir dieses Elend erspart geblieben ist."
Auch der in Wien als "Klavierlegende" gehandelte Theodor Leschetizky erwies sich als Flop: Schmidt fand es abstoßend, wie dieser Virtuose in den Salons "Beethoven und Schubert mit Kaviar, Trüffeln und Mixedpickles" servierte und dann eigentlich "nur Sinn für die jungen Mädchen hatte, an denen er fortwährend … herumtätschelte". Dem damals dreizehnjährigen Schüler Schmidt attestierte er zwar "Material", sprach ihm aber dabei jeglichen "Charme" ab und entließ ihn mit den Worten, dass einer, der Schmidt heißt, nicht Künstler werden sollte.
Doch Franz Schmidt gab nicht auf: nicht nach der Insolvenz seines Vaters, der ein Transportunternehmen gegen die Wand fuhr, nicht, als das Stipendium einer ebenso kunstsinnigen wie verschwenderischen Gönner-Familie nicht mehr floss. Er studierte am Wiener Konservatorium Violoncello, bekam dort noch einige Theoriestunden des alten Anton Bruckner mit, während ihm ansonsten Robert Fuchs und Ferdinand Hellmesberger das Handwerk zeigten. Nach erfolgreichem Probespiel wurde er 1896 Mitglied des Hofopernorchesters und der Wiener Philharmoniker, denen er dann 18 Jahre lang zur Verfügung stand. Daneben komponierte er und gab Cellounterricht am Konservatorium.
Ab 1914 sehen wir ihn zunächst als Professor für Klavierspiel, später auch für Theorie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, deren Leitung er dann schließlich auch noch übernahm. Private Schicksalsschläge blieben ihm nicht erspart: 1919 wird seine erste Frau als unheilbar geisteskrank eingestuft und in einer berüchtigten Anstalt weggeschlossen; 1932 stirbt seine gerade einmal 30 Jahre alte Tochter kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Mit 59 ist der inzwischen höchst geachtete Meister derart herzkrank, dass er seine Hochschulämter aufgibt und sich in den ihm noch verbleibenden letzten 6 Jahren bis zu seinem Tod 1939 vor allem dem Komponieren widmet.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
"Sehr lebhaft"
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Die große Liebe des Cellisten, Komponisten, Pianisten Franz Schmidt gehört der Orgel. Durch ihren Klang, so schreibt er, fand die Musik schon früh "Eingang in meine Seele. Meine ersten Musikversuche … bestanden darin, dass ich mir die Kirchenlieder, die ich gehört, auf dem Klavier zusammensuchte. Das Klavier als solches interessierte mich wenig; es lag mir nur daran, darauf die Orgel nachzuahmen." Vielleicht rührt daher die Vorliebe des Komponisten für barocke Formen wie Fuge und Passacaglia, die ja vor allem in der Orgelliteratur vorkommen. Die Konzertanten Variationen über ein Thema von Beethoven jedenfalls beendet er mit einem Fugato, das alle Stimmungen der vorangegangenen Teile noch einmal aufnimmt - auch einen deutlich von Kirchenaura geprägten Choral.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Fugato
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Die Neue Platte – heute mit einer CD des Labels cpo, die Werke für Klavier (linke Hand) und Orchester von Franz Schmidt bietet, gespielt von Markus Becker und der NDR Radiophilharmonie Hannover unter der Leitung von Eiji Oue.
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Ausschnitt aus "Thema": Anfang
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2 "
Das ist ein Beethoven-Thema, und zwar aus dem Scherzo der Sonate für Violine und Klavier, der sogenannten Frühlingssonate. Dieses und auch noch ein weiteres Thema aus derselben Sonate hat der österreichische Komponist Franz Schmidt 1923 zur Grundlage eines Variationenwerkes für Klavier und Orchester gemacht, wobei der Solopart nur für die linke Hand gedacht ist. Es ist eins jener Werke, die der von Hause aus wohlhabende Pianist Paul Wittgenstein bei berühmten zeitgenössischen Komponisten in Auftrag gegeben hat, um auch nach dem Verlust seines rechten Armes im Ersten Weltkrieg weiterhin seinen Beruf ausüben zu können.
Benjamin Britten, Maurice Ravel, Richard Strauss, Paul Hindemith, Sergej Prokofjew – sie und eine Reihe anderer schrieben ebenfalls für Wittgenstein Werke für Klavier (linke Hand) und Orchester. Hier zunächst in den Streichern das andere, weitgehend aus Tonleitern bestehende Thema aus dem Trio der Beethovensonate, und dann kann es auch schon losgehen mit den ersten Variationen von Franz Schmidt…
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Dieses Variationenwerk und ein Klavierkonzert von Franz Schmidt, ebenfalls für die linke Hand, hat jetzt der Pianist Markus Becker zusammen mit der NDR Radiophilharmonie Hannover bei cpo herausgebracht. Am Pult steht dabei noch Eiji Oue, der langjährige Chefdirigent dieses vom Repertoire her sehr vielseitigen Orchesters, das bereits seit der Spielzeit 2009/2010 mit dem Norweger Eivind Gullberg Jensen einen neuen Chef hat. Und dann entdeckt man im Kleingedruckten, dass die Aufnahmen für diese CD schon im Jahre 2006 stattgefunden haben. Und man kann mutmaßen, dass die Osnabrücker Plattenfirma die Takes etwas hat liegenlassen, weil ein anderes ARD-Sinfonieorchester, nämlich das des Mitteldeutschen Rundfunks in Leipzig, bereits 2007 mit derselben Werkzusammenstellung auf dem Markt war.
Zu begrüßen ist jedenfalls, dass den Kompositionen von Franz Schmidt wieder stärkeres Interesse entgegengebracht wird – lange Zeit kannte man eigentlich nur sein apokalyptisches Oratorien-Spätwerk "Das Buch mit sieben Siegeln", vielleicht noch seine zu seinen Lebzeiten sehr erfolgreiche Oper "Notre Dame" oder das eine oder andere Orgelstück. Dabei hinterließ der 1874 im heute Bratislava genannten Städtchen Preßburg Geborene auch Kammermusik-Werke und immerhin vier komplette Sinfonien – alles noch in spätromantischer, tonal gebundener Schreibweise, längst nicht so bahnbrechend wie etwa Gleichzeitiges von Claude Debussy, Igor Strawinsky oder Arnold Schönberg, aber dennoch eine gute Alternative zu Max Reger oder Richard Strauss.
Die Beethoven-Variationen jedenfalls sind von spielerischer Leichtigkeit und zeigen den unerhörten Einfallsreichtum des Komponisten, den zugrundeliegenden beiden Themen auch jenseits der vertrauten Variationstechniken immer wieder noch weitere Veränderungsmöglichkeiten zu entlocken: hier zunächst "ruhig fließend", dann in Form eines lebhaften Boleros.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
"Ruhig fließend" und "Tempo di Bolero"
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Franz Schmidt fand seinen Weg zur Musik nicht so sehr wegen, sondern eher trotz seiner Lehrer. Irgendwie geriet er offenbar immer an den falschen. Fünf Jahre verbrachte er in seinem Geburtsort Bratislava bei einem frustrierten Klavierlehrer, der sich als verkannter Künstler sah, verdammt dazu, in einem barbarischen Land zu verkommen. Während der kleine Schüler sich mit öden Etüden herumschlagen musste, schimpfte dieser Klavierlehrer dazu über Gott und die Welt. In seiner Autobiographischen Skizze charakterisiert Schmidt ihn so: "Seiner Meinung nach war er selbst der einzige lebende Mensch, der berufen gewesen wäre, mich in die tiefsten Geheimnisse der Tonkunst einzuweihen; ich aber danke Gott, dass mir dieses Elend erspart geblieben ist."
Auch der in Wien als "Klavierlegende" gehandelte Theodor Leschetizky erwies sich als Flop: Schmidt fand es abstoßend, wie dieser Virtuose in den Salons "Beethoven und Schubert mit Kaviar, Trüffeln und Mixedpickles" servierte und dann eigentlich "nur Sinn für die jungen Mädchen hatte, an denen er fortwährend … herumtätschelte". Dem damals dreizehnjährigen Schüler Schmidt attestierte er zwar "Material", sprach ihm aber dabei jeglichen "Charme" ab und entließ ihn mit den Worten, dass einer, der Schmidt heißt, nicht Künstler werden sollte.
Doch Franz Schmidt gab nicht auf: nicht nach der Insolvenz seines Vaters, der ein Transportunternehmen gegen die Wand fuhr, nicht, als das Stipendium einer ebenso kunstsinnigen wie verschwenderischen Gönner-Familie nicht mehr floss. Er studierte am Wiener Konservatorium Violoncello, bekam dort noch einige Theoriestunden des alten Anton Bruckner mit, während ihm ansonsten Robert Fuchs und Ferdinand Hellmesberger das Handwerk zeigten. Nach erfolgreichem Probespiel wurde er 1896 Mitglied des Hofopernorchesters und der Wiener Philharmoniker, denen er dann 18 Jahre lang zur Verfügung stand. Daneben komponierte er und gab Cellounterricht am Konservatorium.
Ab 1914 sehen wir ihn zunächst als Professor für Klavierspiel, später auch für Theorie an der Akademie für Musik und darstellende Kunst, deren Leitung er dann schließlich auch noch übernahm. Private Schicksalsschläge blieben ihm nicht erspart: 1919 wird seine erste Frau als unheilbar geisteskrank eingestuft und in einer berüchtigten Anstalt weggeschlossen; 1932 stirbt seine gerade einmal 30 Jahre alte Tochter kurz nach der Geburt ihres ersten Kindes. Mit 59 ist der inzwischen höchst geachtete Meister derart herzkrank, dass er seine Hochschulämter aufgibt und sich in den ihm noch verbleibenden letzten 6 Jahren bis zu seinem Tod 1939 vor allem dem Komponieren widmet.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
"Sehr lebhaft"
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Die große Liebe des Cellisten, Komponisten, Pianisten Franz Schmidt gehört der Orgel. Durch ihren Klang, so schreibt er, fand die Musik schon früh "Eingang in meine Seele. Meine ersten Musikversuche … bestanden darin, dass ich mir die Kirchenlieder, die ich gehört, auf dem Klavier zusammensuchte. Das Klavier als solches interessierte mich wenig; es lag mir nur daran, darauf die Orgel nachzuahmen." Vielleicht rührt daher die Vorliebe des Komponisten für barocke Formen wie Fuge und Passacaglia, die ja vor allem in der Orgelliteratur vorkommen. Die Konzertanten Variationen über ein Thema von Beethoven jedenfalls beendet er mit einem Fugato, das alle Stimmungen der vorangegangenen Teile noch einmal aufnimmt - auch einen deutlich von Kirchenaura geprägten Choral.
"Franz Schmidt
aus: Konzertante Variationen über ein Thema von Beethoven
für Klavier (linke Hand) und Orchester
Fugato
Markus Becker, Klavier
NDR Radiophilharmonie Hannover
Leitung: Eiji Oue
cpo (LC 08492 ) 777 338-2"
Die Neue Platte – heute mit einer CD des Labels cpo, die Werke für Klavier (linke Hand) und Orchester von Franz Schmidt bietet, gespielt von Markus Becker und der NDR Radiophilharmonie Hannover unter der Leitung von Eiji Oue.