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"Beethoven Kontrafakturen"

Nun noch ein rascher Seitenblick auf die kuriose neue CD, die Dieter Klöcker und das Prager Kammerorchester unter der Leitung von Milan Lajcik bei Orfeo herausgebracht haben. Überschrieben ist sie: "Beethoven Kontrafakturen". Es geht um Bearbeitungen von nahezu unbekannter Hand. Weder Adolf Wallnöfer noch Ivan Müller, Christian Rummel oder Johann Sobeck zählen zu den Namen der europäischen Musikgeschichte, die man sich merken muß. Herr Wallnöfer, der bis 1946 lebte, hat eine Meditation über den Kopfsatz der Mondschein-Sonate geschrieben. Da geht's dann wirklich nur noch um den Mondschein und nicht etwa um eine Sonata quasi una fantasia, also um jene neue Formenwelt, die Beethoven gleich in zwei aufeinanderfolgenden Klaviersonaten zu erkunden begann. Aber es klingt wirklich hübsch, nicht unbedingt zum Tanzen und Träumen, sondern eben nur zum Träumen. Gar nicht übel macht sich die Fantasie des Christian Rummel über Szene und Arie "Ah perfido": der beste Weber, den Beethoven je geschrieben hat. Und hier brilliert Dieter Klöcker auch mit der ganzen Erfahrung, die dieser souveräne Klarinettist mit den Werken Carl Maria von Webers gewonnen hat: Wie wär's demnächst mit "Ozean, du Ungeheuer"? Und Ivan Müllers Konzertstück über das Lied "Adelaide" könnte so auch von Donizetti sein; und der, ein wahres Genie der Melodie-Erfindung, hätte sich wahrhaftig ja nicht geschämt, wenn ihm das Lied "Adelaide" eingefallen wäre. Also eine sehr unterhaltsame Bereicherung des Repertoires. Nichts Großes, aber von einem Großen der Klarinette durchweg beseelt und äußerst kultiviert gespielt. * Musikbeispiel: Ivan Müller - aus: Konzertstück über das Lied "Adelaide" op. 46 Das war die neue Platte im Deutschlandfunk, zum letzten Mal im Alten Jahr. Zum Schluß hörten Sie einen Ausschnitt aus Dieter Klöckers neuer Orfeo-CD "Beethoven Kontrafakturen". Außerdem ging es um eine neue EMI-CD des St. Lawrence String Quartet mit zwei Quartetten aus op. 41 von Robert Schumann. Am Mikrofon bedankt sich Norbert Ely für Ihre Aufmerksamkeit.

Norbert Ely |