Tamir: Wenn wir uns die Situation in Israel anschauen, ist Befehlsverweigerung echter Patriotismus. Ich glaube, dass ein echter Patriot nicht derjenige ist, der andere Leute oder Nachbarn unterdrückt oder angreift, sondern derjenige, der das macht, was für sein Land gut ist. Und ich glaube, dass in der heutigen Situation die Verweigerung solcher ungerechten Befehle für unser Land gut ist.
Durak: Das ist ja eine heikle Angelegenheit, und Sie, wie all die anderen, die das auch getan haben, werden lange darüber nachgedacht haben, aber auch in anderen Ländern ist Befehlsverweigerung keine ganz so einfache Sache für Soldaten und Offiziere. Angesichts der Attentate palästinensischer Selbstmörder, hören Sie Vorwürfe, Verräter am israelischen Volk zu sein?
Tamir: Es gibt noch Leute in Israel, die denken, dass Kriegsverweigerer Verräter sind. Ich glaube, es gibt keine Verknüpfung zwischen Selbstmordattentaten und der Befehlsverweigerung. Selbstmordattentäter sind kriminell, das ist richtig, aber das rechtfertigt keine Menschenrechtsverletzungen.
Durak: Was sagen Sie denn israelischen Landsleuten, wenn man solche Vorwürfe doch an Sie richtet?
Tamir: Nochmals: Leute sagen vielleicht, dass wir etwas falsch machen. Wir sind ganz überzeugt davon, dass das, was wir heute machen, richtig ist, und dass Kriegsverweigerung in allen Schichten der Bevölkerung ein sehr guter Weg ist, um Gewalt und Krieg zu beenden.
Durak: Gegen welche Einsätze haben Sie sich denn gewehrt? Was wollten Sie nicht tun?
Tamir: Ich persönlich habe verweigert, in den besetzten Gebieten Reservedienst zu machen. Yesh Gvul ist hebräisch und bedeutet: Es gibt eine Grenze. Ich glaube, dass diese Grenze keine territorial-physische Grenze ist, sondern es ist die Grenze des Gewissens. Und in meinem Gewissen sind Menschenrechtsverletzungen falsch, und genau dort liegt die Grenze meines Gehorsams. Jeder Soldat hat eine persönliche moralische Grenze, die man nicht überqueren soll.
Durak: Sind Sie für diese Verweigerung bestraft worden? Wie geht die Armee überhaupt mit diesen Verweigerern um?
Tamir: Seit dem Beginn dieser zweiten Intifada haben mehr als 1.100 Soldaten und Reservisten den Dienst verweigert. Von diesen Menschen sind bis heute nur 120 mit einer Gefängnisstrafe versehen worden. Normalerweise ist die Tendenz der militärischen Behörden, die Leute nicht zu bestrafen. Normalerweise bekommen Offiziere eine stärkere Strafe. Ich persönlich war 26 Tage in einem militärischen Gefängnis. Normalerweise sind die Gefängnisstrafen zwischen 14 und 28 Tage lang.
Durak: Wenn alle oder sehr viele israelische Soldaten und Offiziere Ihrem Beispiel folgen würden und die Waffen sozusagen niederlegen würden, wäre Israel schutzlos.
Tamir: Nein, Israel wäre nicht schutzlos. Was Yesh Gvul fördert, ist selektive Verweigerung. Yesh Gvul erkennt das Recht von jedem Land an, Verteidigungsmilitär zu haben, und ich glaube, dass alle Verweigerer ganz klar gesagt haben: Wir sind bereit, 100-prozentig unser Land zu verteidigen. Wir sind bereit, am Verteidigungskrieg teilzunehmen. Wir sind nicht bereit, an Menschenrechtsverletzungen und Missbrauch militärischer Macht teilzunehmen. Und genau hier liegt der Punkt, es geht um den Unterschied zwischen Verteidigungskrieg und Angriffskrieg. Wir verweigern den Angriffskrieg.
Durak: Erwarten Sie von Palästinensern eine ähnliche Reaktion?
Tamir: Zunächst muss ich sagen, dass es keine Parallelen zwischen Unterdrückern und Unterdrückten gibt. In den letzten Tagen und Wochen hat sich auch Protest innerhalb der palästinensischen Seite entwickelt. Viele israelische Friedensbewegungen arbeiten sehr eng mit palästinensischen Friedensbewegungen zusammen, und ich glaube, dass diese gemeinsame Arbeit ein Teil eines echten Friedensprozesses zwischen beiden Seiten ist.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.
Durak: Das ist ja eine heikle Angelegenheit, und Sie, wie all die anderen, die das auch getan haben, werden lange darüber nachgedacht haben, aber auch in anderen Ländern ist Befehlsverweigerung keine ganz so einfache Sache für Soldaten und Offiziere. Angesichts der Attentate palästinensischer Selbstmörder, hören Sie Vorwürfe, Verräter am israelischen Volk zu sein?
Tamir: Es gibt noch Leute in Israel, die denken, dass Kriegsverweigerer Verräter sind. Ich glaube, es gibt keine Verknüpfung zwischen Selbstmordattentaten und der Befehlsverweigerung. Selbstmordattentäter sind kriminell, das ist richtig, aber das rechtfertigt keine Menschenrechtsverletzungen.
Durak: Was sagen Sie denn israelischen Landsleuten, wenn man solche Vorwürfe doch an Sie richtet?
Tamir: Nochmals: Leute sagen vielleicht, dass wir etwas falsch machen. Wir sind ganz überzeugt davon, dass das, was wir heute machen, richtig ist, und dass Kriegsverweigerung in allen Schichten der Bevölkerung ein sehr guter Weg ist, um Gewalt und Krieg zu beenden.
Durak: Gegen welche Einsätze haben Sie sich denn gewehrt? Was wollten Sie nicht tun?
Tamir: Ich persönlich habe verweigert, in den besetzten Gebieten Reservedienst zu machen. Yesh Gvul ist hebräisch und bedeutet: Es gibt eine Grenze. Ich glaube, dass diese Grenze keine territorial-physische Grenze ist, sondern es ist die Grenze des Gewissens. Und in meinem Gewissen sind Menschenrechtsverletzungen falsch, und genau dort liegt die Grenze meines Gehorsams. Jeder Soldat hat eine persönliche moralische Grenze, die man nicht überqueren soll.
Durak: Sind Sie für diese Verweigerung bestraft worden? Wie geht die Armee überhaupt mit diesen Verweigerern um?
Tamir: Seit dem Beginn dieser zweiten Intifada haben mehr als 1.100 Soldaten und Reservisten den Dienst verweigert. Von diesen Menschen sind bis heute nur 120 mit einer Gefängnisstrafe versehen worden. Normalerweise ist die Tendenz der militärischen Behörden, die Leute nicht zu bestrafen. Normalerweise bekommen Offiziere eine stärkere Strafe. Ich persönlich war 26 Tage in einem militärischen Gefängnis. Normalerweise sind die Gefängnisstrafen zwischen 14 und 28 Tage lang.
Durak: Wenn alle oder sehr viele israelische Soldaten und Offiziere Ihrem Beispiel folgen würden und die Waffen sozusagen niederlegen würden, wäre Israel schutzlos.
Tamir: Nein, Israel wäre nicht schutzlos. Was Yesh Gvul fördert, ist selektive Verweigerung. Yesh Gvul erkennt das Recht von jedem Land an, Verteidigungsmilitär zu haben, und ich glaube, dass alle Verweigerer ganz klar gesagt haben: Wir sind bereit, 100-prozentig unser Land zu verteidigen. Wir sind bereit, am Verteidigungskrieg teilzunehmen. Wir sind nicht bereit, an Menschenrechtsverletzungen und Missbrauch militärischer Macht teilzunehmen. Und genau hier liegt der Punkt, es geht um den Unterschied zwischen Verteidigungskrieg und Angriffskrieg. Wir verweigern den Angriffskrieg.
Durak: Erwarten Sie von Palästinensern eine ähnliche Reaktion?
Tamir: Zunächst muss ich sagen, dass es keine Parallelen zwischen Unterdrückern und Unterdrückten gibt. In den letzten Tagen und Wochen hat sich auch Protest innerhalb der palästinensischen Seite entwickelt. Viele israelische Friedensbewegungen arbeiten sehr eng mit palästinensischen Friedensbewegungen zusammen, und ich glaube, dass diese gemeinsame Arbeit ein Teil eines echten Friedensprozesses zwischen beiden Seiten ist.
Durak: Vielen Dank für das Gespräch.