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Beginn der ersten Winter University in Stuttgart

Die Universität Stuttgart geht derzeit bei der Internationalisierung ihres Angebotes neue Wege. Am Montag begrüßten Universitäts- und Stadtvertreter die ersten Teilnehmer der neu geschaffenen Winter University. Künftig soll es neben der Summer University für US-Amerikaner im Winter dieselbe Möglichkeit für Studenten der südlichen Welthalbkugel geben. 18 Studenten haben sich in diesem Jahr angemeldet. Die meisten studieren Kunst und Architektur, aber auch Politik und Rechtswissenschaften.

Von Susanne Lettenbauer |
    Ich bin vor allem deshalb nach Stuttgart gekommen um eine kurze Pause in mein Ingenieurstudium in Calgary einzulegen. Um Europa zu sehen, Verwandte in Belgien.

    Da ich Architektur studiere, dachte ich, es wäre gut in Europa zu studieren, die alten und neuen Gebäude zu sehen, die wir in Australien nicht haben. In der Schule hatte ich bereits ein wenig Deutsch, deshalb bin hierher gekommen.

    Ich will nach meiner Rückkehr Politik und Wirtschaftswissenschaften studieren. Deutschland und die EU haben sehr gute Handelsbeziehungen zu Japan ebenso wie Australien, das kann man gut miteinander verbinden.


    Derek, Tosh und Lauren gehören zu den 18 Studenten, die derzeit an der Uni Stuttgart die Winter University besuchen. Zu Hause hätten sie jetzt Sommerferien und könnten an den Stränden Australiens bei 40 Grad Außentemperatur die freie Zeit genießen, dennoch sind sie dem Werben der Uni Stuttgart gefolgt, bezahlen 750 Euro für knapp 6 Wochen und müssen sich mit den Problemen einer fremden Sprache herumschlagen. Doch der offizielle Empfang der 20 bis 30 Jährigen von Vertretern der Stadt Stuttgart sowie die Unterkunft bei Gastfamilien, die bereits Studenten der Summer University aufgenommen haben, beeindruckte gleich in der ersten Woche. Ebenso das umfangreiche Programm neben den regulären Kursen, das sich Karin Herrmann gemeinsam mit 4 weiteren Kollegen vom Bereich "Interkultureller Unterricht" vorgenommen haben. Heidelberg, Tübingen, Strassburg, die Sektkellerei Esslingen, ein Besuch bei der Firma Bosch sowie ein Skiwochenende im Schwarzwald erwarten die Studenten.

    Dazu das Sahnehäubchen der Winter University: Die Anerkennung der Kurse an den Heimatunis in Adelaide, Porth, Sydney und Melbourne.
    Karin Herrmann:

    Das heißt für unsere Deutschkurse morgens bekommen die Studenten 9 Credits, das ist also wirklich fast soviel wie ein halbes Jahr Deutsch an ihren Heimatuniversitäten und für die Nachmittagskurse 4,5 Credits, das ist auch eine ganze Menge, also ein richtiger Kurs, der ihrem Studium angerechnet wird.

    Mit diesen Kursen, die ganz speziell für die Winter University erstellt wurde, 10 Honorardozenten und der seltenen Möglichkeit, ohne jede Sprachkenntnisse angenommen zu werden, wirbt die Uni Stuttgart bei der Vorstellung des Programms weltweit, aber vor allem die südliche Welthalbkugel kommt im Winter aufgrund der gegensätzlichen Jahreszeiten am ehestens in Betracht.

    Außerdem gibt es zu den Unis von Australien noch fast gar keinen Kontakt. In Stuttgart häufen sich derweil die Anfragen von deutschen Studenten nach Austauschprogrammen mit der University of Western Australia, der University of Adelaide, der Flinders University oder der Deakin University. Denn für 4 bis 5 ins schwäbische Ländle eingeladene ausländische Studenten kann ein Deutscher kostenfrei auf dem 5. Kontinent studieren.

    Ein anderer Punkt ist, dass die Summer University von Stuttgart nach 4 Jahren nahezu überquillt und die Anfragen der ausländischen Unis so entzerrt werden sollen . Die Zahl von über 60 Studenten aus dem Ausland im vergangenen Sommers hätte Herrmann auch gern an ihrer neuen Winter University. Wenn die üblichen Anlaufschwierigkeiten nicht wären:

    Also ich muss sagen, wir sind auf großes Interesse gestoßen. Wir haben sehr viele Anfragen bekommen Leider sind dieses Jahr die Regelungen nicht soweit gediehen, dass so viele Studenten kommen konnten, aber uns wurde schon zugesagt für nächstes Jahr, dass sehr viel mehr Studenten kommen wollen, eigentlich war die Reaktion durchaus positiv.

    Das Internationalisierungsprogramm der Uni Stuttgart lässt sich die Ausweitung ihrer Kooperationen einiges kosten, zumal die Studentenbeiträge das Programm nicht decken. Der Leiter der Abteilung für Internationale Angelegenheiten David Phillipp, selbst Engländer, fliegt derzeit um die Welt und sein Engagement lohnt sich. Eine steigende Zahl der Absolventen der Summer University erwägt ein Studium in Deutschland. Trotz der renommierteren Unis in den USA oder England ist es diesen Studenten wichtig, teilweise aus familiären Gründen, das alte Europa kennenzulernen.