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Behagliche Wärme dem Wald

Technik. - Unter dem Druck der rasant steigenden Preise für Öl und Gas entdecken immer mehr Menschen einen Brennstoff wieder, der Jahrhunderte lang genutzt wurde: Holz. Dank moderner Technik finden Holzheizungen eine wachsende Anhängerschaft.

Von Wolfgang Nitschke | 22.09.2005
    Egal, ob man es ökologisch oder ökonomisch betrachtet: Holz ist die Nummer 1 unter den Energieträgern. Sauberer als Kohle, Öl und Gas – weil Kohlendioxid-neutral und billiger. Das haben auch die Verbraucher inzwischen erkannt. Holzheizungen sind ein Wachstumsmarkt. 30 Prozent Zuwachs in Zeiten wirtschaftlicher Stagnation verzeichnet die Branche und Holz ist auf dem besten Wege der Braunkohle den Rang ab zu laufen, wenn es darum geht, wie viele Menschen heizen mit welchem Brennstoff. Denn den Komfort einer Gas- oder Ölheizung bieten die modernen Holzheizungen nämlich auch. Helmut Lamp, Vorsitzender des Bundesverbandes Bioenergie:

    "Sie müssen sich das nicht so vorstellen, wenn sie eine moderne Kleinfeuerungs-Anlage haben, die heute in jedes Einfamilienhaus passt, dass sie riesige Lagerräume brauchen und Ähnliches, dass sie morgens mit dem Streichholz zum Ofen müssen, vorher vielleicht noch Asche raus bringen müssen. Auch hier ist der Komfort einer Ölheizung gegeben, mit Selbstzündung und die Asche ist drei bis fünf mal im Jahr aus einer modernen Anlage zu entfernen."

    Omas Kachelofen und eine moderne Holzheizung sind halt zwei unterschiedliche Dinge und in Zukunft wird eine solche Heizung nicht nur Wärme liefern.

    "Forschung und Innovation – da liegen allerdings trotzdem noch erhebliche Möglichkeiten. Nicht nur im Bereich der direkten Wärmeerzeugung und Verbrennung, sondern auch und vor allem im Bereich der Vergasungstechnik. Hier haben wir sehr erfolgreiche Ansätze in Deutschland, um hier mit Wärme Strom zu erzeugen, in mittleren bis kleinen Anlagen. Dezentral!"

    Eine solche Anlage, die mit Holz Wärme und nebenbei auch noch Strom erzeugt, findet sich am Stand der Unternehmesgruppe Hoval aus Lichtenstein. Der AgroLyt-Sterling ist zwar noch nicht am Markt, aber er hat bereits 3000 Stunden Testbetrieb hinter sich und das Prinzip scheint zu funktionieren. Im AgroLyt wird normales Scheit-Holz verbrannt, also keine Holzstückchen – Pallets genannt. Karl-Joseph Mauch:

    "Das Holz wird zunächst unter Sauerstoffmangel verschwelt, dabei bilden sich energiereiche Gase. Diese Gase werden dann in einer zweiten Stufe mit Sekundärsauerstoff versorgt, so dass sie dann in der dritten Stufe sehr, sehr sauber ausbrennen können. Das Brandbild eines solchen Kessels erinnert den Laien eher an einen Ölbrenner als beispielsweise an ein Holzfeuer, wie er es aus einem Ofen oder aus einem offenen Kamin kennt."

    Ein Teil der Wärme aus dem Kessel wird dann in den Stirling-Motor geleitet. Benannt nach einem britischen Pfarrer, der sich in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts als Erfinder betätigte.

    "Er arbeitet nicht wie ein Verbrennungsmotor – also ein Otto-Motor oder ein Diesel-Motor mit Verbrennung, sondern die Wärme wird ihm von Außen zugeführt. Dort setzt dieser Stirling-Motor die ihm zugeführte Wärme in Bewegung um und diese Bewegung ihrerseits treibt dann einen Stromgenerator der diese 800 bis 1100 Watt Strom produziert."

    Der Vorteil des Verfahrens liegt nicht nur darin, dass man beim Heizen gleich noch Strom produzieren kann. Der Stirling-Motor ist auch nahezu wartungsfrei, da er nur wenige bewegte Teile besitzt und damit kostengünstig. Die Holzenergieforschung hat aber noch andere Innovationen zu bieten. Es gibt Ansätze, neue Holzsorten zu züchten, die höheren Brennwert haben und auch Treibstoff aus Holz ist keine Utopie. In Sachsen läuft bereits ein Pilotprojekt, in dem versucht wird, aus Holzenergie Flugbenzin oder Diesel herzustellen. Und das nicht nur wegen der hohen Öl- und Gaspreise, sondern weil seit langem klar ist, dass fossile Brennstoffe – im Gegensatz zu nachwachsenden – endlich sind.