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Bei denen piept’s wohl

Ein Brett mit Körnerfutter drauf, ein Schrägdach gegen Regen und Schnee drüber, fertig ist das Vogelhäuschen. In diesem Winter können sich Amseln, Meisen & Co über regelrechte Luxusappartements und Villen freuen, zumindest jene, die im Umfeld der Fachhochschule in Bochum auf der Suche nach Futter umherfliegen.

    Bei denen piept´s wohl, mögen sich die Meisen in der Umgebung der Fachhochschule in Bochum denken... Oder: sie sind begeistert von den Entwürfen der Erstsemester. Denn welcher Vogel hat schon das Privileg, in einer Villa nach Le Corbusier zu fressen und zu picken oder in einer futuristisch anmutenden Badeanlage nach dem Stararchitekten Norman Foster das Fell zu pflegen und zu trinken. Professor Hermann Kleine-Allekotte geht es zwar vor allem um die originellen Entwürfe, aber:

    Ein zweiter Punkt ist natürlich, dieses umzusetzen, es nicht nur im Geist dieser Architekten etwas zu entwerfen, sondern dieses dann auch zu bauen.

    Viele Studenten haben bereits eine Berufsausbildung hinter sich, z.B. als Schreiner oder Metallbauer. In der Werkhalle geht es darum flink voran, nur zwei Wochen hatten die Studierenden Zeit, ein Futterhäschen für den Winter zu bauen.

    Wir lassen hier die Schale ein. Die ist fürs Wasser und als Badestelle gedacht. Die müssen wir halt noch einlassen.

    Hektik kurz vor der Präsentation. Anke Johannsmann baut mit ihrem Team einen Entwurf nach dem Architekten Scharuhn, das Vogelhaus besteht fast ausschließlich aus silbrigem Metall, die in den Holzboden eingelassene Tränke ist zweckmäßig. Für Vögel zu planen und zu bauen – und nicht für Menschen, das war die eigentliche Herausforderung, erzählt die 23jährige Erstsemesterstudentin:

    Das Problem war, dass wir am Anfang zu sehr von Scharuhns Äußerem ausgegangen sind und haben ein Innenfoyer, eine Treppe mit reingemacht. Uns wurde dann gesagt, dass es nicht notwendig ist, ne Treppe noch mit ins Vogelhaus reinzubauen, da Vögel ja keine Treppe brauchen.

    Einen besonderen Draht zu den möglichen Untermietern ihrer Konstruktion hat sie jedoch kaum...

    Nicht wirklich (lacht).Von mir aus hätten wir auch eine Hundehütte bauen können. Das wäre im Prinzip das selbe gewesen!

    Noch trocknen die kühnen Entwürfe der angehenden Architekten. Manche helfen mit einem Fön nach... 12 Appartements, Villen und Fly-Ins für die Winterzeit müssen rechtzeitig fertig werden und auf dem Gelände der Fachhochschule Bochum aufgehängt werden. Daniel Brinkel überlegt noch in der Werkstatt, wie er den Meisen, Finken und Amseln sein architektonisches Werk schmackhaft machen will...

    Hier vorne können Sie wundervoll auf einer Dachterrasse landen, haben sofort den Futternapf in Schnabelreichweite. (...) Jetzt gehen wir weiter vor zu dieser vorgezogenen Dachterasse, auf der sich ein wunderschöner Swimmingpool befindet, in dem Sie ausgiebig baden können und ihr Fell reinigen können oder einfach nur was trinken können.

    Ob sich die gefiederten Untermieter bei Daniel Brinks Teamentwurf einfinden werden, bleibt abzuwarten. Irgendwann jedenfalls wird er auch richtige Häuser planen – für Menschen. Da darf er dann auch nicht die Treppe vergessen. Apropos vergessen: Vergessen werden die Studierenden auch nicht, ihre Vogelhäuser mit ausreichend Futter zu versorgen, da ist sich Professor Hermann Kleine-Allekotte sicher...

    Ich denke, dass dies schon alleine durch die Motivation, (...) dass dies jetzt weiterhin per Webcam beobachtet wird, ob man lieber heute bei Corbusier oder einem anderen Architekten speist, dass dies einfach eine Motivation ist, dies auch zu versorgen. Im Moment ist die Zeit ja noch nicht so, aber im Winter ist das dann noch mal interessanter.

    (Autor: Kai Toss)

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