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Bei gleichem Etat: Fachliteratur wird teurer

Die Unibibliothek in Stuttgart ist gut bestückt - und das kommt gut an bei den Studierenden. Doch die Zukunft sieht nicht rosig aus: Schon seit 2005 hat die Bibliothek nur etwa vier Millionen Euro für Neuanschaffungen pro Jahr zur Verfügung - und die Preise der Fachzeitschriften steigen.

Von Michael Brandt | 24.10.2011
    Die meisten Studierende auf dem Innnenstadtcampus der Uni Stuttgart finde ihre Universitätsbibliothek ganz okay:

    "Jetzt am Semesteranfang leicht überfüllt, aber ansonsten übers Semester verteilt, ist schon in Ordnung."

    "Also jetzt außerhalb der Prüfungszeiträume ja, nur innerhalb der Prüfungszeiträume ist oft so, dass es total überfüllt ist."

    Grundsätzlich aber gibt es die meisten Bücher; es kommt kaum vor, dass man mal auf ein Lehrbuch oder eine Zeitschrift länger warten muss:

    "Der Bestand für unsere Literatur ist eigentlich ganz gut hier. Ansonsten gibt es auch in der Landesbibliothek noch zusätzliche Infos, auf die wir auch hingewiesen werden."

    "Wartezeit habe wir eigentlich gar nicht, man kann auf alles direkt zugreifen, ist eigentlich topp so weit."

    "Die habe ich gekriegt, die habe ich eigentlich immer gekriegt."

    Es gibt zwar hier und da leise Kritik an dem schmucklosen Hochschulgebäude aus den Siebzigern:

    "Sieht nicht so schön aus innen."

    Aber im Grunde passt es für die Bedürfnisse der Studierenden. Das bestätigt auch Ottmar Perschi von der Leitung der UB:

    "Die Studenten sind mit unserer Literaturversorgung eigentlich recht zufrieden."

    Das allerdings ist für Perschi das kleinste Problem, denn Probleme gibt es aus Sicht der Bibliotheksleitung jede Menge. Die Situation, so Perschi "ist nicht rosig"."

    Und das größte Problem ist wie üblich das fehlende Geld. Im Jahr 2005 wurde der Etat der UB gedeckelt, das heißt, seitdem gibt es jährlich 6,5 Millionen und nicht mehr. Davon geht ein gutes Drittel ins Personal und für den Rest werden Medien gekauft. Und diese Medien sind seit sechs Jahren nicht billiger geworden:

    ""Unser Haushalt ist seit 2005 gleich geblieben. Die Preissteigerungen von etwa acht bis zehn Prozent fressen uns aber langsam die Substanz weg."

    Dabei sind die Geisteswissenschaften, die es in Stuttgart auch gibt, das kleinere Problem. Der große Batzen sind die wissenschaftlichen Werke und Fachzeitschriften in den Natur- und Ingenieurwissenschaften:

    "Wem es nicht passt, ist bei uns die Wissenschaft. Die Universität Stuttgart ist eine Forschungsuniversität und benötigt wissenschaftliche Literatur. Und die laufen bei uns Sturm, wenn wir irgendwas abbestellen."

    22.000 wissenschaftliche Zeitschriften bezieht die Bibliothek in elektronischer Form, weitere 1800 in gedruckter Form, und vor allem die elektronischen sind teilweise immens teuer. Ein Beispiel:

    "Die 'Archives of Physics' kosten uns zum Beispiel 25.000 Dollar. Das ist eine der einschlägigen Fachzeitschriften auf dem Gebiet der Physik, die Sie haben müssen als naturwissenschaftliche Uni. Und wir müssen es bezahlen."

    Ein Etat von vier Millionen für den Medienkauf schrumpft angesichts solcher Preise jedenfalls schnell.

    Vor einigen Jahre hätte die Bibliothek dann einmal versucht, die Zeitschriftenliste zu verkleinern. Allerdings sei dieser Versuch im Rückblick gescheitert:

    "Wir haben versucht Zeitschriften, die wenig genutzt werden, aber sehr teuer sind, abzubestellen. Aber dann kommt Protest aus der Professorenschaft und von den wissenschaftlichen Mitarbeitern und dann müssen wir sie wieder bestellen."

    Wenn das dann einmal aus Etatgründen nicht mehr möglich ist, hat die Universitätsbibliothek und natürlich auch die Forschungsuniversität Stuttgart ein Problem.