Werner: Diese Stiftung sollte beiden Rechtspositionen insoweit gerecht werden, als beide Seiten ihr Gesicht wahren können und müssen. Eine solche Beutekunststiftung als russisch-deutsche Stiftung gedacht wäre eben von beiden Ländern besetzt und damit wären beide Länder beteiligt, so dass die russische Seite keine Probleme hätte, nach dem Duma-Gesetz diese Stiftung zu übertragen, denn dieses verbietet nur die Übertragung auf die Deutschen. Zweitens sagt die deutsche Seite: Wir sind Eigentümer und müssen es so zurückbekommen, die können sagen, wir nehmen unser Eigentum und zahlen auch die gemeinsame Stiftung und diese könnten dann sachlich abwickeln, wo die Gegenstände hinkommen und hier ist gedacht, dass sie zunächst an die früheren Orte zurückkommen, eventuell steht dann nur ein Schild dran 'Eigentum der deutsch-russischen Kunststiftung'. Dieses Beutekunstproblem, das uns schon seit Generationen beschäftigt und weiter beschäftigen wird, muss endlich aus der Welt sein, das hätten wir damit geschafft.
Koldehoff: Wir reden hier über Millionenwerte, über Grafiken, Gemälde von van Gogh, Gauguin, Cézanne und Renoir, alles, was gut und teuer ist. Diese Werke befinden sich im Moment in russischen Museen, unter anderem in Puschkin-Museum und in der Ermitage in Moskau und in St. Petersburg. Welches Interesse sollten denn die Russen daran haben, die Bilder fortzugeben?
Werner: Wir haben bei Gespräche insbesondere mit russischen Museumsleuten festgestellt, dass sie sagen: Kunst ist in einen bestimmten Kulturkreis eingebunden und da gehört sie dann auch hin. Weiterhin haben die Russen ein ganz großes Interesse weniger die Gegenstände, die sich noch in Deutschland befinden zurückzubekommen, sondern vielmehr dies: Seit Stalins Machtübernahme sind die Künstler aus Russland emigriert, weil sie doch nicht mehr frei malen konnten und dabei wesentlich in die westliche Welt. Und diese Defizite der klassischen Moderne bis 1989, wenn Deutschland helfen würde, diese Lücken aufzufüllen, wäre ihnen mehr gedient, weil das russische Kunst ist, die da besser hinpasst als etwa von Deutschland überführte.
Koldehoff: Wir sprechen nicht nur über Kunst, die aus öffentlichem Besitz, aus Museen, von russischen Soldaten gestohlen worden ist, sondern vor allen Dingen auch über zwei große Privatsammlungen, Gerstenberg und Krebs. Gibt es denn Gespräche mit den Erben dieser Sammlungen?
Werner: Wir haben eigentlich drei verschiedene Komplexe: die Beutekunst, so nennen wir die, die richtiggehend von Truppen, die Stalin dafür einsetzte, nach Russland überführt wurde. Daneben haben wir die Raubkunst, die von russischen oder auch von anderen Soldaten unmittelbar nach dem Krieg entwendet worden ist. Da haben wir eigentlich mit der russischen Seite keine Probleme, wenn sie auftaucht. Aber als wir die Tagung in Moskau hatten, haben die Russen erstmals eine Ausstellung dieser von russischen Soldaten entwendeten Kunst gemacht. Und hier die Nachfrage einer russischen Journalistin, warum das jetzt kommt, sagte sie, hätte man vor zwei Jahren diese Bilder gezeigt, wären sie vom Staat konfisziert worden. Jetzt bleiben sie bei den Personen und es werden unmittelbare Verhandlungen mit diesen geführt. Aufgabe dieser Stiftung wäre auch, das zu koordinieren, denn viele Privatpersonen haben gar nicht das Geld, diese Klagen durchzuführen.
Koldehoff: Die Gespräche, die Sie mit der russischen Seite führen auf dieser Tagung, aber sicherlich auch vorher und hinterher, sind sicherlich schon soweit gediehen, dass man über konkrete Standorte nachdenkt. Über St. Petersburg auf der einen Seite und über Weimar auf der anderen. Warum Weimar?
Werner: Auf der deutschen Seite ist offiziell noch gar nicht über einen Standort nachgedacht worden und für mich ist eigentlich nur eines klar: Dass es in die neuen Bundesländer muss, weil hier auch die Verluste entscheidend sind. Weimar würde sich wie Gotha, überhaupt Thüringen, anbieten, weil hier sehr starke Verluste waren und sind.
Link: mehr ...
720.html
Koldehoff: Wir reden hier über Millionenwerte, über Grafiken, Gemälde von van Gogh, Gauguin, Cézanne und Renoir, alles, was gut und teuer ist. Diese Werke befinden sich im Moment in russischen Museen, unter anderem in Puschkin-Museum und in der Ermitage in Moskau und in St. Petersburg. Welches Interesse sollten denn die Russen daran haben, die Bilder fortzugeben?
Werner: Wir haben bei Gespräche insbesondere mit russischen Museumsleuten festgestellt, dass sie sagen: Kunst ist in einen bestimmten Kulturkreis eingebunden und da gehört sie dann auch hin. Weiterhin haben die Russen ein ganz großes Interesse weniger die Gegenstände, die sich noch in Deutschland befinden zurückzubekommen, sondern vielmehr dies: Seit Stalins Machtübernahme sind die Künstler aus Russland emigriert, weil sie doch nicht mehr frei malen konnten und dabei wesentlich in die westliche Welt. Und diese Defizite der klassischen Moderne bis 1989, wenn Deutschland helfen würde, diese Lücken aufzufüllen, wäre ihnen mehr gedient, weil das russische Kunst ist, die da besser hinpasst als etwa von Deutschland überführte.
Koldehoff: Wir sprechen nicht nur über Kunst, die aus öffentlichem Besitz, aus Museen, von russischen Soldaten gestohlen worden ist, sondern vor allen Dingen auch über zwei große Privatsammlungen, Gerstenberg und Krebs. Gibt es denn Gespräche mit den Erben dieser Sammlungen?
Werner: Wir haben eigentlich drei verschiedene Komplexe: die Beutekunst, so nennen wir die, die richtiggehend von Truppen, die Stalin dafür einsetzte, nach Russland überführt wurde. Daneben haben wir die Raubkunst, die von russischen oder auch von anderen Soldaten unmittelbar nach dem Krieg entwendet worden ist. Da haben wir eigentlich mit der russischen Seite keine Probleme, wenn sie auftaucht. Aber als wir die Tagung in Moskau hatten, haben die Russen erstmals eine Ausstellung dieser von russischen Soldaten entwendeten Kunst gemacht. Und hier die Nachfrage einer russischen Journalistin, warum das jetzt kommt, sagte sie, hätte man vor zwei Jahren diese Bilder gezeigt, wären sie vom Staat konfisziert worden. Jetzt bleiben sie bei den Personen und es werden unmittelbare Verhandlungen mit diesen geführt. Aufgabe dieser Stiftung wäre auch, das zu koordinieren, denn viele Privatpersonen haben gar nicht das Geld, diese Klagen durchzuführen.
Koldehoff: Die Gespräche, die Sie mit der russischen Seite führen auf dieser Tagung, aber sicherlich auch vorher und hinterher, sind sicherlich schon soweit gediehen, dass man über konkrete Standorte nachdenkt. Über St. Petersburg auf der einen Seite und über Weimar auf der anderen. Warum Weimar?
Werner: Auf der deutschen Seite ist offiziell noch gar nicht über einen Standort nachgedacht worden und für mich ist eigentlich nur eines klar: Dass es in die neuen Bundesländer muss, weil hier auch die Verluste entscheidend sind. Weimar würde sich wie Gotha, überhaupt Thüringen, anbieten, weil hier sehr starke Verluste waren und sind.
Link: mehr ...
720.html