Wien im Gedankenjahr 2005. Das österreichische Filmarchiv zeigt einen Monat lang NS-Propagandafilme und das, was Hollywood ihnen damals entgegensetzte. Der schlimmste Hetzfilm der Nazis ist eine Produktion der im allgemeinen mehr für eskapistische Unterhaltung zuständigen Wien-Film-Gesellschaft: Er heißt "Heimkehr" und spielt im Sommer 1939, kurz vor dem Überfall auf Polen, der hier kein Überfall ist, sondern Rettung vor dem Genozid. In "Heimkehr" terrorisieren Polen die friedliche deutsche Minderheit, nehmen den Leute die Habe weg, schlagen sie auf offener Straße tot, internieren sie unter unmenschlichsten Umständen. So atemberaubend wie die Schuldvertauschung ist die gespenstische dramaturgische Analogie: Die Verzweiflung der internierten Deutschen, das gegenseitige Sich-Aufrichten, der kollektive Gesang hinter Gefängnismauern – es ist die exakte Umkehrung von Anti-Nazi-Filmen, die im KZ spielen.
Filme dieser Art dürfen nur in einem didaktisch legitimierten Rahmen gezeigt werden, also wird hinterher zur Diskussion aufgerufen. Es meldet sich ein adretter junger Mensch und bemerkt, dass es vor dem September 1939 in Polen doch wirklich Repressionen und Massenverhaftungen von Deutschen gegeben habe. Und: Heute marschiere die UN doch auch in Bosnien ein, wenn es um Menschenrechte gehe. Das ist doch mal ein echter Nazi-Vergleich.
Die Diskussion geht dann rasch andere Wege, aber der junge Mann hat sich eingebracht und gezeigt, dass eine bestimmte eigenwillige Sicht auf die Vergangenheit in Österreich nicht nur Sache alter FPÖ-Kämpen wie Siegfried Kampl oder John Gudenus ist. Diese beiden haben die österreichischen Gedenkfeierlichkeiten jüngst sehr beeinträchtigt, der eine, weil er Deserteure als "zum Teil Kameradenmörder" bezeichnete, der andere, weil er – wieder mal - die Existenz von Gaskammern für unbewiesen erklären musste
"Ich glaube dass Gedenkfeiern immer ein heißer Boden sind, weil es da um die Interpretation der Geschichte geht. "
So erklärt die Publizistin und Jörg Haider-Biographin Christa Zöchling die diesjährige Version einer langen Reihe regelmäßiger Zwangshandlungen freiheitlicher Politiker, die in dieser Partei keine Alterserscheinung geblieben ist. Der Aufstieg des dauerjugendlichen Jörg Haider vor 20 Jahren zeigte schon, dass die 1949 von und für ehemalige Nationalsozialisten gegründeten FPÖ eine eigenartige Integrationskraft hat
"Der Daseinsgrund der Freiheitlichen ist traditionell die Vertretung der ehemaligen Nationalsozialisten, deren Väter, deren Familien deren Söhne, und da gibt’s eine Tradition , vor 20 Jahren der freiheitliche Obmann hat das genannt "Die Kellernazis", er hätte gern eine Partei ohne Kellernazis, heute muss man sagen, dass die Kellernazis in der Zwischenzeit Kinder bekommen haben, die auch in diesen Traditionen aufwachsen und die noch immer diese Geisteshaltung vertreten."
"Wann’s dann aus wird sein
Pack ich mein braunes Hemmad ein
Und keiner wird’s dann g’wesen sein..."
so sah der Kabarettist Victor Schlesinger lange vor Kriegsende die vieldiskutierte österreichische Lebenslüge voraus. Es ist schon eine Ironie, dass gerade diejenigen, die zu ihrer braunen Vergangenheit standen, in ihren Kindern überdurchschnittlich oft Mitverschworene heranziehen konnten. Jörg Haider, sagt Christa Zöchling, habe ihr einmal erzählt, wie er seinen Vater, der zwischen 1934 und 38 ein sehr aktiver illegaler Nazi gewesen war, für die Standhaftigkeit bewundert habe, mit der er bei seinen alten Idealen blieb.
"In diesem Milieu der Freiheitlichen Partei gab es so etwas wie eine Opferhaltung, nämlich wir werden verfolgt, wir werden nicht richtig anerkannt, wir gelten als die Outcasts der Gesellschaft. "
Mit Eltern, die schon Außenseiter sind, erübrigen sich vielleicht die Ablösungsprozesse, über die Heranwachsende sich vorübergehend quasi zu Außenseitern der Familie machen
"In diesem Milieu konnten sich über die Familien auch diese Haltungen tradieren, so dass die Kinder von Kindern, oder Freunde, Bekannte etc. Es ist ja wenn man sozusagen die Freiheitlichen Urgesteine heute fragt, und mit Urgestein mein ich nicht das Alter, sondern es sind oft die 30-40jährigen, 20jhrigen, dann erfährt man, dass der Vater oder Großvater illegaler Nazi war. Das ist wahnsinnig häufig. Die Freiheitliche Partei ist ein richtiges Biotop glaub ich. "
Das Ritual der Provokation durch Nazi-Sager wird der österreichischen Öffentlichkeit noch erhalten bleiben. Jörg Haiders in die Hoffnungsfarbe Orange gekleidetes "Bündnis Zukunft Österreich", gedacht als grundgereinigte Variante der alten FPÖ, muss als erstes den Rücktritt eines BZÖ-Bundesrates wegen solcher Sprüche verzeichnen. Auf orange sieht man die alten Flecken sogar noch besser.
Filme dieser Art dürfen nur in einem didaktisch legitimierten Rahmen gezeigt werden, also wird hinterher zur Diskussion aufgerufen. Es meldet sich ein adretter junger Mensch und bemerkt, dass es vor dem September 1939 in Polen doch wirklich Repressionen und Massenverhaftungen von Deutschen gegeben habe. Und: Heute marschiere die UN doch auch in Bosnien ein, wenn es um Menschenrechte gehe. Das ist doch mal ein echter Nazi-Vergleich.
Die Diskussion geht dann rasch andere Wege, aber der junge Mann hat sich eingebracht und gezeigt, dass eine bestimmte eigenwillige Sicht auf die Vergangenheit in Österreich nicht nur Sache alter FPÖ-Kämpen wie Siegfried Kampl oder John Gudenus ist. Diese beiden haben die österreichischen Gedenkfeierlichkeiten jüngst sehr beeinträchtigt, der eine, weil er Deserteure als "zum Teil Kameradenmörder" bezeichnete, der andere, weil er – wieder mal - die Existenz von Gaskammern für unbewiesen erklären musste
"Ich glaube dass Gedenkfeiern immer ein heißer Boden sind, weil es da um die Interpretation der Geschichte geht. "
So erklärt die Publizistin und Jörg Haider-Biographin Christa Zöchling die diesjährige Version einer langen Reihe regelmäßiger Zwangshandlungen freiheitlicher Politiker, die in dieser Partei keine Alterserscheinung geblieben ist. Der Aufstieg des dauerjugendlichen Jörg Haider vor 20 Jahren zeigte schon, dass die 1949 von und für ehemalige Nationalsozialisten gegründeten FPÖ eine eigenartige Integrationskraft hat
"Der Daseinsgrund der Freiheitlichen ist traditionell die Vertretung der ehemaligen Nationalsozialisten, deren Väter, deren Familien deren Söhne, und da gibt’s eine Tradition , vor 20 Jahren der freiheitliche Obmann hat das genannt "Die Kellernazis", er hätte gern eine Partei ohne Kellernazis, heute muss man sagen, dass die Kellernazis in der Zwischenzeit Kinder bekommen haben, die auch in diesen Traditionen aufwachsen und die noch immer diese Geisteshaltung vertreten."
"Wann’s dann aus wird sein
Pack ich mein braunes Hemmad ein
Und keiner wird’s dann g’wesen sein..."
so sah der Kabarettist Victor Schlesinger lange vor Kriegsende die vieldiskutierte österreichische Lebenslüge voraus. Es ist schon eine Ironie, dass gerade diejenigen, die zu ihrer braunen Vergangenheit standen, in ihren Kindern überdurchschnittlich oft Mitverschworene heranziehen konnten. Jörg Haider, sagt Christa Zöchling, habe ihr einmal erzählt, wie er seinen Vater, der zwischen 1934 und 38 ein sehr aktiver illegaler Nazi gewesen war, für die Standhaftigkeit bewundert habe, mit der er bei seinen alten Idealen blieb.
"In diesem Milieu der Freiheitlichen Partei gab es so etwas wie eine Opferhaltung, nämlich wir werden verfolgt, wir werden nicht richtig anerkannt, wir gelten als die Outcasts der Gesellschaft. "
Mit Eltern, die schon Außenseiter sind, erübrigen sich vielleicht die Ablösungsprozesse, über die Heranwachsende sich vorübergehend quasi zu Außenseitern der Familie machen
"In diesem Milieu konnten sich über die Familien auch diese Haltungen tradieren, so dass die Kinder von Kindern, oder Freunde, Bekannte etc. Es ist ja wenn man sozusagen die Freiheitlichen Urgesteine heute fragt, und mit Urgestein mein ich nicht das Alter, sondern es sind oft die 30-40jährigen, 20jhrigen, dann erfährt man, dass der Vater oder Großvater illegaler Nazi war. Das ist wahnsinnig häufig. Die Freiheitliche Partei ist ein richtiges Biotop glaub ich. "
Das Ritual der Provokation durch Nazi-Sager wird der österreichischen Öffentlichkeit noch erhalten bleiben. Jörg Haiders in die Hoffnungsfarbe Orange gekleidetes "Bündnis Zukunft Österreich", gedacht als grundgereinigte Variante der alten FPÖ, muss als erstes den Rücktritt eines BZÖ-Bundesrates wegen solcher Sprüche verzeichnen. Auf orange sieht man die alten Flecken sogar noch besser.