Das traditionelle Forschungsgebiet in der Arbeitsmedizin ist die Toxikologie. Hier untersucht man stoffliche Belastungen der Arbeitnehmer zum Beispiel durch Lösungsmittel. Zunehmend geraten nun psychologische Aspekte ins Blickfeld der Arbeitsmedizin, ausgelöst durch die enormen Umbrüche in der modernen Arbeitswelt, so die Arbeitsmedizinerin Professor Renate Wrbitzky von der Medizinischen Hochschule Hannover: "Das ist zum Beispiel da zu sehen, wo früher mehrere Personen in einer Gruppe an einer Maschine gearbeitet haben, und heute ein einzelner steht, der seine Bildschirme überwacht. Das ist ein typischer Arbeitsplatz, der als monoton einzustufen ist. Hier ergeben sich Probleme zum Beispiel durch Unterforderung." Der Siegeszug des Computers im Arbeitsalltag lässt die Kommunikation mit Kollegen auf ein Minimum schrumpfen - die Folge ist soziale Vereinsamung. Auf der anderen Seite stehen mehr Stress, mehr Belastungen und mehr Verantwortung - eine Entwicklung, die arbeitsmedizinisch ausgelotet werden will.
Drittmittel, etwa von den Berufsgenossenschaften, fließen aber nur spärlich, dabei müssten nach Ansicht der Wissenschaftlerin gerade die Unfallversicherungen größtes Interesse an arbeitsmedizinischen Fragestellungen haben. Auch an den Hochschulen fristet die Arbeitsmedizin ein untergeordnetes Dasein, obwohl das Fach laut Approbationsordnung gelehrt und geprüft werden muss. Doch nur an 28 der 37 medizinischen Fakultäten in Deutschland gibt es arbeitsmedizinische Abteilungen.
[Quelle: Michael Engel]