Kaltes, klares Wasser. Bald ein Luxus? Hoffentlich nicht. Doch dafür müssen auch die Länder der EU hart am Schutz des Wassers arbeiten. Besonders in Belgien ist klares Wasser ein Problem. Fehlende Klärsysteme und eine viel zu intensive Landwirtschaft belasten die Qualität des Wassers. Besonders dramatisch zeigt sich die Situation in Brüssel – der Stadt, die ihren Fluss vergessen hat.
Die Pariser feiern an den Ufern der Seine, in Wien verliebt man sich an der Donau und in London schippern die Boote auf der Themse auf und ab. Und in Brüssel? Weit und breit keine Spur von Fluss-Romantik. Und doch! Einen Wasserlauf hat Brüssel auch. Und was für einen. Senne heißt der kleine Fluss, der sechs Kilometer lang quer durch Brüssel fließt. Doch gesehen hat die Senne kaum jemand. Selten auch jene Brüsseler, die sich heute noch an die Senne erinnern:
Wie bitte ? Ach ja – der Fluss! Da muss ich an Paris denken! Die Seine in Paris? Die Theaterszene? Oder? Das ist doch da, wo die Boote fahren! Die Senne, die kenne ich vom Namen her. Das ist alles!
Die Senne ist den Brüsselern aus den Augen, aus dem Sinn. Dabei war sie einst ein lebendiger Flusslauf mit Fischen und grünen Ufern:
Heute ist die Senne tot, giftig. Die Senne ist eigentlich ein Abflusskanal. Sie stinkt so erbärmlich, dass man sie eingemauert hat.
Erklärt Olivier Goubault, Biologe und Aktivist der Gruppe "Grenzenlose Schelde". Kaum eine chemische Substanz, kaum ein Giftstoff, den die Senne nicht mit sich führt. Schließlich landen die Abwässer und Fäkalien von 1,5 Millionen Menschen in dem kleinen Fluss. Das Meiste davon ungefiltert und ungeklärt. Da half auch keine Schelte der Europäischen Union. Das Thema Abwasser erhielt wenig Aufmerksamkeit belgischer Politiker. Didier Gosuin, seit 1989 Umweltminister der Region Brüssel:
Als ich das Dossier übernommen habe, musste ich feststellen, dass der belgische Staat nichts in Punkto Abwasserklärung unternommen hatte. So übernahm ich ein leeres Dossier. Doch ein generelles Problem in Belgien scheint, dass Brüssel das ungeliebte Kind ist. Während Jahren hat sich niemand um die Stadt gekümmert.
Immerhin: Nach langen, ungeklärten Jahren baute Brüssel im August 2000 eine Kläranlage. Doch den allgemeinen Vorschriften der Europäischen Union für saubere Abwässer wird diese Anlage nicht gerecht. Olivier Goubauld:
Die Baupläne wurden vor 20 Jahren gemacht. Wenn sie heute ein Auto nach 20 Jahre alten Plänen bauen, ist das Auto sicher nicht sehr leistungsstark. Das ist das Gleiche mit einer Kläranlage. Wenn sie heute eine Kläranlage nach 20 Jahre alten Plänen bauen, wird sie nicht sehr leistungsstark sein.
Verantwortliche für diesen "ungeklärten Fall" zu finden, das ist wie ein Katz- und Mausspiel. Didier Gosuin:
Das liegt in der Verantwortung des belgischen Staats, der in den 70er und 80er Jahren nicht realisiert hat, dass die Abwässerklärung ein Umweltproblem ist.
Mittlerweile liegen nun die Pläne zum Bau einer zweiten Kläranlage vor. Bis 2006 soll diese dann die restlichen 70% der Brüsseler Abwässer klären. So zumindest der Wunsch des Ministers.
Doch klares Wasser ist nicht nur für Brüssel ein Problem. In ganz Belgien und auch in den meisten Ländern der Europäischen Union ist Abwasserpolitik ein heikles Thema. Eine aktuelle Studie des "World Wide Fund for Nature", kurz WWF, bringt erschreckende Ergebnisse: Über 70% der europäischen Gewässer seien verschmutzt. Betroffen sind nicht nur die Oberflächengewässer wie Flüsse und Seen. Auch das Grundwasser ist in Gefahr. Besonders in Belgien. Philippe Weiler, Leiter der belgischen Sektion des WWF-Wasserprojektes: -- Da denke ich vor allem an den landwirtschaftlichen Sektor. Die Verschmutzung durch Stickstoffe und Pestizide ist hier sehr groß. Das ist für Belgien ein riesiges Problem. Und die Lage ist ernst. Ernster als in anderen europäischen Ländern.
Einen Lichtblick gibt es aber: Die EU erklärte ganz Belgien zu einer sensiblen Wasserschutzzone mit strengeren Richtlinien und Kontrollen. Bis 2009 und spätestens 2015 müssen 100% der Abwässer geklärt werden. Sicherlich utopisch – doch das Bewusstsein, "Wasser" als Lebensquelle zu schützen, ist mittlerweile auch in Belgien vorhanden.
Die Pariser feiern an den Ufern der Seine, in Wien verliebt man sich an der Donau und in London schippern die Boote auf der Themse auf und ab. Und in Brüssel? Weit und breit keine Spur von Fluss-Romantik. Und doch! Einen Wasserlauf hat Brüssel auch. Und was für einen. Senne heißt der kleine Fluss, der sechs Kilometer lang quer durch Brüssel fließt. Doch gesehen hat die Senne kaum jemand. Selten auch jene Brüsseler, die sich heute noch an die Senne erinnern:
Wie bitte ? Ach ja – der Fluss! Da muss ich an Paris denken! Die Seine in Paris? Die Theaterszene? Oder? Das ist doch da, wo die Boote fahren! Die Senne, die kenne ich vom Namen her. Das ist alles!
Die Senne ist den Brüsselern aus den Augen, aus dem Sinn. Dabei war sie einst ein lebendiger Flusslauf mit Fischen und grünen Ufern:
Heute ist die Senne tot, giftig. Die Senne ist eigentlich ein Abflusskanal. Sie stinkt so erbärmlich, dass man sie eingemauert hat.
Erklärt Olivier Goubault, Biologe und Aktivist der Gruppe "Grenzenlose Schelde". Kaum eine chemische Substanz, kaum ein Giftstoff, den die Senne nicht mit sich führt. Schließlich landen die Abwässer und Fäkalien von 1,5 Millionen Menschen in dem kleinen Fluss. Das Meiste davon ungefiltert und ungeklärt. Da half auch keine Schelte der Europäischen Union. Das Thema Abwasser erhielt wenig Aufmerksamkeit belgischer Politiker. Didier Gosuin, seit 1989 Umweltminister der Region Brüssel:
Als ich das Dossier übernommen habe, musste ich feststellen, dass der belgische Staat nichts in Punkto Abwasserklärung unternommen hatte. So übernahm ich ein leeres Dossier. Doch ein generelles Problem in Belgien scheint, dass Brüssel das ungeliebte Kind ist. Während Jahren hat sich niemand um die Stadt gekümmert.
Immerhin: Nach langen, ungeklärten Jahren baute Brüssel im August 2000 eine Kläranlage. Doch den allgemeinen Vorschriften der Europäischen Union für saubere Abwässer wird diese Anlage nicht gerecht. Olivier Goubauld:
Die Baupläne wurden vor 20 Jahren gemacht. Wenn sie heute ein Auto nach 20 Jahre alten Plänen bauen, ist das Auto sicher nicht sehr leistungsstark. Das ist das Gleiche mit einer Kläranlage. Wenn sie heute eine Kläranlage nach 20 Jahre alten Plänen bauen, wird sie nicht sehr leistungsstark sein.
Verantwortliche für diesen "ungeklärten Fall" zu finden, das ist wie ein Katz- und Mausspiel. Didier Gosuin:
Das liegt in der Verantwortung des belgischen Staats, der in den 70er und 80er Jahren nicht realisiert hat, dass die Abwässerklärung ein Umweltproblem ist.
Mittlerweile liegen nun die Pläne zum Bau einer zweiten Kläranlage vor. Bis 2006 soll diese dann die restlichen 70% der Brüsseler Abwässer klären. So zumindest der Wunsch des Ministers.
Doch klares Wasser ist nicht nur für Brüssel ein Problem. In ganz Belgien und auch in den meisten Ländern der Europäischen Union ist Abwasserpolitik ein heikles Thema. Eine aktuelle Studie des "World Wide Fund for Nature", kurz WWF, bringt erschreckende Ergebnisse: Über 70% der europäischen Gewässer seien verschmutzt. Betroffen sind nicht nur die Oberflächengewässer wie Flüsse und Seen. Auch das Grundwasser ist in Gefahr. Besonders in Belgien. Philippe Weiler, Leiter der belgischen Sektion des WWF-Wasserprojektes: -- Da denke ich vor allem an den landwirtschaftlichen Sektor. Die Verschmutzung durch Stickstoffe und Pestizide ist hier sehr groß. Das ist für Belgien ein riesiges Problem. Und die Lage ist ernst. Ernster als in anderen europäischen Ländern.
Einen Lichtblick gibt es aber: Die EU erklärte ganz Belgien zu einer sensiblen Wasserschutzzone mit strengeren Richtlinien und Kontrollen. Bis 2009 und spätestens 2015 müssen 100% der Abwässer geklärt werden. Sicherlich utopisch – doch das Bewusstsein, "Wasser" als Lebensquelle zu schützen, ist mittlerweile auch in Belgien vorhanden.