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Ben Bernanke tritt ab
"Einer der besten Vorsitzenden der Fed"

Seine Amtszeit war vor allem durch eines geprägt: die Finanzkrise. Als Chef der US-Notenbank musste Ben Bernanke viele Entscheidungen treffen. Dazu gehört auch die ultralockere Geldpolitik. Heute Abend leitet Bernanke zum letzten Mal die Sitzung der US-Notenbank.

Von Marcus Pindur | 29.01.2014
    Ben Bernanke, Vorsitzender der Federal Reserve Bank, ist von der Seite zu sehen.
    Ben Bernanke ist vor kurzem 60 Jahre alt geworden (dpa / Jim Lo Scalzo)
    Sein Name wird immer verbunden sein mit der größten Wirtschaftskrise seit der Großen Depression in den 30er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Ben Bernanke stand vor der Herausforderung, eine globale Finanzkrise mit einer anschließenden Rezession zu bewältigen.
    Der ehemalige Finanzminister unter George Bush, Henry Paulson, ist der Ansicht, dass Bernankes Umsicht 2008 und 2009 dazu beigetragen hat, die USA und die Weltwirtschaft vor weit Schlimmerem zu bewahren.
    "Ich glaube, er wird als einer der besten Vorsitzenden der Federal Reserve Bank aller Zeiten in die Geschichte eingehen. Er hat harte, mutige und manchmal unpopuläre Entscheidungen getroffen. Sie waren meiner Ansicht nach notwendig, um eine zweite Große Depression zu verhindern."
    Viele Ökonomen loben Bernankes unkonventionelle Herangehensweise, zum Beispiel als dieser die großen Investmentbanken kurzerhand zu normalen Banken erklärte, um ihnen Geld leihen zu können. Jacob Kierkegaard, Wirtschaftswissenschaftler am Peterson Institute for International Economics.
    "Es ist ganz klar, dass Ben Bernanke als Zentralbanker Dinge gemacht hat, die nie jemand vor ihm gemacht hat. Er hat die Geldmenge dramatisch ausgeweitet. Er hat mit sehr aggressiven Maßnahmen verhindert, dass Banken und das Finanzsystem kollabiert sind. Und das beruht ganz klar auf seinem tiefen Wissen darüber, was in den 30er-Jahren im amerikanischen Finanzsystem falsch gemacht wurde."
    Ein Fehler wird Bernake jedoch auch angelastet: Die Pleite der Investmentbank Lehman Brothers. Sie zog eine Panik an den Finanzmärkten nach sich, und erst die Änderung der Regeln, nach denen die Zentralbank Geld verleihen durfte, erlaubte es Bernanke, den anderen Investmentbanken und dem Versicherungskonzern AIG mit Krediten unter die Arme zu greifen.
    Rückblickend sieht Bernanke die Lehman-Pleite ebenfalls als Fehler an.
    "Viele Leute sagten damals: Lass sie pleitegehen, das ist in Ordnung, der Markt wird das bereinigen. Ich hatte damals schon ein ungutes Gefühl. Und der Fall Lehman zeigt, dass man keine große international tätige Firma mitten in einer großen Finanzkrise in Konkurs gehen lassen kann."
    Im Gefolge der Finanz- und Wirtschaftskrise pumpte Bernanke jeden Monat 85 Milliarden Dollar in die Wirtschaft, durch den Ankauf von Staatsanleihen und Immobilienwertpapieren, das sogenannte Quantitative Easing. Dadurch wurden der amerikanische Hausmarkt gestützt und die Zinsen niedrig gehalten. Kritiker warnten vor einer Spekulationsblase durch zu viel billiges Geld auf dem Markt.
    Bernanke kündigte vor drei Monaten an, diese Politik angesichts des beharrlichen Wirtschaftswachstums und der sinkenden Arbeitslosenzahlen zurückzufahren. Die Wertpapierankäufe sollen um zehn Milliarden Dollar pro Monat verringert werden, eine Aufgabe, die jetzt seine Nachfolgerin Janet Yellen übernimmt.