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Benedikt XVI. in Deutschland

Papst Benedikt XVI. besucht vier Tage lang seine Heimat und absolviert schon am ersten Tag ein straffes Programm in der Hauptstadt. Doch die Stimmung der Menschen schwankt zwischen freudvoller Erwartung und Ablehnung.

Von Katharina Hamberger, Blanka Weber und Matthias Gierth | 21.09.2011
    Die Glocken der Sankt Johannes-Basilika in Neukölln. Das Gotteshaus gehört zur päpstlichen Nuntiatur Berlin - der diplomatischen Vertretung des Heiligen Stuhls in Deutschland. Hier wohnt Papst Benedikt XVI. während seines Besuchs in der Bundeshauptstadt. Viel Zeit verbringt er dort allerdings nicht, schon morgen, am ersten Tag seines viertägigen Aufenthalts, bewältigt er ein straffes Programm.

    Bundespräsident Christian Wulff begrüßt das katholische Kirchenoberhaupt bei seiner Ankunft in Berlin; und nach einem Treffen mit Bundeskanzlerin Angela Merkel geht es am späten Nachmittag in den Deutschen Bundestag, wo Benedikt als Staatsoberhaupt des Vatikans eine Rede halten wird.

    "Ich freue mich besonders auf Berlin, wo es viele Begegnungen geben wird und freu' mich natürlich besonders auf die Rede im Bundestag und den großen Gottesdienst, den wir im Olympiastadion feiern dürfen."

    Die Erwartungen der Abgeordneten an den Inhalt der Rede sind unterschiedlich – wenn sie denn überhaupt im Plenarsaal anwesend sein werden. Denn rund 100 Abgeordnete der Linkspartei und der SPD wollen der Rede fern bleiben. Damit der Papst aber nicht zu viele leere Plätze sieht, wollen die Sozialdemokraten diese mit ehemaligen Mitgliedern auffüllen.

    Auf jeden Fall dabei: Wolfgang Thierse - SPD-Politiker und Vizepräsident des Bundestags. Der Katholik sagt, man solle nicht zu viel vom Papstbesuch erwarten und den Pontifex nicht überfordern. Thierse wünscht sich ...

    " ... dass er über Grundlagen eines friedlichen Zusammenlebens in einer Welt voller Widersprüche und Gegensätze spricht und dass er auch über die geistigen und moralischen Grundlagen Europas spricht, weil der Zusammenhalt einer Gesellschaft, eines Kontinents, eines Globus nicht durch die Kräfte des Marktes, des Geldes und auch nicht durch die des Rechts alleine gewahrt werden kann."

    Dass Benedikt XVI. zum Beispiel das Thema Kindesmissbrauch anspricht, davon geht Wolfgang Thierse nicht aus. Dieses Thema gehört seiner Ansicht nach nicht in den Deutschen Bundestag, sondern müsse außerhalb diskutiert werden.

    "Der Papst ist der Oberhirte von mehr als einer Milliarde Menschen. Und zwar aus allen sozialen Schichten, von Menschen mit unterschiedlicher Hautfarbe, weltweit umspannt. Und ich denke, dass er uns gute Impulse geben kann für Fragen des Zusammenlebens von Religionen, von unterschiedlichen Kulturen."

    Gerda Hasselfeldt ist Landesgruppenchefin der CSU und war Anfang des Jahres zu Gast im Vatikan. Dort konnte sie mit dem Papst sprechen, allerdings nicht über seine Rede im deutschen Parlament.

    "Nein, er hat natürlich dazu inhaltlich nichts gesagt, aber ich war sehr beeindruckt von seiner herzlichen Verbindlichkeit, seiner Offenheit und der Gelegenheit, einfach zuzuhören – das hat mich sehr beeindruckt."

    Sie hält es dann auch wie der Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Volker Kauder, der sich von Benedikt XVI. überraschen lassen will.

    "Ich erwarte, dass er etwas zum Thema Religion, dass er etwas zum Thema Ökumene, Zusammenarbeit, der Religionen in unserem Land sagt. Und dass er auch etwas dazu sagt, was in unserer heutigen Zeit wichtig ist, Schutz des Lebens und Eintreten für verfolgte Minderheiten und da speziell verfolgte Christen."

    Die Grünen dagegen wollen nicht so handzahm sein. Sie wollen die Aufmerksamkeit des Papstes auf ein bestimmtes Thema lenken und haben durchgesetzt, dass heute, am Vorabend der Rede Benedikts XVI., im Parlament über einen Gesetzentwurf zur Gleichstellung der Ehe von Homosexuellen beraten wird. Das spiegelt sich auch in den Erwartungen der Grünen-Vorsitzenden Claudia Roth an den Papst wider.

    "Ich glaube, dass er durchaus mit Werten, die er vertritt, Impulse setzen kann, und das ist ganz sicher, wenn es um die Bekämpfung von der Armut geht, auch in einem der reichsten Länder der Welt. Man hat auf die Bitte des Papstes nicht positiv reagiert, Flüchtlinge aus Afrika auch bei uns aufzunehmen, also da kann er ruhig mal ein bisschen heftiger einfordern, aber er sollte eben tunlichst wissen, dass wir hier eine moderne, eine vielfältige, eine tolerante, eine weltoffene Demokratie sind und dass das auch zu Kontroversen führt gegenüber dem, was er und die katholische Kirche vertritt, wenn es um die Nichtanerkennung gleichgeschlechtlicher Lebensformen geht, wenn es darum geht, nach wie vor Verhütungsmittel zu tabuisieren, ich glaube das hat einfach mit den Realitäten dieser Welt nichts mehr zu tun."

    Roths Parteikollege Hans-Christian Ströbele gehört zu denjenigen, die mit dem Auftritt des deutschen Papstes im Deutschen Bundestag nicht einverstanden sind. Ob er ihm trotzdem zuhören oder zur Rede den Plenarsaal demonstrativ verlassen wird, will der streitbare Grüne noch nicht verraten.

    "Er kann 'ne Messe halten, auf'm Rasen irgendwo, in der Kirche oder meinetwegen auch im Olympiastadion, aber dass er im Deutschen Bundestag feierlich eine Rede hält als Heiliger Vater, das halte ich nicht für richtig. Er ist das geistliche Oberhaupt einer Kirche, die Trennung von Kirche und Staat ist eine der Grundlagen unserer verfassungsmäßigen Ordnung."

    Andere Bundestagsabgeordnete haben schon angekündigt, zur Papstrede sicher nicht im Bundestag erscheinen zu wollen - unter anderem der Plauener SPD-Abgeordnete Rolf Schwanitz – Sprecher der "Sozialen und demokratischen Laizistinnen und Laizisten" – eine Vereinigung von SPD-Mitgliedern, die, wie sie selbst auf ihrer Homepage schreiben, für eine klare Trennung von Kirche und Staat eintreten. Wie Ströbele ist auch er der Ansicht, dass die Ansprache des katholischen Kirchenoberhauptes im Widerspruch zum weltanschaulichen und religiösen Neutralitätsgebot des Staates steht.

    "Der zweite Grund hängt damit zusammen, wo dogmatische Positionierungen des Papstes laufen, die ich nicht teile, das ist im Bereich von Frauenrechten zum Beispiel, das ist bei sexueller Orientierung der Menschen, aber das ist auch bei Fragen des Stellenwertes von Demokratie und der Anerkennung von Demokratie. Und zum Dritten liegt meine Ablehnung auch begründet in dem ganzen Zirkus, der hier im Parlament mit der Papstrede im Zusammenhang steht."

    Wie so mancher der Parlamentarier ärgert sich auch der SPD-Politiker, dass für den Besuch des Papstes der Sitzungsplan verändert und die wichtige Schlussabstimmung über den Eurorettungsschirm nach hinten, auf Donnerstag kommender Woche verschoben werden musste.

    Die Situation der katholischen Kirche in Deutschland, auf die Papst Benedikt XVI. bei seinem Besuch stößt, ist zwar weniger dramatisch als auf dem Höhepunkt der Missbrauchskrise vor einem Jahr. Trotzdem ist die Lage angespannt. Erst vor wenigen Wochen sind neue Austrittszahlen bekannt geworden. Danach haben im Jahr 2010 mehr als 181.000 Katholiken ihrer Kirche den Rücken zugekehrt, fast 50 Prozent mehr als 2009.

    Längst treten nicht mehr nur jüngere, kirchenferne Katholiken aus. Es sind häufig langjährig engagierte Gläubige, die die Hoffnung auf Reformen in ihrer Amtskirche aufgegeben haben. Wer heute die katholische Kirche verlässt, hat in der Regel einen längeren Entfremdungsprozess hinter sich. Ein besonders enttäuschendes Ereignis gibt dann den letzten Ausschlag.

    Für viele Austrittswillige ist der Missbrauchsskandal ein solches Ereignis gewesen. Das Jahr 2010 stand in Deutschland ganz unter dem Zeichen dieser Krise.

    Um die tief sitzende Resignation ihrer Mitglieder wenigstens ansatzweise auffangen zu können, benötigte die katholische Kirche in den Gemeinden ausreichend Seelsorger. Doch die Zahl der Welt- und Ordenspriester sinkt in Deutschland seit Langem kontinuierlich. Insgesamt gab es im Jahr 2010 noch rund 15.000 Priester, vor 20 Jahren waren es fast 20.000.

    Als Antwort auf den Rückgang an Priestern und Gemeindemitgliedern haben die meisten deutschen Diözesen umfangreiche Strukturreformen durchgeführt. Vielerorts wurden Kirchengemeinden zusammengelegt. Doch die XXL-Pfarreien schaffen ihrerseits Frust: Die Menschen erleben ihre Priester immer weniger als ansprechbereite Seelsorger. Auch viele Priester sind mit dieser Situation offenkundig unzufrieden.

    Um diese Unzufriedenheit beim Klerus und in den Gemeinden aufzufangen, hat die deutsche Bischofskonferenz im Sommer einen Dialogprozess gestartet. Auf Bistumsebene und bei über-diözesanen Treffen sollen die Sorgen und Nöte der Katholiken in Deutschland zur Sprache kommen und es soll gemeinsam nach Auswegen gesucht werden.

    Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Freiburgs Erzbischof Robert Zollitsch, stellte die Ziele des Dialogprozesses in einem Hirtenbrief zum Auftakt so dar:

    "Viele Fragen treiben uns um: Wo stehen wir? Wofür stehen wir? Wohin gehen wir? Wir wollen darüber noch mehr ins Gespräch kommen, uns gegenseitig zuhören und von dem erzählen, was uns bewegt, was uns die Zuversicht nimmt, was uns Kraft gibt und Hoffnung schenkt."

    Den Bischöfen schwebte vor, Antworten auf die von ihnen ausgemachte "Gottes- und Glaubenskrise" zu geben. Für viele andere Gesprächsteilnehmer stand bei der Auftaktveranstaltung zum Dialogprozess im Juli in Mannheim jedoch eine ganz andere Krise im Mittelpunkt: die der Kirche. Viele Gläubige fordern beispielsweise einen anderen Umgang der katholischen Kirche mit homosexuellen Menschen und wiederverheirateten Geschiedenen. Sie plädieren für die Abschaffung des Zölibats und die Zulassung von Frauen zu den Weiheämtern.

    Für diese Vorstöße fand sich in der Bischofskonferenz erwartungsgemäß keine Mehrheit. So stellten etwa Joachim Kardinal Meisner aus Köln oder Franz-Josef Overbeck aus Essen klar, dass solche Forderungen gesamtkirchliche Auswirkungen hätten und damit nur von Rom entschieden werden könnten.

    Beobachter wie der Freiburger Religionssoziologe Michael Ebertz warnen deshalb vor dem Risiko, dass ...

    " ... den Menschen, die nun gewissermaßen zum letzten Mal Hoffnung auf Veränderungen in der Kirche schöpfen, noch der letzte Atem genommen wird."

    Der Gesprächsprozess, der auf fünf Jahre angelegt ist, könnte so am Ende noch mehr Austritte nach sich ziehen, wenn es nicht zu substanziellen Veränderungen innerhalb der katholischen Kirche kommt.

    Während es weltweit etwa 1,1 Milliarden Katholiken gibt, stellen sie in Deutschland mit 24,6 Millionen nicht mehr ganz ein Drittel der Bevölkerung. Lediglich 17 Prozent von ihnen bezeichnen sich als "gläubige kirchennahe" Katholiken. Gut drei Millionen Katholiken besuchen jeden Sonntag einen Gottesdienst. Die Deutsche Bischofskonferenz sieht das als …
    " ... eine Zahl, die sich neben Teilnehmerzahlen sonstiger Veranstaltungen wie Sport oder Museumsbesuch sehen lassen kann."

    Aber gut drei Millionen Gottesdienstbesucher bedeuten eben auch: Mehr als 21,5 Millionen deutsche Katholiken suchen am Sonntag keinen Kontakt mehr zu ihrer Gemeinde.

    Auch darin offenbart sich ein Bedeutungsverlust, über den kein noch so groß angelegter Weltjugendtag wie in Köln vor sechs Jahren oder der jetzige Papstbesuch mit Massengottesdiensten hinwegtäuschen kann.

    Das zeigt sich auch beim Einfluss der katholischen Kirche im politischen Berlin. Zwar ist die Rolle der katholischen wie auch der evangelischen Kirche im sozialen Gefüge des Wohlfahrtsstaates anerkannt. Aber die Säkularisierung schreitet allerorten voran. Ganz gleich ob Stammzellforschung, Patientenverfügung oder Spätabtreibung – die Zeiten sind vorbei, da katholische Positionen die Gesetzgebung wesentlich mitgeprägt haben. Überzeugte Katholiken unter den Abgeordneten sind seltener geworden.

    Ohnehin werden die Christen im Konzert der vielen weltanschaulichen, multireligiösen Chöre mittlerweile entweder gemeinsam wahrgenommen oder eben nicht mehr.

    Die Gemeinden vor Ort leben vielfach längst eine Ökumene von unten und haben sich von der Kirchenhierarchie abgekoppelt.

    Am Freitag wird der Pontifex im Osten Deutschlands erwartet – in Thüringen, wo die Menschen – wenn religiös - überwiegend protestantisch sind. Eine Ausnahme ist der katholische Landkreis Eichsfeld, am Rande des Bundeslandes - zwischen Niedersachsen und Hessen gelegen. Dort wird der Papst eine Wallfahrtskapelle aufsuchen - in Etzelsbach, einem kleinen Ort, der auf einer Landkarte nur schwer zu finden ist.

    Ein Sonntagmorgen in einem Dorf der Umgebung. Die kleine evangelische Kirche in Wintzingerode füllt sich nur schleppend. Eine alte Dame mit Gehhilfe nimmt leise Platz. Die Pfarrerin hat schon begonnen.

    Pfarrerin Cornelia Feja ist seit elf Jahren für die Gemeinde Worbis zuständig.

    "Zu Worbis gehört Wintzingerode, Kirchohmfeld und Kaltohmfeld und noch einige katholische Dörfer, in denen evangelische auch wohnen."

    Die sympathische blonde Frau redet offen, sie weiß, dass sie im katholischen Umfeld eher eine Ausnahme ist, also zur protestantischen Minderheit gehört.

    Zehn bis 15 Menschen sitzen in ihrem Sonntagsgottesdienst. Beim katholischen Kollegen nebenan ist es das Zehnfache.

    Das Eichsfeld - war fast immer katholisch, auch wenn es im 16. Jahrhundert Versuche gab, im Landkreis den Protestantismus zu verankern. Nach dem Zweiten Weltkrieg haben die Alliierten die Region geteilt. Duderstadt gehörte fortan zur damaligen BRD. Die Gemeinden Heiligenstadt, Leinefelde, Worbis und eben auch Wintzingerode zur damaligen DDR, wo die Sozialistische Einheitspartei SED krampfhaft versuchte Fuß zu fassen. Im Eichsfeld lange Zeit erfolglos, denn die ostdeutsche CDU war hier stark und der katholische Glaube auch. Kein Wunder also, dass die Region wegen des Papstbesuchs sprichwörtlich Kopf steht.

    "Ich begrüße es, dass durch den Papstbesuch die weithin in Deutschland unbekannte Region Eichsfeld bekannt wir"

    , sagt Pfarrerin Feja. Sie verschweigt aber nicht, dass der Besuch Benedikts XVI. durchaus umstritten ist. Die Pfarrerin wird nicht dabei sein. Sie möchte weder Teil der Pilgermassen sein, noch – erklärt sie – kritiklos in den Jubel über die Papstvisite einstimmen.

    "Wünschen würde ich mir, dass neben dem ganzen Trubel und dem einen Thema Inhalte des christlichen Glaubens angesprochen werden. Dass wir als Christen bei den Konfessionen ebenbürtig ins Gespräch kommen. Die Frage: Gibt es Ökumene wirklich?"

    Das dürfte auch Thema beim Gespräch Benedikts mit Vertretern der evangelischen Kirche im Erfurter Augustinerkloster werden. Dort, wo Martin Luther – der protestantische Reformator und Bibelübersetzer - gelebt und gepredigt hat.

    "Ich wünsche mir, dass der Ketzerbann von Dr. Martin Luther genommen wird, dass wir als evangelische Kirche akzeptiert werden und ein Weg zur Abendmahlgemeinschaft möglich wird"

    Dass der Besuch des katholischen Oberhauptes eine Chance sein kann, bestreitet niemand in Eichsfeld. Doch für wen oder was? Fragen sich auch (katholische) Pfarrer wie Martin Montag.

    "Evangelisch, katholisch, das ist kaum noch vorhanden. Wir sagen an manchen Stellen gibt es – wenn man gut denkt – zehn Prozent Christen."

    Dabei kann sich das Eichsfeld nicht beklagen. 300 Menschen kamen allein in die Frühmesse und zum katholischen Hochamt am Sonntagvormittag. Das ist ein Viertel des 1.200-Seelen-Ortes Beuren. Dort ist Martin Montag der katholische Pfarrer, und er hat Träume – kirchenrevolutionärer Art:

    "Es ist ja nicht verboten, dass man Träume hat. Ich stell' mir das jetzt so vor: Die Marienvesper in Etzelsbach geht zu Ende. Die Leute rüsten sich schon so ein bisschen zum Aufbruch und dann sagt der Papst auf einmal: Wartet 'mal noch einen Moment, ich hab' noch was zu sagen! Und dann sagt er, ich hab' mir überlegt, wir sollten in der Kirche doch auch Frauen als Priesterinnen zulassen."

    "Sie können sich gar nicht vorstellen, was dann passiert. Dann kreischen die Ministranten und Ministrantinnen so wie beim Beatles-Konzert."

    Das wäre was, sagt der katholische Priester. Eine Perspektive vor allem für Frauen in seiner Kirche, in der viele Laien immer wieder beklagen, dass man den Frauen den Weg ins Priesteramt versperrt. Die Basis, führt Pfarrer Montag aus, wünsche sich endlich Mitspracherecht auf Augenhöhe. Auch das sei Seelsorge.

    "Also ich hab' mal eine gefragt, eine junge Frau, die hat Theologie studiert, da hab' ich ihr gesagt, jetzt ist gerade wieder eine Pfarrstelle freigeworden. Haben Sie sich schon beworben? Da hat sie böse geguckt, weil sie weiß, da kann ich mich gar nicht drauf bewerben, weil es kein Priesteramt für Frauen gibt. Noch nicht. Leider Gottes. Aber das wird's noch geben. Ob ich es noch erlebe, das weiß ich nicht. Aber es wird es noch geben. Da bin ich sicher."

    Am Freitag kommt Papst Benedikt XVI. in die kleine Wallfahrtskapelle Etzelsbach, um mit schätzungsweise 60.000 Gläubigen eine Marienvesper zu feiern. Die entlegene Kapelle reiht sich in die traditionellen Wallfahrtsorte des Eichsfeldes ein, dort, wo die Menschen seit Jahrhunderten den katholischen Glauben hochhalten, egal, welcher politischen Zeit sie ausgesetzt waren.

    Die Menschen in der Region freuen sich auf den Papst, auf ihren Papst, doch zujubeln werden ihm nicht alle. Der katholische Pfarrer der gut besuchten Eichsfelder Dorfkirche in der Nachbarschaft glaubt fest an einen Wandel seiner Amtskirche. Martin Montag hofft – wie er sagt - auf die positive Kraft des Heiligen Geistes:

    "Also es ist in der ganzen Kirchengeschichte auf Dauer gesehen, noch nie gelungen, das Wirken des Heiligen Geistes zu unterdrücken. Das ist auch eine Frage von perspektivischer Freiheit."