Montag, 20. Mai 2024

Sudan
Human Rights Watch: Ethnische Säuberungen in Darfur

Human Rights Watch sieht Anzeichen für einen möglichen Völkermord in der sudanesischen Region West-Darfur. In einem Bericht wirft die Menschenrechtsorganisation der Miliz Rapid Support Forces (RSF) und deren Verbündeten ethnische Säuberungen vor. Ein Überblick über die Lage in dem ostafrikanischen Land.

11.05.2024
    Ein ausgebranntes Auto steht auf einem völlig zerstörten ehemaligen Marktplatz in der Stadt Al-Faschir in der sudanesischen Region Darfur nach einem Luftangriff.
    Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch befürchtet einen Völkermord in West-Darfur. (AFP / -)
    Bei Angriffen der RSF und verbündeter Milizen in West-Darfur wurden demnach von April bis November 2023 Tausende Menschen getötet und Hunderttausende als Flüchtlinge zurückgelassen. Human Rights Watch spricht von Verbrechen gegen die Menschlichkeit, die im Zusammenhang mit einer ethnischen Säuberungskampagne gegen die Volksgruppe der Massalit und andere nicht-arabische Bevölkerungsgruppen in West-Darfur begangen wurden.
    Das Ausmaß des Tötens führe zu der Frage, ob die RSF große Teile der Volksgruppe der Massalit töten wolle, so Human Rights Watch. Eine neue UNO-Mission zum Schutz von Zivilisten sowie Sanktionen seien dringend erforderlich.

    Rivalität zwischen Milizenführer und De-Facto Machthaber

    Die RSF kämpft seit mehr als einem Jahr gegen die Regierungstruppen im Sudan. Ihr Kommandeur Daglo liefert sich einen blutigen Machtkampf mit dem sudanesischen De-facto-Machthaber al-Burhan. Die beiden Männer hatten sich einst gemeinsam an die Macht geputscht. Schon kurz nach Beginn des Konflikts hatten die RSF und verbündete arabische Milizen von April bis Juni 2023 Dörfer der Volksgruppe der Massalit in El Geneina in West-Darfur gezielt angegriffen, heißt es in dem Bericht von HRW. Anfang November sei es zu einer weiteren Welle der Gewalt gekommen, darunter Vergewaltigungen, Folterungen und Plünderungen. Anfang Juni habe es ein Massaker an flüchtenden Massalit gegeben.

    Kampf um Kontrolle von Stadt El Fasher

    El Fasher, die Hauptstadt der sudanesischen Region Nord-Darfur, ist der letzte größere Ort, in dem Regierungstruppen noch weitgehend die Kontrolle haben. In den vergangenen Wochen sollen in der Umgebung mehr als zwei Dutzend Dörfer bei Kämpfen zerstört worden sein. Experten, Diplomaten und Hilfsorganisationen warnen: Der Kampf um die Kontrolle über El Fasher scheint allen Anzeichen nach bevorzustehen. Hunderttausende Menschen wären dann bedroht. Wenn die RSF die Kontrolle über die Stadt erhalte, dann sei ein weiteres Massaker programmiert, befürchtet die Fraueninitiative am Horn von Afrika, eine zivilgesellschaftliche Organisation.
    Nach Angaben der Vereinten Nationen hat der Krieg im Sudan die größte Flüchtlingskrise weltweit ausgelöst. Mehr als acht Millionen Menschen sind demnach auf der Flucht.
    Diese Nachricht wurde am 09.05.2024 im Programm Deutschlandfunk gesendet.