Freitag, 19. April 2024

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Berichterstattung über Datenschutzskandale
"Aufklärung ist das Beste, was wir machen können"

In der Berichterstattung über Datenskandale wird häufig von "Datenlecks" oder "Pannen" gesprochen. Doch oft seien diese Begriffe nicht zutreffend, sagte der Datenschutz-Professor Thorsten Strufe im Dlf. Dennoch würden Medien "nicht hysterisch" berichten: Das Thema erhalte gerade erst die Präsenz, die es verdiene.

Thorsten Strufe im Gespräch mit Christoph Sterz | 04.04.2018
    Kabel ragen aus einem Festplattenturm heraus
    Datenzentrum in Novosibirsk (dpa / Sputnik / Alexandr Kryazhev)
    Betrachte man die Fälle wie die von Gindr oder Facebook seien Begriffe wie "Datenlecks" oder "Datenpannen" nicht zutreffend, sagte Thorsten Strufe, Professor für Datenschutz und Datensicherheit an der Technischen Universität Dresden, im Interview mit @mediasres. Er forscht u.a. zu sozialen Netzwerken, mit Schwerpunkten auf Sicherheit, Privatsphäre und Stabilität.
    Bei Facebook wurden über 50 Millionen Nutzerdaten durch die Firma Cambridge Analytica abgegriffen und die Datingapp Grindr soll sensible Daten weitergegeben haben.
    Man könne nicht von Pannen sprechen, da es sich um Geschäftsmodelle handele: "Da steckt die Intention dahinter, dass man den Werbepartnern Informationen geben will, damit die besser werben können."
    "Eine ganz normale Situation"
    Es habe Schnittstellen gegeben, über die man Daten bekommen könne. Dass diese Daten auch von anderen genutzt werden, sei für Facebook "eine ganz normale Situation", meint Strufe: "Ein ganz normales Angebot, das auch jeder andere, der Apps in Facebook implementiert, ausnutzen kann."
    Es sei für das soziale Netzwerk demnach "soweit völlig in Ordnung", auch wenn aktuell etwas anderes behauptet werde, da man unter Druck gekommen sei. Aber das sei ein ganz normales Vorgehen, wie man es da erwarten würde.
    "Es herrscht da ein großes Unwissen"
    Auch wenn Medien nicht an jeder Stelle ausreichend informierten, so Strufe, sei die derzeitige Berichterstattung nicht hysterisch, sondern ganz im Gegenteil bekomme "das Thema erst jetzt die Präsenz, die es verdient", sagte Strufe.
    Es habe in der Vergangenheit immer wieder "Aufregermomente" hinsichtlich der Datensicherheit gegeben, danach sei das öffentliche Interesse dann allerdings immer wieder "verebbt". Zudem hätten sich die Bürger bislang zu wenig Gedanken darüber gemacht, dass sie selbst Verantwortung tragen, wenn sie persönliche Daten preisgeben: "Es herrscht da ein großes Unwissen." Nun würden die Menschen langsam darauf aufmerksam, dass die Situation eigentlich "schlecht" sei.
    "Aufklärung ist das Beste, was wir machen können", meint Strufe. Dem müssten die Medien nachkommen.
    Äußerungen unserer Gesprächspartner geben deren eigene Auffassungen wieder. Der Deutschlandfunk macht sich Äußerungen seiner Gesprächspartner in Interviews und Diskussionen nicht zu eigen.