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Berlin
Eine Cola für den Frieden

Jan Mihm verkauft Cola in Berlin. Keine gewöhnlich Cola, denn der Start-Up Gründer plant, den erwirtschafteten Profit seiner "Shukran"-Cola in Projekte in den palästinensischen Gebieten zu investieren. Bei vielen arabischen Verkäufern kommt das Getränk gut an - doch nicht alle Reaktionen sind positiv.

Von Vera Hummel |
    "Hallo guten Abend!"
    "N'abend!"
    "Ich bin der Jan und das ist die Shukran Cola, das ist eine neue Cola, die ich versuche hier in Neukölln und Kreuzberg zu etablieren, ich würde die dir einfach gerne dalassen, vielleicht gibst du sie deinem Chef oder Chefin und dann komm ich in ein paar Tagen noch mal vorbei und dann hören wir ob's passt."
    Jan Mihm ist wieder auf Tour. Wie jede Woche versucht der Start-Up Gründer seine Shukran Cola an Berliner Kioske und Bars zu verkaufen. Der dynamische 46-jährige plant, den erwirtschafteten Profit des Getränks in Projekte in den palästinensischen Gebieten zu investieren.
    "Shukran ist arabisch und es heißt Danke. Die Geste für das Bedanken ist die selbe Geste wie für den Friedenschluss: Man reicht sich die Hand und schüttelt sich die Hand. Das macht man wenn man sich bedankt und das macht man wenn man sich verträgt."
    Bei vielen arabischen Verkäufern kommt die Cola gut an. Doch die Reaktionen sind nicht immer so positiv und können sogar Ressentiments schüren.
    "Das ist ja allgemein leider so, dass man sobald man pro-palästinensisch ist wird man als anti-israelisch eingestuft. Das ist natürlich kompletter Quatsch, denn ich bin der Meinung, wer pro-palästina ist, ist ja langfristig auch pro Israel. Denn da besteht für mich gar kein Gegensatz, es ist eher so, dass wenn man positive wirtschaftliche Entwicklung und langfristig ne friedliche Entwicklung in der Region fördert, was ich ausdrücklich tue, dann ist man überhaupt nicht anti-irgendwas, dann ist man nur pro."
    Eine Cola für Frieden durch wirtschaftlichen Aufschwung also. Seit wenigen Monaten gibt es das Ein-Mann Projekt, das derzeit noch Verluste einfährt. Aber der Sommer kommt: Limonaden stehen in den Parks und am Kreuzberger Ufer hoch im Kurs. Ein Kiosk hat direkt zehn Kisten gekauft, ohne zu wissen, ob er sie los wird:
    "Geld ist im Leben nicht alles, Menschlichkeit ist auch sehr wichtig. Und als menschliche Unterstützung gegen Armut, gegen Unterdrückung, gegen Ungerechtigkeit und das ist alles."
    Auch wenn der Verkauf einiger hundert Flaschen keinen großen Profit verspricht, der Gewinn wird zukünftig zu 100 Prozent investiert – Denn in einem Land wie Palästina, da ist sich Jan sicher, können selbst wenige hundert Euro viel bewirken.
    Projekt soll auch andere inspirieren
    "Im Grunde genommen soll es wie ein Schneeball funktionieren, wenn dann über die Jahre hinweg Projekte und Unternehmen gefunden wurden in denen investiert wurde, dann fließt ja hoffentlich wieder was zurück und das wird dann eben wieder investiert. Und so sehe ich Shukran Cola als ein Projekt, als ein Unternehmen, was dann eben aber vor Ort in Palästina die wirtschaftliche Entwicklung durch Investition vorantreibt."
    Auf einer Party in Berlin Mitte wird die Cola an der Bar verkauft. Eine kleine palästinensische Flagge ist auf dem Etikett abgedruckt, umrahmt von dem Muster des Arafat-Schals, der Kufija. Die politische Botschaft kommt beim Szenepublikum gut an:
    "Die Cola ist super, weil der politische Hintergrund interessant ist und weil man mit der Cola zwar in kleinem Maße aber immerhin ein Beitrag zu dieser ganzen brisanten Situation im Nahen Osten leisten kann."
    "Palästina ist natürlich ne feine Sache, ich bin auf jeden Fall ein politischer Mensch und find's interessant, dass man so ne Idee mit ner politischen Idee verknüpft und versucht auch darüber Leute zu erreichen."
    "Schmeckt erfrischend anders, mal nicht wie ne klassische Cola und es ist halt auch für nen guten Zweck, ich mein, man kann Innovation in einem Land unterstützen, das ist doch an sich eine tolle Sache."
    Jan Mihm ist überzeugt, dass wirtschaftliche Impulse für Palästina Hoffnung und bessere Perspektiven bedeuten. Das sind wichtige Grundlagen für das palästinensische Selbstverständnis - und für zukünftige Friedensverhandlungen.