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Berlin
Erstmals Graffiti-Kunst aus dem Iran

In der Somos-Galerie in Berlin Kreuzberg wurde die erste iranische Graffiti-Ausstellung eröffnet. Insgesamt werden 26 Arbeiten von fünf iranischen Graffiti-Künstlern präsentiert. Sie beinhalten vor allem persische Schrift.

Von Bamdad Esmaili | 20.07.2015
    "Graffiti ist International, hat nicht nur mit Nationen zutun, kommt von Hip-Hop. Und ich weiß, dass man wenig weiß über die persische Kultur hier in Deutschland. Deswegen interessiert mich diese Ausstellung speziell", sagt diese Besucherin, die draußen in der Schlange steht, um reinzukommen.
    Bei der Eröffnung der Ausstellung "Tehran 94" war die Resonanz riesig. Allein gestern bei der Eröffnung kamen rund 1.000 Besucher in diese kleine Galerie in Kreuzberg. Die Leute mussten sich zum Teil bis zu einer Stunde draußen anstellen, weil es drinnen zu voll war. Wer geduldig war, kam dann endlich rein.
    Eine Band spielte elektronische "Sweet-Pop" Musik während die Besucher sich die Bilder ansahen. Bunte persische Schriftzüge in DIN A 4 Format und auch ein mal einen Meter große Abzüge der Wandmalerei aus Teheran sind im ineinander verschachtelten Raum zu sehen.
    "Also ich war davor schon zu paar Ausstellungen zu iranischer Kunst und dachte: Das ist mal was anderes. Vielleicht einfach mal schauen, wie es so aussieht."
    "Ich habe es gesehen im Internet und ich bin sehr an Teheran, Iran interessiert."
    Gesprühte Bilder mit persischer Schrift
    Bei der Graffiti-Ausstellung "Tehran 94" geht es vor allem um gesprühte Bilder mit persischer Schrift - also Kalligrafie. Man sieht zum Beispiel Textzeilen von einem bekannten iranischen Rapper oder Sprüche über einen berühmten iranischen Ringer. Der 23-jährige Graffiti-Sprüher Oham, der diese Ausstellung zusammengestellt hat, verfolgt damit mehrere Ziele.
    "Ein Ziel war es eine ausführliche Ausstellung zu konzipieren und zu zeigen, dass es Graffiti auch im Iran gibt. Es gibt diese Sprühkunst, es gibt, Rap, es gibt den Tanz. Nur ihr seht das nicht, weil das vielleicht in den Medien hier nicht gezeigt wird. Das war ein wichtiges Anliegen für uns. Zu zeigen: Der Iran ist nicht das was ihr vielleicht denkt."
    In diesen Tagen ist der seit zwei Jahren in Dortmund lebende Oham besonders glücklich, dass es zu einer Einigung im Atomkonflikt mit dem Iran gekommen ist.
    "Wir haben uns sehr gefreut. Weil nach dieser Einigung waren die Leute noch neugieriger zu erfahren, was im Iran so passiert."
    Und genau so war es auch. Auf der Facebook-Seite der Veranstaltung "Tehran 94" haben bis jetzt mehr als 11.000 Leute angegeben, dass sie die Ausstellung besuchen wollen. Damit hätten Oham und seine Freunde überhaupt nicht gerechnet.
    "Wir dachten so etwa 1.000 oder höchstens 2.000 Leute werden kommen und sich die Bilder angucken. Aber das Interesse ist viel größer als wir dachten. Und dazu kommt natürlich, dass wir stolz sind, gute Künstler aus dem Iran bei dieser Ausstellung dabei zu haben."
    Schwierig im Iran als Graffiti-Künstler zu überleben
    Insgesamt werden 26 Arbeiten von fünf iranischen Graffiti Künstlern gezeigt. Und zudem läuft ein Film über die Graffiti-Szene im Iran. Persönlich sind neben Oham aber keine Sprüher nach Deutschland gekommen, weil sie kein Visum bekommen haben. Oham selbst, der vor zwei Jahren nach Deutschland geflüchtet ist, wurde mehrmals im Iran wegen seiner Kunst verhaftet und als Satanist beschimpft. Er weiß wie schwierig es ist als Graffiti-Künstler im Iran zu leben.
    "Überall auf der Welt ist es so, dass Du - wenn du als Graffiti-Künstler erwischt wirst - höchstens eine Geldstrafe für Vandalismus zahlen musst. Im Iran ist es anders. Du kommst ins Gefängnis, wirst als Satanist beschimpft und politisch verfolgt. Obwohl ein Graffiti-Künstler, wie der Name schon sagt, ein Künstler ist. Unsere Botschaften in den Bildern sollen auf die Probleme der Menschen aufmerksam machen. Wir reden in der Gesellschaft über die Gesellschaft."
    Vielleicht hätten die Ausstellungsmacher mehr in diese Richtung zeigen sollen. Denn einige Besucher wollten mehr politische Statements sehen oder mehr über die Situation der Sprüher im Iran erfahren. Beides kam zu kurz. Dennoch waren die meisten Besucher positiv überrascht.
    "Mega Interessant. Hätte man nicht gedacht, dass die Sprayer-Szene im Iran existiert und auch so offen ist."
    "Es ist sehr interessant zu sehen wie persisches Graffiti aussieht. Das kennt man ja hier nicht. Und dass man die Gemeinsamkeiten sehen kann, das ist einer der großen Leistungen solcher Ausstellungen." - "Was sind denn die Gemeinsamkeiten?" - "Form, Farben, Haltung, Liebe."